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Sie kam, sah und liebte

Sie kam, sah und liebte

Titel: Sie kam, sah und liebte
Autoren: Gibson Rachel
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sie schon einmal leidenschaftlich geküsst hatte. Sie blickte in sein Gesicht und sah, dass er weder lächelte noch böse schaute, dass seine Augen müde wirkten, aber nichts preisgaben. Da war nichts von den Gefühlen, die sie vorher im Umkleideraum gesehen hatte.
    »Ich dachte, du wolltest mir etwas sagen.«
    Sie nickte und lehnte sich rücklings gegen die geschlossene Tür. Der Duft seiner Haut weckte ein heftiges Verlangen tief in ihrem Inneren. Nun, da der Zeitpunkt gekommen war, wusste sie nicht, wie sie beginnen sollte. So redete sie einfach drauflos. »Ich möchte dir noch einmal sagen, wie sehr ich den Honey-Pie -Artikel bereue. Ich weiß, dass du mir wahrscheinlich nicht glaubst, und ich kann es dir nicht mal verübeln. « Sie schüttelte den Kopf. »Damals, als ich ihn schrieb, fing ich gerade an, mich in dich zu verlieben. Ich habe mich einfach hingesetzt und von meiner Fantasie beflügeln lassen. Damals war ich noch nicht einmal sicher, ob ich den Artikel abschicken würde. Ich habe ihn einfach geschrieben, und als er fertig war, wusste ich, dass er das Beste war, was ich je geschrieben hatte.« Sie stieß sich von der Tür ab und zwängte sich in der engen Kammer an Luc vorbei. Sie konnte ihm nicht ins Gesicht sehen, wenn sie ihm alles sagte, was gesagt werden musste. »Als ich fertig war, war mir klar, dass ich ihn eigentlich nicht abschicken dürfte, denn ich wusste, dass es dir nicht recht sein würde. Ich wusste ja, was du davon hältst, wenn man erfundene Dinge über dich schreibt. Das hast du mir deutlich genug zu verstehen gegeben.« Sie kehrte ihm den Rücken zu und krallte die Finger um die Stangen der Metallregale. »Ich habe ihn trotzdem abgeschickt.«
    »Warum?«
    Warum? Das war der schwierigste Teil ihrer Erklärung. »Weil ich dich liebte, und du liebtest mich nicht. Ich bin nicht der Typ Frau, mit dem du dich einlässt. Ich bin klein und flachbrüstig und verstehe nicht viel von Mode. Ich habe nicht geglaubt, dass ich dir je so viel bedeuten könnte, wie du mir bedeutest.«
    »Dann hast du es getan, um mir eins auszuwischen?«
    Sie blickte über die Schulter zurück und zwang sich, sich umzudrehen und ihn anzusehen. Sich der Verachtung zu stellen, die sie womöglich wieder in seinen Augen sehen würde. »Nein. Wenn ich dir eins hätte auswischen wollen, weil du mich nicht liebst, dann hätte ich dafür gesorgt, dass ich unkenntlich blieb.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust, als wollte sie verhindern, dass der Schmerz aus ihr herausströmte und sich auf den Boden ergoss. »Ich hab’s getan, um die Beziehung zu beenden, bevor sie recht begonnen hatte. Damit ich dem Artikel die Schuld geben konnte. Damit es mir nicht so nahe ging.«
    Luc schüttelte den Kopf. »Das macht keinen Sinn.«
    »Nein. Für dich nicht, aber für mich schon.«
    »Das ist die verdrehteste Entschuldigung, die ich je gehört habe.«
    Ihr Mut sank. Er glaubte ihr nicht. »Ich habe in der letzten Woche viel nachgedacht, und mir ist klar geworden, dass ich mir in jeder Beziehung immer ein Hintertürchen offen gehalten habe, für den Fall, dass ich verletzt würde. Die Honey-Pie -Episode war in der Beziehung zu dir mein Hintertürchen. Mein Problem bestand allerdings darin, dass ich nicht früh genug hinausgeschlüpft bin.« Sie holte tief Atem und stieß ihn langsam wieder aus. »Ich liebe dich, Luc. Ich habe mich in dich verliebt, und ich hatte Angst, dass du mich niemals lieben würdest. Statt davon auszugehen, dass eine Beziehung mit dir zum Scheitern verurteilt wäre, hätte ich für sie kämpfen müssen. Ich hätte … Ich weiß nicht genau, was ich hätte tun müssen. Aber ich weiß, dass es ein böses Ende genommen hat. Die Schuld daran trifft allein mich, und es tut mir Leid.« Als er nichts entgegnete, wurde ihr das Herz noch schwerer. Ihr blieb nichts mehr zu sagen außer: »Ich habe gehofft, wir könnten trotzdem Freunde bleiben.«
    Er zog skeptisch eine Augenbraue hoch. »Du willst, dass wir Freunde sind?«
    »Ja.«
    »Nein.«
    Sie hätte nie gedacht, dass ein kleines Wörtchen so wehtun könnte.
    »Ich will nicht dein Freund sein, Jane.«
    »Ich verstehe.« Sie senkte den Kopf und drückte sich an Luc vorbei in Richtung Tür. Sie hatte nicht geglaubt, dass sie noch Tränen hätte. Sie hatte geglaubt, längst alle geweint zu haben, doch sie hatte sich getäuscht. Es war ihr gleichgültig, ob die anderen Chinooks noch im Durchgang waren, sie musste raus aus der Abstellkammer, bevor sie völlig die
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