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Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman

Titel: Sieben Tage für die Ewigkeit - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Gelegenheit gefunden habe, ihm zu sagen, wie sehr sie ihn vermisse. Als sie einige Stunden später ihre Einkäufe für das improvisierte Picknick erledigte, bemerkte sie nicht einmal, dass das Päckchen Kaugummi, das sie in ihren Einkaufswagen legte, nicht mit Minzegeschmack war.
    *
    Gefangen im Stau des Finanzviertels blätterte Lukas in einem Stadtführer. Was immer Blasius auch denken mochte, die Bedeutung seiner Mission rechtfertigte eine Erhöhung seiner Spesen: Er bat den Chauffeur, ihn am Nob Hill abzusetzen. Eine Suite im Fairmont, dem namhaften Luxushotel der Stadt, würde ihm entsprechen. Auf der Höhe der Grace Cathedral bog der Wagen in die California Street ein, fuhr unter das majestätische Vordach des Hotels und hielt vor dem roten, mit Goldfäden eingefassten Veloursteppich. Der Hoteldiener wollte seinen kleinen Koffer ergreifen, doch Lukas warf ihm einen Blick zu, der ihn auf Distanz hielt. Er dankte dem Portier, der die Drehtür für ihn in Bewegung setzte, nicht und eilte direkt zur Rezeption. Die Angestellte fand nicht die Spur von einer Reservierung. Lukas hob die Stimme und nannte die Frau unfähig. Sofort stürzte der Empfangschef herbei. In unterwürfigem Tonfall, gebräuchlich bei »schwierigen Spezialgästen« hielt er Lukas eine Magnetkarte hin, überschlug sich vor Entschuldigungen und hoffte, die Kategorie »Special Suite« würde ihn die leichten Unannehmlichkeiten vergessen machen, die ihm durch eine inkompetente Angestellte entstanden seien. Lukas griff ungeniert nach der Karte und bat, unter keinen Umständen gestört zu werden. Er tat so, als drücke er ihm einen Schein in die Hand, die so feucht war wie die von Blasius, und steuerte eiligen Schrittes auf den Lift zu. Mit leerer Hand und zorniger Miene wandte sich der Empfangschef um. Der Liftboy fragte seinen strahlenden Fahrgast höflich, ob er einen angenehmen Tag gehabt habe.
    »Was geht dich das an?«, erwiderte Lukas, als er die Kabine verließ.
    *
    Zofia parkte den Wagen am Bürgersteig. Sie stieg die Außentreppe des viktorianischen Hauses im Pacific-Heights-Viertel hinauf und traf auf ihre Vermieterin.
    »Wie schön, dass du von deiner Reise zurückgekehrt bist«, sagte Miss Sheridan.
    »Aber ich bin doch erst heute Morgen aufgebrochen!«
    »Bist du sicher? Mir kam es so vor, als wärst du gestern Nacht nicht da gewesen. Oh, ich weiß, ich mische mich wieder in Sachen ein, die mich nichts angehen, aber ich mag es nicht, wenn das Haus leer ist.«
    »Ich bin spät nach Hause gekommen, als Sie schon schliefen; ich hatte mehr Arbeit als gewöhnlich.«
    »Du arbeitest zu viel! In deinem Alter – und hübsch, wie du bist – solltest du deine Abende mit einem Liebsten verbringen.«
    »Ich muss schnell rauf und mich umziehen, aber ich schaue noch einmal vorbei, bevor ich gehe. Versprochen, Reine.«
    Der Schönheit von Reine Sheridan hatte die Zeit kaum etwas anhaben können. Ihre sanfte, tiefe Stimme war betörend, ihr leuchtender Blick zeugte von einem bewegten Leben, von dem sie nur die guten Erinnerungen hegte. Sie war eine der ersten großen Reisereporterinnen gewesen. Die Wände ihres Salons waren mit vergilbten Fotos bedeckt, die von ihren zahlreichen Expeditionen und Begegnungen zeugten. Dort, wo ihre Kollegen das Außergewöhnliche fotografiert hatten, hatte Reine das Alltägliche festgehalten und was es in ihren Augen an Schönem enthielt.
    Als ihre Beine den Strapazen einer weiteren Expedition nicht mehr gewachsen waren, zog sie sich in ihr Haus im Pacific-Heights-Viertel zurück. Sie war dort geboren und hatte sich am 2. Februar 1936, ihrem zwanzigsten Geburtstag, auf einem Frachter nach Europa eingeschifft. Sie war später dorthin zurückgekehrt, um mit ihrer einzigen Liebe – einen zu kurzen Augenblick des Glücks – zu leben.
    Seither hatte Reine allein in diesem großen Haus gewohnt, bis zu dem Tag, als sie eine kleine Annonce im San Francisco Chronicle aufgegeben hatte. »Ich bin Ihre neue roommate «, hatte Zofia lächelnd erklärt, als sie sich noch am Morgen des Erscheinens an ihrer Eingangstür vorstellte. Der entschiedene Tonfall hatte Reine beeindruckt, und am Abend desselben Tages war ihre neue Mieterin eingezogen und hatte im Laufe der Wochen das Leben einer Frau verändert, die sich heute glücklich schätzte, auf die Einsamkeit verzichtet zu haben. Und Zofia verbrachte ihre späten Abende liebend gerne in Gesellschaft ihrer Vermieterin. Wenn sie nicht zu spät nach Hause kam, sah sie durch die
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