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Sicherheitsfaktor III

Sicherheitsfaktor III

Titel: Sicherheitsfaktor III
Autoren: K. H. Scheer
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nicht da­von ab, ob Sie et­was fin­den oder nicht.«
    »Im Lau­fe der Un­ter­su­chung, Sir«, ant­wor­tet Sie­gel mit un­ge­wöhn­li­chem Ernst, »blieb mir nichts an­de­res üb­rig, als den Text der Bot­schaft zu le­sen.«
    Mi­ke Tor­pentouf steht hin­ter sei­nem Schreib­tisch auf.
    »Zei­gen Sie her!« be­fiehlt er.
    Jef­fer Sie­gel reicht ihm den dün­nen, fle­xiblen Bo­gen. Er ist mit der­sel­ben Art Ma­schi­ne be­schrie­ben wor­den wie auch der Um­schlag: Die Buch­sta­ben sind op­tisch ein­ge­brannt. Der Text ist eng­lisch. Mi­ke Tor­pentouf liest und fühlt, wie ihm das Blut in den Adern er­starrt, wäh­rend er die Wor­te in sich auf­nimmt.
    IH­RE TÖCH­TER BE­FIN­DEN SICH IN MEI­NER GE­WALT. ICH WILL VON IH­NEN WE­DER GELD NOCH PO­LI­TI­SCHE ODER TECH­NI­SCHE GE­HEIM­NIS­SE. WAS ICH WILL, WER­DE ICH IH­NEN BEI NÄCHS­TER GE­LE­GEN­HEIT MIT­TEI­LEN. WAR­TEN SIE AUF MEI­NE NACH­RICHT. UN­TER­NEH­MEN SIE NICHTS. SIE WER­DEN ÜBER­WACHT. SOLL­TEN SIE VER­SU­CHEN, IH­RE OR­GA­NI­SA­TI­ON MIT IN DIE SA­CHE HIN­EIN­ZU­ZIE­HEN, SE­HEN SIE IH­RE TÖCH­TER NICHT LE­BEND WIE­DER.
    DAS SIE­GEL, MIT DEM DER UM­SCHLAG DIE­SES BRIE­FES VER­SCHLOS­SEN WUR­DE, FIN­DEN SIE IN DEM PRÜF­STAND, IN DEM SEIT EI­NI­GEN WO­CHEN IHR GE­HEI­MER DAU­ER­VER­SUCH MIT DEM NEU­EN PLAS­MA-TRIEB­WERK LÄUFT. KAO­PEX.
     
     

2.
     
    »Sieh dir das an … Was­ser, nichts als Was­ser!« So lang­sam ging mir das Genör­gel des Klei­nen auf die Ner­ven. Ich wuß­te, daß er sich sei­nen Ur­laub ei­gent­lich an­ders vor­ge­stellt hat­te. Er hat­te mir da­von vor­ge­schwärmt, wie er sich bei ir­gend­ei­nem halb­zi­vi­li­sier­ten In­dia­ner­stamm im bra­si­lia­ni­schen Dschun­gel ver­krie­chen woll­te, wo ihn nie­mand kann­te, wo er drei Wo­chen lang nur das zu tun brauch­te, was ihm be­hag­te. Statt des­sen hat­te der Al­te uns emp­foh­len, einen Er­ho­lungs­ur­laub auf Hen­der­won Is­land zu ab­sol­vie­ren, und die Wor­te, in die er sei­ne Emp­feh­lung klei­de­te, wa­ren so ge­wählt, daß wir uns aus­ma­len konn­ten, wie übel er es uns neh­men wür­de, wenn wir auf sei­nen, ach, so gut­ge­mein­ten Rat­schlag nicht ein­gin­gen. Na schön, auch mir hat­te die Sa­che nicht be­son­ders ge­fal­len, denn mir stand der Sinn eben­falls nicht nach der schö­nen In­sel im Pa­zi­fik, auf der ich ei­ni­ge der auf­re­gends­ten Stun­den mei­nes Da­seins er­lebt hat­te und auf der sich ei­nem die Prä­senz der GWA über­all förm­lich auf­dräng­te. Aber was der Klei­ne da an­stell­te, ging ein­deu­tig über die Hutschnur. Der Al­te, gnä­dig ge­stimmt ob un­se­rer Will­fäh­rig­keit und wohl auch ein we­nig un­ter ei­nem An­fall schlech­ten Ge­wis­sens lei­dend, hat­te uns ei­ne für ho­he Wür­den­trä­ger be­stimm­te Ma­schi­ne der Ab­wehr zur Ver­fü­gung ge­stellt. Wir hat­ten je­der ein ei­ge­nes Ap­par­te­ment, und der Ge­mein­schafts­raum, in dem wir uns meist auf­hiel­ten, war mit ei­ner Bar aus­ge­stat­tet, hin­ter der ei­ne bild­hüb­sche Rot­haa­ri­ge han­tier­te. Grö­ße­ren Lu­xus in der Luft konn­te man sich kaum den­ken. Und doch hat­te der Klei­ne seit dem Start nichts an­de­res ge­tan als ge­me­ckert, ge­me­ckert und noch­mals ge­me­ckert.
    Der Klei­ne: Das ist Han­ni­bal Othel­lo Xer­xes Utan, Ma­jor GWA, ein ver­schrum­pel­ter, häß­li­cher Zwerg, das re­spekt­lo­ses­te We­sen, das die Mensch­heit je­mals her­vor­ge­bracht hat, und zu­gleich mein Freund. Und wenn vom Al­ten die Re­de ist: Das ist Ar­nold G. Re­ling, Ge­ne­ral und Com­man­der in Chief der Ge­hei­men-Wis­sen­schaft­li­chen-Ab­wehr, ein Rit­ter oh­ne Furcht und Ta­del, un­er­bitt­lich ge­gen sich selbst und, lei­der auch, ge­gen sei­ne Un­ter­ge­be­nen.
    Ich nipp­te al­so an mei­nem Drink, rea­gier­te auf Han­ni­bals ewi­ge Nör­ge­lei mit Nicht­ach­tung und schenk­te da­für der Rot­haa­ri­gen um so mehr Auf­merk­sam­keit. Sie war recht freund­lich, aber mehr auf die Art und Wei­se, wie man zu ei­nem großen, bis­si­gen Hund freund­lich ist, da­mit er ei­nem nichts tut. Ich fühl­te mich ver­sucht, mei­ne te­le­pa­thi­schen Füh­ler spie­len zu las­sen und zu er­fah­ren wie sie
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