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Sicher stark und mutig

Sicher stark und mutig

Titel: Sicher stark und mutig
Autoren: Michaela Sit
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geht davon aus, dass ein Kind im ersten Jahr zu ein bis drei Menschen eine Bindung aufbauen kann. Zu Anfang braucht Ihr Kind dafür viel direkten Körperkontakt; später fühlt es sich bereits sicher, wenn es diese Personen nur hört oder sieht.
    Wissenswertes zur Bindungssicherheit
    Über die Bindungstheorie
    Die sogenannte Bindungstheorie wurde vom britischen Kinderpsychiater John Bowlby (1907 – 1990) formuliert. Demnach besteht beim Menschen eine stammesgeschichtlich vorgegebene Bereitschaft, eine starke emotionale Bindung zu einer oder zu mehreren bevorzugten Bezugspersonen zu entwickeln. Diese Bindung veranlasst das Kind, bei erlebter Gefahr, bei Unwohlsein, bei Angst, bei Schmerz oder bei zu großer Distanz zur Bezugsperson Schutz und Beruhigung bei seinen Bezugspersonen zu suchen.
    So besitzt schon ein Säugling von Geburt an kommunikative Fähigkeiten wie zum Beispiel ein bestimmtes Signal- und Bindungsverhalten: Dieses zeigt sich in Weinen, Lächeln, Schreien, Festklammern, Suchen einer Bindungsperson, Hinkrabbeln zur Bindungsperson usw. Diese kommunikativen Fähigkeiten und das elterliche Pflegeverhaltensind aneinander angepasst. Auf dieser Grundlage bildet sich eine sozial-emotionale Beziehung aus. Abgewiesene Bindungswünsche verstärken beim Kind bindungssuchendes Verhalten. Nähe zur Bindungsperson mit Blickkontakt oder mit direktem körperlichen Kontakt auch nur über eine kurze Zeit beenden dann das bindungssuchende Verhalten. Fühlt sich das Kind sicher, kann es neugieriges Erkundungsverhalten zeigen. Währenddessen holt es sich durch Blickkontakt zur Bindungsperson häufige Rückversicherung.
    Verschiedene Bindungsstile
    Die kanadische Psychologin Mary Ainsworth (1913 – 1999) entwickelte zur Überprüfung der Bindungstheorie die Methode der »Fremden Situation«: Dabei verlässt die Mutter für eine kurze Zeit den Raum. Es wird beobachtet, welche Auswirkungen das auf das Kind hat und wie es reagiert, wenn die Mutter nach kurzer Zeit wiederkommt. Diese Trennungssituation wird dann nochmals wiederholt, wobei vor der Rückkehr der Mutter eine fremde Person zum Kind ins Zimmer kommt. Damit kann sichergestellt werden, dass sich die beobachtbare Reaktion des Kindes auch wirklich auf das Zurückkommen der Mutter bezieht. Diese Versuchsanordnung wurde mit zwölf und mit achtzehn Monate alten Kindern durchgeführt; dabei konnten bei den Kindern deutlich unterschiedliche Verhaltensweisen festgestellt werden.
Sicher gebundene Kinder: Diese Kinder sind durch die Trennung kurzfristig irritiert und können auch weinen, wenden sich aber der Mutter nach der Rückkehr gleich zu und suchen Nähe und Körperkontakt. Sie bleiben eine Zeit lang in ihrer Nähe und fangen dann, ausgehend von dieser sicheren Basis, langsam wieder an zu spielen und die Umgebung zu erkunden.
Unsicher-vermeidend gebundene Kinder:
Diese Kinder wirken bei der Trennung von der Mutterunbeeindruckt und gehen nach der Rückkehr der Mutter nicht auf sie zu, sondern tun so, als hätten sie nicht bemerkt, dass die Mutter wieder da ist. Sie vermeiden Nähe und Kontakt zu ihr.
Unsicher-ambivalent gebundene Kinder:
Diese Kinder wirken bei einer Trennung massiv verunsichert, weinen und lassen sich kaum beruhigen. Bei Wiederkehr der Mutter zeigen sie abwechselnd anklammerndes und aggressiv-abweisendes Verhalten und sind nur schwer zu beruhigen.
Unsicher-desorganisiert gebundene Kinder: Diese Kinder können sich mit ihrer Angst nicht an ihre Mutter wenden. Sie vermitteln den Eindruck, als seien sie sich der Anwesenheit der Mutter nicht bewusst, und zeigen bei ihrer Rückkehr bizarre Verhaltensweisen wie Erstarren, Sich-im-Kreis-Drehen, Schaukeln oder andere stereotype Bewegungen.
    Das Konzept der Feinfühligkeit
    Um auf das von Anfang an vorhandene Bindungsverhalten von Kleinstkindern hinreichend und angemessen reagieren zu können, müssen Eltern über eine Fähigkeit verfügen, die in der Bindungsforschung als Feinfühligkeit bezeichnet wird. Mary Ainsworth ging davon aus, dass die Bindungsqualität entscheidend davon abhängig ist, inwieweit die Mutter feinfühlig auf den Säugling eingeht.
    Unter feinfühligem Pflegeverhalten werden folgende charakteristische Verhaltensweisen verstanden:
Die Bindungsperson besitzt eine niedrige Wahrnehmungsschwelle für die kindlichen Signale, um rechtzeitig bemerken zu können, was das Kind möchte.
Die Bindungsperson deutet die Signale aus der Perspektive des Säuglings richtig, das heißt, sie versteht es, das
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