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Sicher stark und mutig

Sicher stark und mutig

Titel: Sicher stark und mutig
Autoren: Michaela Sit
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Protest und Trotz, allerdings nicht wirklich gegen Sie persönlich gerichtet: Vielmehr geht es Ihrem Kind um seine Enttäuschung, um sein Versagen.
    Eben mit diesem unangenehmen Gefühl kommt Ihr Kind noch nicht zurecht. Die Enttäuschung, seinen Willen nicht durchgesetzt zu haben, aber auch die Scham, etwas nicht geschafft zu haben, oder der Zweifel, vielleicht etwas doch noch nicht zu können, – all diese Emotionen, die Gefühle des Versagens, sind neu für Ihr Kind auf seinem Weg in die Selbstständigkeit. Und genau hier können Sie ihm Hilfe bieten und einhaken: Wenn es sich schämt, können Sie ihm vielleicht die Möglichkeit geben, sich zu verstecken; wenn es an sich zweifelt, können Sie ihm Mut zusprechen; und wenn es wütend und enttäuscht ist, können Sie ihm zeigen, dass Sie es lieben – immer, also auch jetzt …
    Leichter gesagt als getan, meinen Sie nun? Stimmt, denn diese Phase in der Entwicklung Ihres Kindes ist auch für Sie nicht immer einfach, denn Ihr Kind testet aus, wie weit es gehen kann. Sie erleben es in einem schwierigen Wechselbad der Gefühle: Manchmal möchte es schon »groß und selbstständig« sein, dann wiederum ist es Ihr »kleines Baby«. Hier ist vor allem Geduld gefragt: Fühlen Sie sich in Ihr Kind ein und bleiben Sie flexibel. Überlegen Sie, wo Ihr Kind Hilfe braucht, wo Sie ihm vielleicht schon mehr Freiraum geben können und wo Sie ihm Grenzen setzen müssen. Zuweilen kann das anstrengend sein, da haben Sie recht! Doch Sie werden sehen, es lohnt sich, Ihr Kind auf seiner Suche nach dem eigenen Ich auf diese Weise zu unterstützen. Denn damit legen Sie einen wertvollen Grundstein für sein weiteres Leben.
    Wissenswertes zum Trotzalter
    Aus entwicklungspsychologischer Sicht passieren wichtige und große Entwicklungsschritte im zweiten bis vierten Lebensjahr: die Entwicklung des Selbst sowie die Ichentstehung und Ichentwicklung in Abgrenzung von den anderen. Dieser sogenannte Übergangsabschnitt wird Trotzalter oder, positiv formuliert, Autonomiephase genannt.
    Für die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes ist es wesentlich, seinen Willen zu üben. In diesem Alter kann sich ein Kind bereits ein Handlungsziel vorstellen. Nun gibt es Situationen, in denen sich das Kind subjektiv in seiner Handlungsfähigkeit eingeschränkt oder gestoppt fühlt: Es muss beispielsweise sein Spiel unterbrechen oder bekommt einen gewünschten Gegenstand nicht. Es hat keinen anderen Handlungsplan, wird von seinen Gefühlen überwältigt und reagiert frustriert. Das Kind kann kaum mehr die Aufmerksamkeit von sich aus auf etwas anderes richten, ebenso wenig ist es fähig, seine Gefühle zu kontrollieren: Es hat die Situation nicht mehr im Griff – ein Trotzanfall nimmt seinen Lauf …
    Zwischen dem zwölften und dem achtzehnten Lebensmonat beginnt das Kind, sich selbst im Spiegel zu erkennen. Diese Erkenntnis gehört zu den entscheidenden Schritten in der Persönlichkeitsentwicklung. Meistens kann das Kind das Wort »ich« noch gar nicht aussprechen. Es muss nun das Spiegelbild mit der Vorstellung von sich selbst in seinem Denken in Zusammenhang bringen. Wissenschaftlich wurde dieser Entwicklungssprung mit dem sogenannten Rouge-Test erforscht. Die Kinder bekommen einen Farbklecks auf die Nase gemalt und werden zum Spielen in einen Raum gesetzt, in dem ein Spiegel steht. Wenn sie ihr Spiegelbild entdecken, wird beobachtet, ob sie dem vermeintlichen Kind im Spiegel an die Nase fassen oder sich selbst.
    In dieser Phase entwickelt das Kind auch ein Bewusstsein für andere Menschen. Denn wer sich selbst alsunverwechselbare Person wahrnimmt, beginnt gleichzeitig, ein Gefühl für die Motive und Handlungen der anderen zu bekommen. Das Kind lernt nun auch, mit anderen mitzufühlen, es erlangt die Fähigkeit zur spontanen Empathie.
    Zur Ichentstehung und Ichentwicklung
    Die Schritte der Entwicklung des Selbst sowie der Ichentstehung und Ichentwicklung in Abgrenzung von den anderen
Selber-machen-Wollen (ab ca. 12 Monaten)
Benützen des eigenen Namens (ab ca. 18 Monaten)
Benützen des Wortes »ich« (ab ca. 24 bis 30 Monaten)
Gebrauch der pronominalen Umkehr: du statt ich (ab ca. 30 bis 36 Monaten)
»Verhandeln« lernen (ca. 2. bis 3. Lebensjahr)
    Ein dreijähriges Kind will einfach bestimmte Dinge tun: Ball spielen, rufen, lachen, toben … Da ist der Hinweis, dass das Geschwisterchen schläft, uninteressant. Im Moment möchte das Kind eben mit dem Ball spielen. Ein deutliches »Nein« kann es daher
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