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Sich vom Schmerz befreien

Titel: Sich vom Schmerz befreien
Autoren: Klaus Weitzer
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Denn bei Maschinen sind Schädigungen und Störungen durch Einflüsse von außen oder durch Fehler in der Planung oder Konstruktion verursacht und durch Eingriffe von außen zu beheben. Dies ist natürlich auch bei einem lebenden Organismus notwendig, wenn er beispielsweise durch einen Unfall verletzt wird, wenn es durch entsprechende Beanspruchungen zur Überlastung kommt, bei Giften und Schadstoffen oder bei genetischen Defekten.
    Krankheiten, Störungen und Symptome sind jedoch immer auch der aktive Versuch des Organismus, eine Bedrohung und Belastung selbst zu überwinden und eine Gefährdung zu vermeiden. Sie sind also Lösungsversuche für Probleme. Ein offensichtliches Beispiel dafür ist Fieber, welches vom Organismus erzeugt wird, um fremde organische Stoffe wie Bakterien abzutöten - auch wenn dies für ihn selbst zur Bedrohung wird. Entzündungen, ein anderes Beispiel, sind zunächst Abwehrreaktionen auf einen bedrohlichen Reiz, um ihn zu beseitigen und Schädigungen zu vermeiden bzw. zu reparieren. Mit einer Erhöhung des Blutdrucks und der Herzschlagfrequenz begegnet ein Organismus den Anforderungen durch körperliche Anstrengungen, um sie meistern zu können. Schmerzen schließlich sind definitionsgemäß eine aktive Reaktion des Gehirns, die dem Schutz dient. Sie sollen auf eine Gefährdung hinweisen und Gegenmaßnahmen ermöglichen. Krankheit und Schmerz sind also das » aktive Verhalten eines Organismus «, durch das er sich selbst hilft. Es vollzieht sich als individuelles Zusammenspiel aller Bereiche des Nervensystems - als individuelle »Trampelpfade im Schnee« (siehe S. 33 f.). Es ist das Ergebnis
von Lernprozessen aufgrund bisheriger Erfahrungen. Sie sollen im Moment helfen, stellen aber letztendlich selbst wieder eine Bedrohung dar.
    Dabei ist auch das Verhalten »Krankheit« höchst individuell. Es findet immer körperlich und psychisch seinen Ausdruck, wird in seiner objektiven Erscheinung durch subjektive Vorgänge bestimmt und befindet sich in ständiger Veränderung. Krankheit ist somit in seiner Ausprägung und seinem Verlauf prinzipiell nicht vorhersagbar. Schauen wir trotzdem genauer hin: Wie begegnet der lebende Organismus einer Bedrohung bzw. Belastung? Was tut er, um sie zu überwinden und »im Gleichgewicht« zu bleiben? Und wie entstehen dadurch Krankheiten und Schmerzen? Hier sind wir beim Thema »Stress« bzw. »Spannung« angelangt .

Wie Stress krank macht
Stress = Belastungsreiz
    Was ist eigentlich Stress? Spricht man im Alltag von ihm, meint man damit in der Regel bestimmte Situationen, die man als belastend erlebt. Abhängig von der Art der Belastung handelt es sich dann um »körperlichen« oder »psychischen« Stress. Stress wird inzwischen als Hauptursache von Krankheit in der modernen Zivilisationsgesellschaft genannt, über 80% aller körperlichen, psychischen und psychosomatischen Beschwerden sind »stressbedingt«. Stress macht krank - das ist mittlerweile wissenschaftlich erwiesen. Die Bedingungen in unserer modernen »Leistungsgesellschaft« führen zu übermäßigen und andauernden Belastungen, die für die Entstehung zahlreicher körperlicher und psychischer Erkrankungen »verantwortlich« sind und sie mit verursachen.

    Erfährt ein Lebewesen - also auch der Mensch - eine Bedrohung oder Gefährdung, übernehmen die unbewusst arbeitenden Teile des Nervensystems sofort das Kommando. Vor allem das vegetative Nervensystem und daran gekoppelt Rückenmark, Stammhirn und limbisches System reagieren längst, bevor die Gefahr von der bewusst und langsamer arbeitenden Großhirnrinde erkannt wird und sie reagieren könnte (vgl. Abbildung S. 29).
    Ein Beispiel? Wenn Sie auf einer Bananenschale ausrutschen, arbeiten Ihre Muskeln automatisch, um zu verhindern, dass Sie hinfallen und sich verletzen. Ehe Ihnen klar wird, was los ist, haben Sie unbewusst längst alle »Leben rettenden« Bewegungen ausgeführt: Das Herz schlägt schneller, der Blutdruck steigt. Wenn Ihnen bewusst wird, dass die Situation nicht ungefährlich war und Ihnen im Nachhinein mulmig wird, ist längst alles erledigt. Wieder verdanken wir es umfangreichen modernen naturwissenschaftlichen Forschungsbemühungen, dass wir die bio-elektrischen Grundlagen dieser Stressreaktionen mittlerweile sehr genau kennen. Sie betreffen beispielsweise zahlreiche
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