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Sieben Jahre später

Sieben Jahre später

Titel: Sieben Jahre später
Autoren: Guillaume Musso
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a-changing«, wie bereits Bob Dylan gesungen hat …
    In einem anderen Regalfach fand er eine Menge Theoriebücher über das Pokern sowie ein langes Aluminiumköfferchen mit zehn Reihen Keramikjetons und zwei Kartenspielen.
    »Was ist denn hier los? Ist das eine Spielhölle?«
    »Ich habe ihm diesen Koffer nicht gekauft«, versuchte Nikki, sich zu verteidigen. »Aber ich weiß, dass er in letzter Zeit häufig pokert.«
    »Mit wem?«
    »Mit seinen Schulkameraden, denke ich.«
    Sebastian zog eine Grimasse. Das gefiel ihm überhaupt nicht.
    Es war ein gewisser Trost für ihn, dass auf dem Regal auch einige »richtige« Bücher standen: Der Herr der Ringe, Der Wüstenplanet , Die Zeitmaschine, Blade Runner , die Trilogie Foundation …
    Neben den wesentlichen Dingen eines jeden Geeks, der diesen Namen verdient, fanden sich auch ein Dutzend Drehbücher und Biografien von Stanley Kubrick, Quentin Tarantino, Christopher Nolan und Alfred Hitchcock.
    »Interessiert er sich denn für Filme?«, fragte Sebastian erstaunt.
    »O ja! Sein Traum ist es, Regisseur zu werden. Hat er dir nie seine Amateurfilme gezeigt? Du weißt wahrscheinlich nicht einmal, dass er eine Kamera besitzt, oder?«
    »Nein«, musste er zugeben.
    Mit einer gewissen Traurigkeit wurde ihm klar: Er kannte seinen Sohn nicht. Und das hing nicht nur damit zusammen, dass er ihn selten sah. In den letzten Jahren hatten sie sich immer mehr auseinandergelebt. Es hatte nicht einmal mehr Kontra gegeben. Nur Gleichgültigkeit. Angesichts der Tatsache, dass Jeremy, weil er seiner Mutter zu sehr glich, nicht der Sohn war, den er gern gehabt hätte, hatte Sebastian sich für seine Entwicklung, seine schulische Laufbahn und seine beruflichen Wünsche nicht mehr interessiert. Langsam, aber sicher hatte er das Handtuch geworfen, ohne große Schuldgefühle.
    »Ich finde seinen Ausweis nicht«, sagte Nikki beunruhigt, während sie die Schreibtischschubladen durchsuchte.
    Nachdenklich drückte Sebastian auf die Eingabetaste des Computers. Jeremy war ein Fan von Onlinerollenspielen. Auf dem Monitor leuchtete der Bildschirmschoner auf – ein Bild aus World of Warcraft . Das Betriebssystem forderte zur Eingabe des Passworts auf.
    »Das kannst du dir abschminken«, sagte Nikki. »Er ist bei allem, was seinen Computer betrifft, völlig verrückt und weiß auf diesem Gebiet mehr als du und ich zusammen.«
    Schade. Diese Sperre beraubte sie einer überaus wichtigen Informationsquelle. Sebastian folgte dem Rat seiner Exfrau und verzichtete auf den Versuch, das Passwort zu knacken. Immerhin machte er eine externe Festplatte ausfindig, die an den PC angeschlossen war. Vielleicht war wenigstens sie nicht durch ein Passwort geschützt.
    »Hast du einen Laptop? Wir könnten versuchen, die Festplatte dort anzuschließen.«
    »Ich hole ihn.«
    Während Nikkis Abwesenheit betrachtete er die hintere Zimmerwand, auf der Jeremy ein mystisches »Fresko« aufgesprüht und koloriert hatte – ein gnädiger Christus, in einer blaugrünen Wolke schwebend. Er näherte sich der Komposition und inspizierte die Farbdosen, die auf dem Boden standen. Trotz des offenen Fensters lag noch immer ein starker Geruch nach Lösungsmittel in der Luft. Das Graffito war erst kürzlich entstanden.
    »Hat er sich dem Mystizismus zugewandt?«, fragte er, als Nikki zurückkam.
    »Nicht, dass ich wüsste. Ich finde das sehr schön.«
    »Im Ernst? Die Liebe macht dich blind …«
    Sie reichte ihm ihren Laptop und sah ihn zornig an. »Sie hat mich vielleicht blind gemacht, als ich dir begegnet bin, aber …«
    »Aber?«
    Nikki wollte keinen Streit. Es gab Dringlicheres zu tun.
    Sebastian nahm den Laptop, schloss die Festplatte an und prüfte den Inhalt. Das externe Gerät war vollgestopft mit Filmen und Musikdateien, die aus dem Internet heruntergeladen worden waren. Offenbar war Jeremy begeisterter Fan einer Rockgruppe, The Shooters . Sebastian schaute sich einen kurzen Ausschnitt einer Konzertaufnahme an: ein etwas plumper Garagenrock, ein schwacher Abklatsch der Strokes oder der Libertines .
    »Kennst du diesen Mist?«
    »Das ist eine Gruppe aus Brooklyn«, erklärte Nikki. »Jeremy geht häufig in ihre Konzerte.«
    Was für ein Elend , dachte er bei ihren Worten.
    Bei der Durchsicht der anderen Dateien entdeckte er Dutzende Fernsehserien, von denen er noch nie etwas gehört hatte, sowie Filme mit ziemlich eindeutigen Titeln, in denen es von Begriffen wie fuck , boobs und MILF nur so wimmelte.
    Um sein Gewissen zu
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