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Sieben Jahre später

Sieben Jahre später

Titel: Sieben Jahre später
Autoren: Guillaume Musso
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beruhigen, öffnete er eine dieser Dateien. Eine üppige Krankenschwester erschien auf dem Bildschirm und knöpfte verführerisch ihre Bluse auf, bevor sie ihren merkwürdigen Patienten oral verwöhnte.
    »Gut, das reicht!«, rief Nikki aufgebracht. »Das ist ja widerlich.«
    »Eine Krankheit muss man nicht gleich daraus machen«, besänftigte Sebastian sie.
    »Stört es dich nicht, dass sich dein Sohn Pornos ansieht?«
    »Nein. Um ehrlich zu sein, beruhigt es mich eher.«
    »Das beruhigt dich!«
    »Bei seinen androgynen Klamotten und unmännlichen Gesichtszügen habe ich mich schon gefragt, ob er nicht vielleicht homosexuell ist.«
    Sie sah ihn empört an. »Glaubst du tatsächlich, was du da sagst?«
    Er antwortete nicht.
    Sie ließ nicht locker. »Selbst wenn er schwul wäre, sehe ich nicht, wo das Problem wäre.«
    »Nachdem er es ja nicht ist, können wir die Diskussion als beendet betrachten.«
    »Was deine Einstellung angeht, bist du noch immer im neunzehnten Jahrhundert verhaftet, wie ich sehe. Das ist erschreckend.«
    Er hütete sich, in diese Diskussion einzusteigen. Trotzdem überhäufte sie ihn weiter mit Vorwürfen.
    »Du bist nicht nur homophob, sondern unterstützt auch noch diese Art Filme und das abwertende Frauenbild, das sie vermitteln.«
    »Ich bin nicht homophob und befürworte dies absolut nicht«, verteidigte sich Sebastian, der vorsichtig den Rückzug antrat.
    Er öffnete die erste Schreibtischschublade und entdeckte Dutzende bunter Dragees, die aus einer Großpackung M&M’s herausgefallen waren. Inmitten der Süßigkeiten fand er die Visitenkarte eines Tätowierers aus Williamsburg, die an eine noch unfertige Skizze eines Drachens geheftet war.
    »Ein Tattooprojekt. Er ist offenbar entschlossen, uns nichts zu ersparen. Irgendwo muss er eine geheime Liste haben, die unter den Teenagern kursiert. Eine Ansammlung aller Dummheiten, die man machen kann, um die Eltern zu ärgern.«
    Nikki unterbrach seine Suche und beugte sich über die Schublade. »Hast du das gesehen?«, fragte sie und deutete auf ein noch in Zellophan verpacktes Päckchen Präservative.
    »Dein kleiner Liebling hat also eine Freundin?«
    »Davon weiß ich nichts.«
    Sebastian dachte kurz an die Pillen, die er zwei Stunden zuvor in Camilles Zimmer gefunden hatte. Pillen für die eine, Kondome für den anderen: Ob er es wollte oder nicht, seine Kinder wurden groß. Bei Jeremy erfüllte es ihn mit Genugtuung. Was seine Tochter betraf, erschreckte ihn diese Entwicklung. Er fragte sich gerade, ob er mit Nikki darüber sprechen sollte, als er auf einen zur Hälfte gerauchten Joint stieß.
    »Das Haschisch stört mich mehr als der Porno! Wusstest du, dass er diesen Mist raucht?«
    In die Erforschung der Kommode vertieft, begnügte sie sich mit einem Schulterzucken.
    »Ich habe dich etwas gefragt!«
    »Warte! Schau dir das an.« Beim Hochheben eines Stapels von Sweatshirts war sie auf ein Handy gestoßen. »Jeremy würde nie ohne sein Handy fortgehen«, versicherte sie.
    Sie reichte Sebastian das Mobiltelefon. Als er es aus der Hülle zog, entdeckte er eine Kreditkarte, die zwischen Handy und Hülle steckte.
    Er wäre auch nie ohne diese Kreditkarte fortgegangen … dachten beide, während sie einen ernsten Blick wechselten.

Kapitel 8
    Der Duft von Rosmarin und Wildblumen erfüllte die Luft. Eine belebende Brise ließ den Lavendel und die Sträucher erzittern. Das Flachdach der ehemaligen Fabrik, das in einen Biogemüsegarten umfunktioniert worden war, bot eine überraschende Sicht auf den East River, die Skyline von Manhattan und die Freiheitsstatue.
    Sichtlich nervös war Nikki auf die Aussichtsplattform gelaufen, um eine Zigarette zu rauchen. An einen Backsteinkamin gelehnt, beobachtete sie Sebastian, der zwischen den Teakholz-Pflanzkästen mit Kürbissen, Gurken, Auberginen, Artischocken und Duftkräutern herumspazierte.
    »Gibst du mir auch eine?«, fragte er. Er lockerte seine Krawatte und öffnete den oberen Hemdknopf, um das Nikotinpflaster vom Schulterblatt zu entfernen.
    »Das scheint mir nicht besonders vernünftig.«
    Er ignorierte die Bemerkung, steckte sich die Zigarette an und nahm einen tiefen Zug, bevor er sich die Schläfen massierte. Von einer dumpfen Unruhe gequält, resümierte er in Gedanken, was die Durchsuchung von Jeremys Zimmer ergeben hatte. Er hatte gelogen, als er um die Erlaubnis bat, bei seinem Freund Simon übernachten zu dürfen, denn er hatte ja bestimmt gewusst, dass dieser sich auf einer
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