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Sieben Jahre später

Sieben Jahre später

Titel: Sieben Jahre später
Autoren: Guillaume Musso
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gezögert!«
    Ohne seine Betroffenheit zu zeigen, fuhr Sebastian mit ruhigerer Stimme fort: »Wir werden Jeremy finden«, versprach er. »Aber du musst mir alles erzählen. Von Anfang an.«
    Noch immer argwöhnisch, brauchte Nikki eine Weile, bis sie ihren Widerstand aufgab.
    »Setz dich, ich koche Kaffee.«

Kapitel 6
    »Ich habe Jeremy am Samstagmorgen gegen zehn Uhr zum letzten Mal gesehen, kurz bevor er zum Boxen gegangen ist.« Nikki sprach mit zitternder Stimme.
    Sebastian runzelte die Stirn. »Seit wann geht er boxen?«
    »Seit über einem Jahr. Kommst du vom Mond oder was?«
    Er sah sie ungläubig an. Das Bild von Jeremy, einem spindeldürren Jungen, tauchte vor seinem inneren Auge auf. Er konnte sich seinen Sohn nur schwer im Boxring vorstellen.
    »Wir haben zusammen gefrühstückt«, fuhr Nikki fort. »Dann haben wir unsere Sachen gepackt. Es war alles etwas hektisch. Lorenzo wartete unten auf mich. Wir wollten das Wochenende über in die Catskills fahren und …«
    »Lorenzo?«
    »Lorenzo Santos, mein Freund.«
    »Ist das immer noch der Bulle oder schon wieder ein Neuer?«
    »Verdammt, Sebastian, was soll das?«, ereiferte sie sich.
    Er entschuldigte sich mit einer Handbewegung.
    Sie fuhr fort: »Kurz bevor ich die Wohnung verlassen habe, bat Jeremy mich um die Erlaubnis, bei seinem Freund Simon zu übernachten. Ich habe Ja gesagt. Das war für einen Samstagabend normal, fast schon Gewohnheit, dass sie mal bei uns, mal dort übernachteten.«
    »Das Neueste, was ich höre.«
    Sie ging nicht darauf ein. »Er gab mir einen Kuss und war weg. Er hat sich das ganze Wochenende nicht gemeldet, aber ich habe mir deshalb keine Gedanken gemacht.«
    »Also, wie kann man nur …«
    »Er ist fünfzehn Jahre alt und kein Baby mehr. Und Simon ist fast volljährig.«
    Sebastian verdrehte die Augen, enthielt sich aber jeglichen Kommentars.
    »Sonntagabend bin ich zurückgekommen. Da es schon spät war, habe ich bei Santos übernachtet.«
    Er warf ihr einen kalten Blick zu, bevor er fragte: »Und Montagmorgen?«
    »Ich habe gegen neun Uhr zu Hause vorbeigeschaut. Um diese Zeit ist er in der Regel in der Schule. Es war normal, dass er nicht da war.«
    Sebastian wurde ungeduldig. »Und dann?«
    »Ich habe den ganzen Tag für meine Gemäldeausstellung im BWAC gearbeitet, das ist ein Gebäude in der Nähe der Kais, in dem ein Künstlerkollektiv …«
    »Okay, Nikki, erspare mir die Einzelheiten!«
    »Am Nachmittag fand ich auf meinem Anrufbeantworter eine Nachricht vom College, Jeremy habe die Schule geschwänzt.«
    »Hast du bei den Eltern von dem anderen Burschen angerufen?«
    »Ich habe gestern Abend mit Simons Mutter gesprochen. Sie sagte mir, ihr Sohn sei bereits seit mehreren Tagen auf einer Studienreise. Jeremy hat also am Wochenende gar nicht dort übernachtet.«
    Sebastians Handy vibrierte in seiner Tasche. Er schaute auf das Display: Es waren die Typen von Farasio, die sich vermutlich um die Expertise für ihre Geige sorgten.
    »Da bekam ich es wirklich mit der Angst zu tun«, fuhr Nikki fort. »Ich wollte zur Polizei gehen, aber … ich war mir nicht sicher, ob die mich ernst nehmen würden.«
    »Warum?«
    »Um ehrlich zu sein, es ist nicht das erste Mal, dass Jeremy nicht nach Hause kommt …«
    Sebastian fiel aus allen Wolken und seufzte.
    Nikki erklärte: »Letztes Jahr im August habe ich zwei Tage lang nichts von ihm gehört. Ich war völlig aufgelöst und habe das Polizeirevier Bushwick über sein Verschwinden informiert. Am dritten Tag tauchte er schließlich wieder auf. Er hatte lediglich eine Wanderung im Adirondack Park unternommen.«
    »So ein kleiner Idiot!«, schimpfte Sebastian.
    »Du kannst dir die Reaktion der Beamten sicher vorstellen. Sie haben sich ein Vergnügen daraus gemacht, mich ins Gebet zu nehmen, haben mir vorgeworfen, ich hätte ihre Zeit gestohlen und hätte meinen Sohn nicht im Griff.«
    Sebastian konnte sich die Szene vorstellen. Er schloss die Augen, fuhr sich über die Lider und schlug vor: »Dieses Mal werde ich sie benachrichtigen, aber nicht irgendeinen kleinen Angestellten. Ich kenne den Stadtteilbürgermeister. Seine Tochter geht in dieselbe Klasse wie Camille, und ich habe die Geige seiner Frau repariert. Ich werde ihn bitten, einen Kontakt herzustellen mit …«
    »Warte, du weißt noch nicht alles, Sebastian.«
    »Was gibt es denn noch?«
    »Jeremy hatte schon mal ein kleines Problem: Er ist vorbestraft.«
    Er starrte seine Exfrau ungläubig an. »Machst du Witze? Und davon
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