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Showman

Showman

Titel: Showman
Autoren: Jason Dark
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locken, mich auslachen, mir den Tod androhen würde, aber das tat er nicht.
    Er drehte sich wohl um! Auch diese Bewegung gehörte praktisch zu seinen Auftritten.
    In den Konzerten hatte er lange genug üben können, denn so bewegte er sich immer, wenn er von der Bühne her in den Zuschauerraum schaute, um sehen zu können, ob alle Plätze auch besetzt waren. Ich konzentrierte mich dabei auf sein Gesicht und fragte mich, ob so das Gesicht eines sechsfachen Killers aussah.
    Der Showman war jung und alt zugleich. Ein ungewöhnlicher Vergleich, aber er traf durchaus zu, denn auf den ersten Blick hin konnte niemand sagen, wie alt er ungefähr war. Das Gesicht war glatt, keine Falten, aber die Haut sah nicht frisch aus, sondern hatte einen aschigen Grauton, etwas heller als die Haare, die lang und glatt rechts und links des Kopfes herabfielen, wobei sie die Ohren bedeckten und mit ihren Spitzen die gelbe Stola berührten.
    Die Augen des Mannes waren böse. Ein anderer Vergleich fiel mir dazu nicht ein. Böse Glotzer, in denen kein menschliches Gefühl zu lesen stand. Sie dienten nur dazu, sich die Welt anzuschauen, nicht aber, um positive Gefühle zu vermitteln. Als leblos konnte man sie nicht bezeichnen, sie hatten das aufgesaugt, was er in seinen Texten schrieb, die allesamt die Finsternis, die Verdammnis und die Hölle verherrlichten.
    Showman hatte einen direkten Draht zum Satan.
    Für eine kleine Gestalt war der Kopf schon etwas zu groß. Er stieg hinten an, dafür fiel er nach vorn hin flacher ab, so daß das Gesicht gedrungen wirkte.
    Ein breiter Mund. Ein knochiges Kinn, eine etwas kleine und auch ziemlich flache Nase vervollständigten den Eindruck dieser Person, die ihren eigenen Weg gegangen war.
    Sah er mich? Sah er mich nicht?
    Ich konnte es nicht sagen. Er starrte jedenfalls in den Zuschauerraum, der bis auf mich leer war, und schien die Zuschauer herbeibeschwören zu wollen, damit sie sahen, zu welchen Dingen er fähig war.
    Es passierte zunächst nichts.
    Die Stille hatte sich wieder über das Theater gesenkt. Kein Atemstoß durchbrach sie, denn die Toten konnten sich nicht mehr rühren.
    Aber der Showman!
    Aus den Kuttenärmeln drangen seine Hände hervor, und die langen Finger, die eine Gitarrensaite so hart und perfekt schlagen konnten, spreizten sich.
    Es sah so aus, als wollte er etwas fangen, eine Fliege vielleicht, die in seiner Nähe vorbeisurrte. Dann griff er wieder nach dem langen Gegenstand, den er in den Holzboden der Bühne gestoßen hatte, zog ihn hervor, ging noch einen Schritt auf den Rand zu, und dabei strich das Licht über das Metall hinweg.
    Ich erkannte die Waffe.
    Es war eine Machete, ein Dschungelschwert. Ich selbst hatte sie noch nie in der Hand gehalten, aber von zahlreichen Bildern und Action-Filmen her kam sie mir bekannt vor.
    Mit einer Machete konnte man sich nicht nur einen Weg durch den Dschungel bahnen, mit ihr konnte man auch Menschen köpfen.
    Mir war jetzt klargeworden, wie die sechs Musiker ums Leben gekommen waren. Showman hatte sie vernichtet. Einfach geköpft. Weg aus diesem irdischen Reich, hinein ins Jenseits, und nur er hatte überlebt.
    Es gefiel mir nicht, wie er da am Rand der Bühne stand und seinen Kopf bewegte.
    Der Schädel pendelte von einer Seite zur anderen, er schwang hin und her, wie bei einer Person, die darauf bedacht war, alles vor sich Liegende abzusuchen.
    Ja, er suchte jemanden.
    Mich?
    Sein Mund verzog sich zu einem Grinsen. Die obere Zahnreihe schimmerte wie gelb lackiert. Das hatte etwas zu bedeuten. Ebenso die Miene, die er aufgesetzt hatte.
    Er täuschte mich. Er spielte mit mir. Er schaute bewußt nicht in meine Richtung, sondern erst in die andere, die linke von ihm aus gesehen. Ich hockte auf der anderen Seite.
    Es würde etwas passieren. Der Zeitpunkt rückte immer näher. Sekunden verrannen. Wann es soweit war, wußte ich nicht, aber ich merkte, daß es mir immer schlechter ging.
    Es braute sich etwas zusammen. Ich hätte mich schon mit dem Gedanken vertraut machen müssen, daß es mir ebenso erging wie den Musikern auf der Bühne, doch plötzlich erhielt ich Hilfe.
    Keine körperliche, nicht direkt von außerhalb.
    Es tauchte nicht der große Retter auf, ich mußte nur an meinen Freund im Kloster denken und an dessen Optimismus.
    Er stand dem Leben positiv gegenüber. Er hatte mir erklärt, daß es immer wieder einen Ausweg gab, auch wenn es noch so schlecht für den einzelnen aussah.
    Mir kam es vor, als hätte mir mein Freund einen
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