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Sie kam, sah und liebte

Sie kam, sah und liebte

Titel: Sie kam, sah und liebte
Autoren: Gibson Rachel
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hatte sie sich in ihn verliebt? An dem Abend, als das Bankett stattfand? In der Nacht, als er sie zum ersten Mal geküsst hatte? Oder an dem Tag, als er ihr das mit einer pinkfarbenen Schleife verzierte Hockeybuch geschenkt hatte? Vielleicht hatte sie sich auch bei jeder dieser Gelegenheiten immer noch ein bisschen mehr in ihn verliebt.
    Vermutlich war der Zeitpunkt nicht so wichtig wie die eigentliche Frage. War das, was Caroline von ihr behauptete, womöglich wahr? Ließ sie sich, wenn sie eine Beziehung einging, vorsorglich immer ein Schlupfloch offen? Behielt sie immer den Ausgang in einem Auge? Hatte sie den Artikel absichtlich so leicht durchschaubar geschrieben, damit ihre Beziehung zu Luc ein Ende fand, bevor sie allzu tief drinsteckte? Wenn das der Fall war, kam das Ende zu spät. Sie steckte tiefer drin als je zuvor in einer Beziehung. Sie hatte nicht gewusst, dass man so tief drinstecken konnte.
    Es klingelte an der Haustür, und sie erhob sich vom Sofa. Es war schon nach zwei Uhr morgens, und sie hatte keine Ahnung, wer um diese Zeit vor ihrer Tür stehen mochte. Ihr Herz krampfte sich zusammen, als sie sich sagte, dass es nicht Luc war, dass Luc ihr nicht kreuz und quer über Land hinterherrasen würde wie Dustin Hoffman in Die Reifeprüfung .
    Es war Caroline.
    »Ich habe in sämtlichen Krankenhäusern angerufen«, sagte sie und drückte Jane fest an die Brust. »Nirgendwo habe ich Auskunft bekommen.«
    »Worüber?« Jane befreite sich aus Carolines Umklammerung und trat einen Schritt zurück.
    »Über deinen Vater.« Caroline senkte das Kinn und schaute Jane eindringlich in die Augen. »Über seinen Herzanfall.«
    Jane schüttelte den Kopf und rieb durch das langärmelige T-Shirt hindurch ihre frierenden Arme. »Mein Dad hatte keinen Herzanfall.«
    »Darby hat mich angerufen und gesagt, er hätte einen!«
    »O nein. Das habe ich für die Redaktion erzählt, aber eigentlich wollte ich nur nach Hause und brauchte eine plausible Ausrede.«
    »Mr. Alcott liegt nicht im Sterben?«
    »Nein.«
    »Ich bin natürlich froh, das zu hören.« Caroline ließ sich schwer aufs Sofa fallen. »Aber ich habe Blumen bestellt.«
    Jane setzte sich neben sie. »Das tut mir Leid. Kannst du das noch rückgängig machen?«
    »Ich weiß nicht.« Caroline wandte sich zur Seite und sah Jane an. »Wozu diese Lüge? Warum wolltest du nach Hause? Und warum hast du geweint?«
    »Hast du die Honey-Pie -Episode in diesem Monat gelesen?«
    Gewöhnlich las Caroline jeden Artikel aus Janes Feder. »Natürlich.«
    »Das war Luc.«
    »Dacht ich’s mir. Und? Fühlt er sich geschmeichelt?«
    »Absolut nicht«, antwortete Jane, und dann erklärte sie Caroline die Gründe. Während ihre Tränen unaufhaltsam flossen, erzählte sie ihrer Freundin alles. Als sie fertig war mit ihrem Bericht, sah Caroline sie mit gerunzelter Stirn an.
    »Du weißt ja, was ich dazu zu sagen habe.«
    Ja, Jane wusste es. Und zum ersten Mal hörte sie Caroline wirklich zu. Von ihnen beiden war Jane immer die Kluge gewesen, Caroline dagegen die Hübsche. An diesem Abend war Caroline die Hübsche und die Kluge.
    »Kriegst du es wieder hin?«, fragte Caroline.
    Jane erinnerte sich an den Ausdruck in Lucs Augen, als er ihr befahl, ihn und Marie in Ruhe zu lassen. Er hatte es sehr ernst gemeint. »Nein. Er wird mich nicht mehr anhören.« Sie lehnte sich ins Sofa zurück und blickte an die Decke. »Männer sind zum Kotzen.« Jane rollte den Kopf von einer Seite zur anderen und sah ihre Freundin an. »Schließen wir einen Pakt, den Männern für eine Weile abzuschwören.«
    Caroline biss sich auf die Unterlippe. »Das kann ich nicht. Ich gehe jetzt gewissermaßen mit Darby.«
    Jane richtete sich straff auf. »Tatsächlich? Ich wusste gar nicht, dass das so etwas Ernstes zwischen euch geworden ist.«
    »Na ja, eigentlich ist er nicht mein Typ. Aber er ist nett zu mir, und ich mag ihn. Ich unterhalte mich gern mit ihm, und ich mag, wie er mich ansieht. Und, na ja, sehen wir den Tatsachen ins Auge: Er braucht mich.«
    Ja, er brauchte sie dringend. Jane ahnte, dass Darby mit seiner Bedürftigkeit wahrscheinlich Carolines ganzes Leben ausfüllen konnte.
    Am nächsten Morgen erhielt Jane Blumen von der Geschäftsleitung der Chinooks, als Ausdruck ihres Mitgefühls. Zu Mittag kamen Blumen von der Times , und um dreizehn Uhr erreichte sie Darbys persönlicher Blumengruß. Um fünfzehn Uhr wurde Carolines geliefert. Alle waren wunderschön und dufteten herrlich und legten sich
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