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Sieben Leben

Sieben Leben

Titel: Sieben Leben
Autoren: A Aschberg
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dass er Ihnen
schmeckt", erwiderte ich im gleichen belanglosen Tonfall. Meine
Nackenhaärchen, die sich eben noch aufgeregt durch meinen Hemdkragen bohren
wollten, machen es sich wieder hinten am Hals bequem.
    Alles in allem schien der Mann in kniffligen Situationen durchaus
die notwendige Stärke zeigen zu können.
    Ich wechselte erneut das Thema, war aber nur noch halbherzig
bei der Sache. Ich erwartete nicht mehr wirklich, auf eine Schwäche zu stoßen.
    "Wer war Ihr letzter Auftraggeber, wenn ich fragen
darf?"
    Wieder dieses selbstsichere, aber keinesfalls überhebliche
Lächeln. "Das jordanische Königshaus. Wie Sie meinen Referenzen entnehmen
können, war man sehr zufrieden mit meiner Arbeit".
    "Natürlich, natürlich". Das jordanische
Königshaus. Wer sonst?! Und davor wahrscheinlich der japanische Kaiser, aber
ich behielt diesen Gedanken vorsorglich für mich. Schließlich hatte ich die
Unterlage nicht wirklich gründlich studiert, am Ende stimmte es.
    "Was war denn das größte Team, das Sie bisher geleitet
haben?", wollte ich wissen. Da wir für unser neues Kraftwerk mit mehreren
hundert Beschäftigten vor Ort rechneten, wußte ich, dass das ein wichtiges
Entscheidungskriterium für Meierfeld war.
    "Auf meiner größten Baustelle habe ich ein Team von
fast 50 Personen aufgebaut, und..."
    "50 Personen?", unterbrach ich. Hatte ich ihn am
Ende doch noch erwischt. "Ich meine, 50 Leute sind natürlich schon ein
ganz ordentliches Projektteam. Aber aufgrund Ihrer Schilderungen hatte ich
angenommen, ..."
    Ich machte eine kleine Kunstpause, um meinem Gegenüber
Gelegenheit zum Einhaken zu geben. Auf diese Erklärung war ich aber gespannt.
    "50 Teilprojektleiter", präzisierte Abu Scharif.
"Das war unsere Führungsmannschaft, wenn Sie so wollen." Wieder
dieses enervierende Lächeln.
    "In Summe war ich verantwortlich für fast 10.000
Menschen".
    Das saß! 10.000 Menschen, das waren fast so viele, wie
unsere gesamte Unternehmensgruppe aufzubieten hatte. Von so einer Baustelle
hatte ich überhaupt noch nicht gehört. Nicht in unserer Branche und auch sonst
nicht.
    "In Afrika arbeiten wir noch ziemlich
personalintensiv", erläuterte Abu Schenref.
    "Natürlich..., ähm, sehr beeindruckend. Wirklich sehr
beeindruckend!" Ich war tatsächlich beeindruckt. Das war unser Mann, gar
keine Frage. Ein absoluter Glücksfall, und das gleich im ersten Gespräch. Aber
gut, das war natürlich auch meine Stärke. Der richtige Riecher spielte eine große
Rolle. Schließlich hätte ich auch einen anderen Kandidaten aus dem Stapel
ziehen können, als ich Sabine letzte Woche bat, so schnell wie möglich irgendeinen
Termin zu vereinbaren, um Meierfeld ruhig zu stellen.
    Gut, genaugenommen hatte Sabine ihn aus dem Stapel gezogen,
den ich ihr auf den Schreibtisch geknallt hatte. Aber das war letztlich das
Gleiche. Ich hatte mein Umfeld eben auf Vordermann gebracht, so dass alle den
gleichen guten Riecher hatten, wie ich selbst. Und den durften sie bei mir auch
mal einsetzen, weil ich Wert auf persönliche Entfaltungsräume legte.
    Freudestrahlend bescheinigte ich meinem Gast, dass wir sehr
großes Interesse an ihm hätten.
    "Wären Sie denn gleich morgen früh für ein weiteres
Gespräch verfügbar?", wollte ich wissen. "Unser Vorstand würde Sie
sicherlich gerne kennenlernen und auch den finanziellen Rahmen mit Ihnen
abstecken". Das war eine dieser   Provokationen
von Meierfeld. Bei den Top-Leuten in seinem Ressort wollte er immer selbst das
Finanzielle regeln. Was glaubte er eigentlich, wofür die Firma eine Personalabteilung
hatte?! Aber egal. Ich war schon sehr gespannt auf sein Gesicht, wenn er
erfuhr, dass ich ihm sein kleines Problem innerhalb eines einzigen Tages vom
Hals geschafft hatte.
    Abu Scharif deutete eine leichte Verbeugung an.
"Selbstverständlich."
    "Sabine, lassen Sie doch bitte gleich mal einen Termin
in Dr. Meierfelds Kalender eintragen."
    "Ich bin flexibel", sagte Abul Sarif. "Sie
können die ganze Woche über mich verfügen."
    "Wie wäre es gleich morgen um acht?", wollte ich
von meinem Gast wissen.
    "Sehr gerne."
    "Also, Sabine, morgen um acht!"
    "Aber..." Sabine wußte so gut wie ich, dass
Meierfeld kurzfristige Termine haßte. Morgens um acht gleich dreimal, denn da hatte
er einen fester Zeitslot für die Frühbesprechung mit seinem Vorzimmerdrachen
reserviert.
    "Das geht schon in Ordnung", beschied ich Sabine.
"Die Sache hat höchste Priorität". Die Gelegenheit war einfach zu
schön, Dr. A. F. Meierfeld mal mit
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