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Sicherheitsfaktor III

Sicherheitsfaktor III

Titel: Sicherheitsfaktor III
Autoren: K. H. Scheer
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ein Ab­bild der tro­pi­schen Küs­te ver­mit­telt wird, auf die Tor­pentoufs ober­ir­di­sches Bü­ro bli­cken wür­de, wenn es wirk­lich ein Fens­ter hät­te. Im Hin­ter­grund steht ein wür­fel­för­mi­ges Ge­bil­de auf ei­nem ho­hen Po­dest ru­hend, das auf den ers­ten Blick den Ein­druck macht, als sei es aus Holz. Der Fir­nis täuscht. Die Wän­de des Be­häl­ters stam­men aus dem här­tes­ten Stahl, den die In­dus­trie der Er­de die­ser Ta­ge fer­ti­gen kann. Mit Zu­sät­zen ver­mengt, de­ren Iden­ti­tät au­ßer den Ex­per­ten nie­mand kennt, wi­der­steht er mü­he­los den Tem­pe­ra­tu­ren, die die Flam­me ei­nes kon­ven­tio­nel­len Schweiß­ge­rä­tes er­zeugt. Das Be­hält­nis ist Mi­ke Tor­pentoufs ge­hei­mer Sa­fe. Ein glei­ches Ge­bil­de be­fin­det sich in sei­nem ober­ir­di­schen Bü­ro, aber des­sen In­halt ist weitaus we­ni­ger kri­tisch. Hier gibt es kein Schloß. Mi­ke Tor­pentouf muß mit al­ler Sorg­falt vier Wor­te spre­chen:
    »Ra­sche Wor­te sind töd­lich!«
    Dann legt er die fla­che Hand auf die Ober­sei­te des Wür­fels und läßt sie dort fast ei­ne Mi­nu­te lang ru­hen. Die Vor­der­wand des Sa­fes ver­schwin­det plötz­lich, als wä­re sie un­sicht­bar ge­wor­den. Mi­ke Tor­pentouf sieht ins In­ne­re des Wür­fels. Leich­ter Ne­bel wallt dar­in. Durch den Ne­bel deut­lich ge­macht, zie­hen sich bun­te, grel­le Licht­strah­len von ei­ner Sei­te zur an­dern. Nur Mi­ke Tor­pentouf weiß, in wel­cher Rei­hen­fol­ge er die Strah­len da­durch un­ter­bre­chen muß, daß er ein­fach mit aus­ge­streck­tem Fin­ger in sie hin­ein­sticht. Es sind ins­ge­samt elf Strah­len. Ein ein­zi­ger Feh­ler in der Rei­hen­fol­ge, und die stäh­ler­ne Tür schnappt wie­der nach oben. Nie­mand hat aus­pro­biert, was aus dem Arm wird, der auf die­se Wei­se in die Fal­le ge­rät. Aber Mi­ke Tor­pentouf ist si­cher, daß die un­vor­sich­ti­ge Hand von der me­tal­le­nen Tür glatt ab­ge­schla­gen wür­de.
    Dies­mal macht er sich nicht die Mü­he, die Si­che­rung der bun­ten Licht­strah­len zu durch­bre­chen. Mit ei­nem Blick er­kennt er, daß der Sa­fe leer ist. Er hat sich dar­auf vor­be­rei­tet und erschrickt den­noch. Hier be­wahrt er das Sie­gel auf, mit dem er die Klas­si­fi­zie­rung al­ter, we­ni­ger wich­tig ge­wor­de­ner Do­ku­men­te ver­rin­gert. Das Sie­gel ist ver­schwun­den.
    Tor­pentouf tritt zwei Schrit­te zu­rück und spricht den Ko­de­satz:
    »Ei­ne Schwal­be macht noch kei­nen Som­mer.«
    Dar­auf­hin schließt sich die Tür des Sa­fes. Im nächs­ten Au­gen­blick summt der In­ter­kom. Tor­pentouf geht zu sei­nem Schreib­tisch und ak­ti­viert sei­nen Emp­fän­ger. Jef­fer Sie­gel ist am an­dern En­de. Er weiß nicht, daß er zu dem Ge­ne­ral nicht in des­sen ober­ir­di­schem Ar­beits­raum, son­dern in ei­nem un­ter der See ver­bor­ge­nen Ver­steck spricht.
    »Der Um­schlag ist völ­lig rein, Sir«, er­klärt er mit teil­nahms­lo­ser Stim­me. »Ich ha­be dar­auf nur drei Fin­ger­ab­drücke fest­stel­len kön­nen. Zwei ge­hö­ren Ih­rer Frau und der drit­te Ih­nen selbst.«
    »In Ord­nung«, brummt Tor­pentouf. Dann gibt er sei­nem Her­zen einen Stoß. »Öff­nen Sie das Ding. Un­ter­su­chen Sie den In­halt, und wenn Sie auch dar­an kei­ne Spu­ren fin­den, brin­gen Sie ihn zu mir … auf dem schnells­ten We­ge!«
    »Wird ge­macht«, ver­si­chert Jef­fer Sie­gel un­ge­rührt, dann wird der Bild­schirm leer.
    Mi­ke Tor­pentouf kehrt in sein ober­ir­di­sches Bü­ro zu­rück. Er braucht nicht lan­ge zu war­ten, da wird Sie­gel ge­mel­det. Man läßt ihn so­fort ein. Der Aus­druck auf Jef­fer Sie­gels fal­ti­gem, farb­lo­sem Ge­sicht macht Tor­pentouf stut­zig.
    »Was ist los?« fragt er un­ge­dul­dig – aber nicht wirk­lich un­ge­dul­dig, son­dern mit ei­nem Ton der Un­ge­duld, der sei­ne Sor­ge ver­birgt.
    »Der In­halt be­steht aus ei­nem ein­zi­gen Stück Pa­pier­fo­lie, Sir«, ant­wor­tet Sie­gel. »Auch die Fo­lie ent­hält kei­ner­lei Hin­wei­se auf den Ab­sen­der.«
    »Warum schau­en Sie dann so trüb­sin­nig drein?« er­kun­digt sich Tor­pentouf mit gut­ge­spiel­ter Forsch­heit. »Ih­re Be­rufs­eh­re hängt schließ­lich
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