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Sieben Leben

Sieben Leben

Titel: Sieben Leben
Autoren: A Aschberg
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seinen eigenen Waffen zu schlagen. Ich sagte
nur: Super eilig, super wichtig...
    Während ich Sabine mit einem generösen Wink bedeutete, sich
um das gebrauchte Kaffeegeschirr zu kümmern, begleitete ich meinen Gast
persönlich bis nach unten zum Empfang. Soviel Zeit mußte sein. So wie es
aussah, lief neben mir schließlich ein Mann, der in Zukunft zu den wichtigsten
Leute in der Firma zählen würde. Da durfte man ruhig sehen, wer diesen Fisch an
Land gezogen hatte.
    Wir verabschiedeten uns herzlich und Abu Scharulf ließ mich
nochmals wissen, wie sehr es ihn freue, hier bei uns ein neues Leben zu
beginnen.
    Ehrensache.
    Sehr mit mir zufrieden betrat ich wieder mein kleines Reich
aus Chrom und Erle. Ich saß noch nicht richtig, als bereits das Telefon
klingelte. Na also, dachte ich. Früher als erwartet.
    Die Formulierung ein
neues Leben ging mir kurz durch den Sinn. Interessante Wortwahl. Es
klingelte zum zweiten Mal. War das ein kleiner Mißklang? Aber wer kannte sich
schon so genau aus mit den Feinheiten des arabischen Kulturraums? Ich war
anderen Nationalitäten gegenüber jedenfalls offen. Wir waren schließlich ein weltweit
agierendes Unternehmen.
    Das dritte Klingeln. Ich wartete noch einen Moment und nahm erst
mit dem nächsten Klingeln den Hörer ab. Wie ich vermutet hatte, war Dr. August
Friedrich Meierfeld direkt in der Leitung. Nicht das übliche Spiel mit seinem Vorzimmerdrachen.
Die hätte spätestens nach dreimal Klingeln wieder aufgelegt und einen dafür bei
nächster Gelegenheit zur Strafe ins offene Messer rennen lassen. Manchmal hatte
ich den Eindruck, sie betrachtete ihre eigene Zeit als noch kostbarer, als die ihres
Chefs. Und die war schon super kostbar. Ich schmunzelte.
    "Was höre ich da", fragte Meierfeld als Begrüßung.
"Sie sind bereits fündig geworden mit unserem neuen Projektleiter?!"
    "Allerdings. War ein hartes Stück Arbeit, aber ich weiß
ja, wie dringlich das Thema für uns ist. Deshalb dachte ich, Sie wollen sich
den Kandidaten sicherlich so schnell wie möglich selbst anschauen. Zum Glück
konnte ich gleich für morgen früh etwas arrangieren. Es war nicht ganz einfach.
Der Mann kommt immerhin aus... ähm... aus Kairo". Ich hatte keine Ahnung,
wo der Typ eigentlich herkam, aber Kairo erschien mir ganz plausibel für einen
Ägypter. Im richtigen Moment mußte man auch mal improvisieren.
    "So, aha." Meierfeld rang sichtlich mit sich, mir
das angemessene Lob zu zollen.
    "Das haben Sie völlig richtig gemacht“, sagte er
schließlich. „Ich kann mir das einrichten."
    Na also.
    "Sie haben den Mann doch auf Herz und Nieren
gecheckt?", wollte Meierfeld wissen.
    "Selbstverständlich. Erstklassige Ausbildung, perfekte
Umgangsformen, durchsetzungsstark und erfahren. Der Mann weiß, wovon er
spricht, wenn es um Bauprojekte geht."
    "Ausgezeichnet", sagte Meierfeld. "Wir haben
es mit einem hochsensiblen Thema zu tun. Es ist das erste Mal, dass wir ein
komplettes Hybrid-Kraftwerk schlüsselfertig in den Nahen Osten ausliefern. Das
Ganze ist nicht nur technisch äußerst heikel, sondern hat auch eine politische
Komponente."
    Das mit dem Hybrid-Kraftwerk hörte ich zum ersten Mal. Aber
was den Nahen Osten anging, konnte ich Meierfeld beruhigen. "Der Mann
kommt praktisch aus dieser Ecke der Welt", sagte ich.
    "Und da ist er ein erfahrener Mann, was
Hybrid-Kraftwerke angeht?! Wo doch die Gegend da unten nicht gerade führend auf
diesem Gebiet ist?" Meierfeld lachte. "Ist auch gut so, sonst
bräuchten die uns ja gar nicht!"
    "Eben!" Ich lachte auch, worauf Meierfeld sogleich
wieder ernst wurde. Vertraulichkeiten über die Hierachieebenen hinweg waren
seine Sache nicht; und wenn es sich um ein gemeinsames Lachen handelte.
    "Wie heißt der Mann eigentlich?", wollte er
wissen.
    Die Frage brachte mich kurz aus dem Konzept. "Abu
Schlemil..., nein, Moment... Abu Schlechin..."
    "Wie denn jetzt?", brummte Meierfeld. Ich warf
einen Blick auf die Akte.
    "Abu del Sarif. So heißt der Mann."
    "Wie alt?"
    "So Anfang Vierzig, würde ich sagen."
    "Und wie alt genau, würden Sie sagen?" Wie alle
Techniker war Dr. Meierfeld ein Zahlenmensch. "Sie müssen doch Zeugnisse
und so weiter haben. Da steht das normalerweise drin", schob er bissig
nach.
    Ich haßte es, wenn er diesen sind-denn-die-Personaler-selbst-dafür-zu-blöd
Unterton anschlug. Was bildete sich dieser Zahlenfetischist überhaupt ein?!
Aber ich blätterte trotzdem gehorsam durch die Unterlage. Jetzt keine Blöße
geben.
    "Da haben wir's doch schon",
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