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Sieben Siegel 09 - Tor zwischen den Welten

Sieben Siegel 09 - Tor zwischen den Welten

Titel: Sieben Siegel 09 - Tor zwischen den Welten
Autoren: Kai Meyer
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Nachfolgerin für mich gefunden wurde. Aber als du zur Siegelträgerin wurdest, war ich gerade in der Anderswelt – im Totenreich –, und ich fürchte, das hat die ganze Sache durcheinander gebracht. Die Meister des Neuen Jahrtausends, von denen ich die Siegel bekam, hatten eigentlich nicht vorgesehen, dass ich und meine Erbin Seite an Seite kämpfen würden.«
    Sie kratzte sich am Hinterkopf. »Alles eine Sache des Gleichgewichts zwischen Gut und Böse, schätze ich.«
    Kyra verstand nicht viel von dem, was ihre Mutter da redete, und doch verspürte sie bei Deas Worten einen heftigen Schwindel.
    »Wozu brauchen wir eigentlich den fliegenden Teppich? Wir haben doch deinen Mistelzweig!«
    Dea nickte. »Theoretisch könnten wir den Zweig zusammen benutzen. Aber er fliegt bedeutend schneller, wenn nur eine Person darauf sitzt. Deshalb werde ich den Zweig nehmen und du den Teppich.«
    Kyra riss die Augen auf. »Ich soll allein auf einem Teppich fliegen?«
    »Natürlich.« Dea wirkte ernsthaft erstaunt. »Wieso denn nicht? Außerdem werde ich die ganze Zeit über in deiner Nähe sein.« Mit einem schelmischen Lächeln fügte sie hinzu: »Falls du runterfällst, kann ich immer noch versuchen, dich aufzufangen.«
    »Wie tröstlich!«
    Dea lachte. »Einen Fallschirm werden wir hier im Museum jedenfalls nicht finden, fürchte ich.«
    Kyra ließ die Bemerkung unkommentiert und folgte ihrer Mutter bis zu einer Stelle, an der sich mehrere Gänge des kleinen Museums trafen und dabei einen kleinen Raum bildeten. Dort legten sie all die gefundenen Hexendinge auf einen Haufen – nur den Teppich rollten sie daneben aus, und Dea legte den Ast mit dem Mistelzweig dazu.
    »Und nun?«, fragte Kyra.
    »Mit diesen Dingen werden wir die magische Atmosphäre rund um das Museum stören und hoffen, dass das die Nymphen für einen Moment ablenkt, sodass wir entkommen können.«
    Kyra stellte keine weiteren Fragen. Sie hatte die Befürchtung, dass sie ohnehin nur einen Bruchteil von Deas Antworten begreifen würde. Stattdessen sah sie zu, wie ihre Mutter vor dem Berg aus Hexenutensilien in die Hocke ging, jeden einzelnen Gegenstand in die Hand nahm, ein paar unverständliche Silben darüber murmelte und all die Sachen in einem Kreis rund um den Teppich und den Mistelzweig ausbreitete. Es waren gerade genug Gegenstände, um den Zirkel zu schließen.
    »Komm her«, verlangte Dea. Kyra machte einen Schritt in den Kreis hinein. »Setz dich im Schneidersitz auf den Teppich, mit dem Gesicht nach Osten.«
    »Wo ist denn hier Osten?«
    Dea seufzte. »Zu dieser Seite hin.« Sie deutete in Richtung eines der Gänge.
    Kyra tat, was Dea verlangte, und sah dann zu, wie ihre Mutter sich neben ihr über den Ast am Boden kniete; wenn er jetzt aufwärts schwebte, würde er Dea mit sich vom Boden heben.
    »Es wird ein wenig Lärm geben«, warnte Dea sie. »Und ziemlich erbärmlich stinken.«
    Kyra nickte aufgeregt.
    »Der Teppich wird dich ganz sanft nach oben tragen. Wenn du willst, kannst du dich an seinen Rändern festhalten. Aber pass auf, dass du ihn dabei nicht allzu sehr zerknüllst, sonst fallt ihr vom Himmel wie ein Stein.«
    »Du machst mir wirklich Mut.«
    Dea grinste. »Nicht nötig. Davon hast du schon genug, sonst hätte dich das Arkanum längst erwischt.« Sie beugte sich zu Kyra herüber und gab ihr einen Kuss auf die Wange, ehe sie sich wieder ganz auf das konzentrierte, was vor ihnen lag.
    Sie sagte ein Wort – nur ein einziges –, und im selben Augenblick ging der Kreis aus Zauberutensilien in Flammen auf. Sie brannten grün und blau, manche sogar schwarz, sodass man sie kaum von dem Rauch unterscheiden konnte, der sich aus ihnen entwickelte. In Windeseile füllten sich die Gänge mit finsteren Schwaden. Das Heulen der Nymphen vor dem Museum brach schlagartig ab.
    »Magische Flammen«, rief Dea über das Knistern hinweg. »Sie verbrennen nur den Kreis, danach verlöschen sie von selbst.«
    Kyra hustete. »Was ist mit dem Dach? Wir werden uns schrecklich die Köpfe stoßen, falls wir tatsächlich abheben.«
    Ihre Mutter lachte siegessicher. »Natürlich werden wir abheben. Und wegen des Dachs … mach dir keine Gedanken!« Sie riss beide Arme empor, rief eine Kette kurzer Wörter in einer längst vergessenen Sprache, und mit einem Mal wölbte sich die Decke des Raumes nach oben wie ein Stück Luftballon.
    Ein kurzes Zittern durchlief den Teppich, dann schwebte er sanft aufwärts. Kyra hatte einen solchen Kloß im Hals, dass sie am liebsten
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