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Sie kam, sah und liebte

Sie kam, sah und liebte

Titel: Sie kam, sah und liebte
Autoren: Gibson Rachel
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sie aus seinem Kopf vertrieben hatte und sich wieder voll aufs Spiel einstellen konnte.
    Eine Woche später stellte sich heraus, dass er richtig kalkuliert hatte. Zum Teil wenigstens. Er war wieder in Topform. Spielte wieder mit Geschick statt mit brachialer Gewalt, aber noch war es ihm nicht gelungen, Jane endgültig aus seinen Gedanken zu verbannen.
    Am Tag seiner Rückkehr nach Seattle fühlte er sich wund an Leib und Seele. Er wollte nur noch auf dem Sofa lümmeln, sich entspannen, unsinnige Sendungen im Fernseher ansehen, bis Marie von der Schule zurückkam. Dann konnten sie sich vielleicht etwas zu essen kommen lassen und ein nettes, entspanntes Abendbrot miteinander genießen.
    Er hätte es besser wissen müssen. Es war doch immer so mit seiner Schwester. Eben war noch eitel Sonnenschein, im nächsten Moment ging alles den Bach hinunter. Eben noch erzählte sie ihm von ihrem Tag in der Schule, und dann zog sie ihr übergroßes Sweatshirt aus. Luc vergaß, den Mund wieder zu schließen, als er ihr enges T-Shirt und ihre Brüste genauer ansah. Sie wirkten bedeutend größer als bei seiner Abreise vor einer Woche. Es war nicht so, dass er sie anstarrte, aber der Unterschied stach ihm doch ins Auge.
    »Was hast du da an?«
    »Mein Bebe-T-Shirt.«
    »Deine Brüste sind viel größer als letzte Woche. Trägst du etwa einen gepolsterten BH?«
    Sie schützte ihren Busen mit gekreuzten Armen, als wäre er ein Sittenstrolch. »Das ist ein Push-up-BH.«
    »So etwas kannst du außerhalb der Wohnung nicht tragen. « Er konnte sie doch nicht mit derart vergrößertem und betontem Busen draußen frei herumlaufen lassen.
    »Ich habe ihn die letzte Woche in der Schule angehabt.«
    Um Himmels willen, er war bereit, Gott weiß was darauf zu wetten, dass alle Jungs an ihrer Schule auf ihren Busen gestarrt hatten. Die ganze Woche lang. Während er unterwegs war. Herrgott, sein Leben war ein einziges Chaos. Ein einziger Misthaufen. »Möchte wetten, den Jungs an deiner Schule hat es Riesenspaß gemacht, deine Möpse zu beglotzen. Und du kannst darauf wetten, dass sie nicht viel Gutes von dir gedacht haben.«
    »Möpse«, ächzte sie. »Das ist widerlich. Du bist so gemein zu mir. Immer sagst du so fiese Dinge.«
    Möpse war kein schlimmes Wort, oder? »Ich sage dir nur, was die Jungs denken. Wenn du mit einem riesigen gepolsterten BH herumläufst, aus dem deine Brüste rausquellen, dann halten sie dich für billig.«
    Sie sah ihn an, als wäre er ein notorischer Kinderschänder und nicht ihr Bruder, der sie vor den kleinen Lustmolchen an der Schule behüten wollte. »Du bist krank im Kopf.«
    Krank im Kopf? »Nein, bin ich nicht. Ich versuche nur, dir die Wahrheit zu sagen.«
    »Du bist weder mein Vater noch meine Mutter. Du hast mir überhaupt nichts vorzuschreiben.«
    »Da hast du Recht. Ich bin weder dein Vater noch deine Mutter. Ich bin vielleicht auch nicht der beste aller Brüder, aber ich bin alles, was du hast.«
    Tränen sprangen ihr in die Augen und ließen ihr Make-up zerfließen. »Ich hasse dich, Luc.«
    »Nein, du hasst mich nicht. Du machst mir nur eine Szene, weil ich nicht will, dass du mit gepolsterten BHs herumläufst. «
    »Möchte wetten, dir gefallen Frauen, die gepolsterte BHs tragen.«
    Eigentlich hatte er eine Vorliebe für kleine Brüste entwickelt, war sogar nahezu besessen von kleinen Brüsten.
    »Du bist ein Heuchler, Luc. Ich wette, deine Freundinnen tragen alle Push-ups.«
    Von allen Frauen, die er kannte, trug ausgerechnet die, die ihn am meisten faszinierte, überhaupt keinen BH. Er hätte gern gewusst, was das über ihn aussagte. Es war ihm egal, dennoch stellte er sich die Frage. Der Misthaufen, der sein Leben war, stank noch etwas kräftiger zum Himmel.
    »Marie, du bist sechzehn Jahre alt«, versuchte er es mit Vernunft. »Du kannst nicht mit einem BH herumlaufen, der die Jungs anmacht. Du musst was anderes anziehen. Vielleicht einen BH mit Sicherheitsschlössern.« Letzteres hatte er als Scherz gemeint. Wie immer verstand sie ihn nicht. Seine Schwester brach in Tränen aus.
    »Ich will ins Internat«, jammerte sie und rannte in ihr Zimmer.
    Die Erwähnung des Internats holte ihn auf den Boden der Tatsachen zurück. Er hatte schon ziemlich lange nicht mehr an ein Internat gedacht. Wenn er sie auf ein Internat schickte, müsste er sich keine Sorgen mehr darüber machen, ob sie Push-ups trug, wenn er unterwegs war. Sein Leben wäre sehr viel einfacher. Doch die Idee, sie wegzuschicken, hatte nicht
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