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Sieben Jahre später

Sieben Jahre später

Titel: Sieben Jahre später
Autoren: Guillaume Musso
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schmerzliche Erinnerungen mit sich, ließ schlecht verheilte Wunden wieder aufbrechen, die ihn ermahnten, Nikkis wahres Gesicht nicht zu vergessen: das einer Frau, die niemals verlässlich sein würde, der er niemals würde vertrauen dürfen.
    In einer Anwandlung von Zorn packte er sie bei den Schultern und presste sie gegen ein Metallregal.
    »Wenn du auch nur im Entferntesten meinen Sohn in deine Drogengeschäfte hineingezogen hast, werde ich dich vernichten, verstanden?« Er verstärkte seinen Griff, drückte beide Daumen auf ihre Kehle. »Verstanden?«, wiederholte er.
    Sie bekam keine Luft und konnte nicht antworten.
    Von Wut und Verbitterung überwältigt, verstärkte er den Druck. »Schwöre mir, dass Jeremys Verschwinden nichts mit deinen Drogengeschichten zu tun hat!«
    Durch einen Selbstverteidigungsgriff hatte Nikki sich befreien können. Blitzschnell nahm sie eine rostige Gartenschere und setzte deren Spitze ihrem Exmann auf die Brust.
    »Wenn du es noch einmal wagst, die Hand gegen mich zu erheben, dann mache ich dich fertig, kapiert?«

Kapitel 9
    Die South Brooklyn Community High School war ein großes Gebäude aus braunem Backstein an der Conover Street. Es war Mittagessenszeit. Aufgrund der Anzahl von food trucks , die vor der Einrichtung standen, konnte man davon ausgehen, dass das Essen der Schulkantine nicht berühmt war.
    Misstrauisch näherte sich Sebastian einer dieser »rollenden Feinschmeckertheken«, die seit einigen Jahren durch die Stadt fuhren, um die New Yorker satt zu bekommen. Jeder dieser Trucks hatte seine Spezialität: Hummer-Hotdogs, Tacos, Dim Sum, Falafels. Sehr auf Hygiene bedacht, mied Sebastian in der Regel derartige Experimente, aber er hatte seit dem Vorabend kaum etwas gegessen, und sein Magen rebellierte bereits.
    »Ich rate dir von den südamerikanischen Spezialitäten ab«, warnte Nikki ihn.
    Aus Trotz ignorierte er diesen Hinweis und bestellte sich eine Portion Ceviche, ein peruanisches Gericht mit rohem mariniertem Fisch.
    »Wie sieht dieser Thomas aus?«, fragte er, als die Schulglocke ertönte, um das Unterrichtsende anzukündigen, und die Schüler auf den Bürgersteig strömten.
    »Ich gebe dir ein Zeichen«, antwortete sie und kniff die Augen zusammen, um den Jungen nicht zu übersehen.
    Sebastian bezahlte sein Essen und probierte den Fisch. Er schluckte den ersten Bissen. Die extrem scharfe Marinade brannte sofort in seiner Speiseröhre, sodass er eine Grimasse schnitt.
    »Ich hatte dich gewarnt.« Nikki seufzte.
    Um das Feuer in seiner Kehle zu besänftigen, leerte er in einem Zug das Glas Horchata, das der Verkäufer ihm anbot. Die bräunliche Pflanzenmilch hatte einen ekligen Vanillegeschmack, der Brechreiz bei ihm auslöste.
    »Da ist er!«, rief Nikki und deutete auf einen jungen Mann in der Menge.
    »Welcher? Der Picklige oder das kleine Backpfeifengesicht?«
    »Du lässt mich reden, einverstanden?«
    »Wir werden sehen …«
    Röhrenjeans, Wayfarer-Brille, knappe schwarze Jacke, lässiger Gesichtsausdruck, geschickt zerzauster Haarschopf, offenes weißes Hemd über einem schwächlichen Brustkorb. Thomas gab sich große Mühe mit seinem Erscheinungsbild. Er musste jeden Morgen stundenlang im Bad stehen, um letzte Hand an sein Outfit als jugendlicher Rocker zu legen.
    »Hi! Thomas!«
    »Hallo, Ma’am«, antwortete er und strich sich eine störrische Haarsträhne aus der Stirn.
    »Du hast auf meine Nachricht nicht geantwortet.«
    »Na ja, ich hab nicht viel Zeit.«
    »Nichts von Jeremy gehört?«
    »Nein. Hab ihn seit Freitag nicht gesehen.«
    »Keine Mails, keine Anrufe, keine SMS?«
    »Nichts.«
    Sebastian sah sich den Teenager etwas genauer an. Er mochte weder den Tonfall noch das Gehabe dieses kleinen Nerds, der Gothikringe, einen Perlmuttrosenkranz und Armreifen trug. Er verbarg jedoch seine Feindseligkeit und fragte: »Hast du gar keine Idee, wo er sein könnte?«
    Thomas wandte sich Nikki zu. »Wer is’ das denn?«
    »Ich bin der Vater, du kleiner Idiot!«
    Der Junge wich einen Schritt zurück, wurde dann jedoch etwas gesprächiger. »In letzter Zeit haben wir uns seltener gesehen. Jerem’ schwänzte alle Proben unserer Gruppe.«
    »Warum?«
    »Er spielte lieber Poker.«
    »Wirklich?«, fragte Nikki beunruhigt.
    »Ich denke, er brauchte Kohle. Ich glaube, er hat sogar seine Bassgitarre verkauft und seine Digitalkamera bei eBay angeboten.«
    »Kohle wofür?«, wollte Nikki wissen.
    »Keine Ahnung. Also ich muss dann mal gehen.«
    Aber Sebastian packte
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