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Sich vom Schmerz befreien

Titel: Sich vom Schmerz befreien
Autoren: Klaus Weitzer
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mit Titeln wie »Schmerzpsychotherapie«, »Verhaltenstherapie bei chronischen Schmerzen«, »Psychologie in der Verhaltensmedizin« und »psychologische Schmerz- und Krankheitsbewältigung«. Ich erlebte zunehmend,
dass ich mich in einem Bereich aufhielt, der geprägt war von großem Leid und noch größerer Hilflosigkeit. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
    Als Schmerzpsychologe ist es meine Aufgabe, mich um die subjektiven Vorgänge zu kümmern, die bei Schmerzen eine Rolle spielen und das Leid eines Betroffenen bestimmen: die persönliche Art, den Schmerz wahrzunehmen, die begleitenden Gefühle und Emotionen, Gedanken, Erwartungen und Vorstellungen. Darüber hinaus befasst sich die Psychologie mit dem sichtbaren Verhalten rund um den Schmerz, das von diesen subjektiven Vorgängen bestimmt wird. In meiner praktischen Arbeit erlebte ich von Anfang an die »Komplexität« von Schmerzproblemen, die eine »ganzheitliche« Behandlung unumgänglich macht. Dazu werden die medizinischen Maßnahmen - Operationen und Medikamente - durch mehrere therapeutische ergänzt. Während seines Aufenthaltes in einer Schmerz- oder Reha-Klinik etwa begegnet ein Patient zunächst dem Arzt, der als Verantwortlicher die Versorgung mit Medikamenten regelt und die notwendigen Therapien verordnet. Bei diesen handelt es sich hauptsächlich um aktive und passive physiotherapeutische Maßnahmen (Massagen, Bäder, Elektrobehandlungen, Krankengymnastik, Sporttherapie), je nach Klinik und Bedarf unterstützt durch Ergotherapie, Psychotherapie und weitere Anwendungen.
    Â»Ganzheitlichkeit« in unserer naturwissenschaftlich orientierten Schmerztherapie bedeutet aber auch: Es handelt sich um Beseitigung der körperlichen Schmerzursachen, Betäubung der Schmerzen durch geeignete Medikamente, ergänzt durch Maßnahmen, die den Körper trainieren, kräftigen, entspannen und ihn durch entsprechende Hilfsmittel entlasten sowie solchen, die sich um die psychischen bzw. seelischen Schmerzkomponenten kümmern . Doch in mir sträubte sich von Anfang an etwas dagegen bei dem Gedanken, dass es zwei Arten von Schmerzen geben soll: Einmal diejenigen, die eine
»objektive Tatsache« und Folge eines Defekts sind. Sie existieren ohne das Zutun des Menschen, warnen ihn vor einer Gefahr und müssen durch Reparatur- und mechanische Behandlungsmaßnahmen beseitigt werden. Daneben gibt es den Schmerz oder Schmerzanteil, für den der Betroffene selbst verantwortlich ist, da er ihn produziert, ohne dass eine notwendige körperliche Ursache dafür gefunden werden kann. Er findet »im Kopf« statt, besitzt also »psychische Ursachen«. Oft genug wird dies auch heute noch gleichgesetzt mit »Der Patient bildet sich den Schmerz ein«. Doch um es vorwegzunehmen: Für mich gibt es nur eine Art Schmerz, zu dessen Behandlung durchaus medizinische und therapeutische Hilfe notwendig ist.
    Dieses Buch soll Ihnen helfen, die richtige Begleitung zu finden mit dem Ziel, sich langfristig davon unabhängig zu machen und zum »Experten« für Ihre eigenen Schmerzen zu werden. Außerdem werden Sie einige wenige, aber gezielt konzipierte Übungen finden, mit denen Sie Ihre Kenntnisse vertiefen und praktische Erfahrungen machen können.
    Â 
    Als ich begann, mich therapeutisch für Schmerzen zu interessieren, vollzog sich in der Medizin gerade ein großer Wandel, der bis heute nicht abgeschlossen ist: »Gesundheit« und »Krankheit« und damit auch »Behandlung« werden neu definiert. Speziell in der Therapie komplexer, chronisch degenerativer, psychischer und psychosomatischer Erkrankungen, die in unserer Gesellschaft ständig zunehmen, sollten neue Wege beschritten werden, mit neuen Methoden und einer neuen Verantwortung des Einzelnen für seine Gesundheit. Beschäftigt man sich näher damit, führt der Weg in die moderne Schmerz- und Hirnforschung. Hier gab und gibt es laufend neue Erkenntnisse, die seitdem in meine therapeutische Arbeit mit einfließen und es ermöglichen, Techniken und Methoden zu optimieren sowie effiziente schmerztherapeutische Konzepte zu entwickeln.

    Dabei fällt auf, dass viele »neue Erkenntnisse« eigentlich sehr alte sind, die durch moderne Messmethoden wissenschaftlich bestätigt und nun in einer neuen Fachsprache beschrieben werden. Um welche Erkenntnisse handelt es sich? Die vielleicht
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