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Showman

Showman

Titel: Showman
Autoren: Jason Dark
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herum zusammen, und ich wußte, daß irgendwo im dunklen Hintergrund der Bühne jemand lauerte.
    Showman war nicht verschwunden. Wahrscheinlich hatte er längst bemerkt, daß jemand in sein Theater eingedrungen war, und er hatte daraus die richtigen Konsequenzen gezogen.
    Ich machte mir Gedanken darüber, wie lange ich noch warten sollte.
    Meine hockende Stellung war nicht besonders bequem.
    Irgendwann würde ich einen Krampf bekommen. Zu lange durfte ich nicht hinter dieser schmalen Holzbank sitzen und warten. Es ging mir nicht gut. Mir war übel. Der Magen drückte sich der Kehle entgegen. Im Mund lag ein bitterer Geschmack. Obwohl es nicht gut für mich war, schaute ich immer wieder dorthin, wo das Licht der beiden Scheinwerfer die Performance des Grauens aus der Dunkelheit hervortreten ließ.
    Perfekt – und echt!
    Blut sah ich auch, denn erst jetzt war ich in der Lage, gewisse Einzelheiten aufzunehmen. Mein Gehirn hatte sich freigeschwommen.
    Es gab keinen Körper, der nicht mit Blut bedeckt gewesen wäre, das aus den Wunden geströmt war. Auch dort, wo die Köpfe auf den Oberschenkeln lagen, hatte Blut den Stoff getränkt.
    Glücklicherweise hatte ich nicht geschrieen und auch nicht so laut geatmet, daß die Stille im Theater davon gestört worden wäre. Auf der Bühne tat sich nichts. Und trotzdem gab es dort genügend Bewegungen.
    Verbunden mit einem gleichförmigen Brummen, wobei durch das Licht der Scheinwerfer kleine Gegenstände huschten, die lange Schatten warfen.
    Fliegen! Wie hätte es auch anders sein können?
    Die Fliegen waren durch den Blutgeruch angelockt worden. Für sie war es ein Fest!
    Und mir wurde immer mehr bewußt, daß ich in der Falle saß. Ich würde kaum ungesehen und somit auch nicht lebend dieses verdammte Theater wieder verlassen.
    Trotzdem beschäftigte ich mich mit der Flucht. Die Nacht über konnte ich hier nicht hocken. Ich mußte einfach weg und dachte daran, denselben Weg zu nehmen.
    Mir fielen auch wieder die beiden Kanister ein. Wenn ich die dicht hinter der Tür ausleerte und das Benzin dort entzündete, mußte das einfach reichen, um diesen Bau in Brand zu setzen.
    Die Bank vor mir sah ich als Stütze an und legte beide Hände auf das Holz. Die Flächen waren so schweißnaß, daß ich den Eindruck hatte, sie in Leim gedrückt zu haben.
    Die Stütze brauchte ich, um mich hochzustemmen, denn die Muskeln waren verkrampft und… Tritte!
    Sie unterbrachen plötzlich meine Gedanken, und die eigentlichen Wehwehchen waren verschwunden. Auf einmal dachte ich nicht mehr an irgendwelche Verkrampfungen. Die dumpfen Geräusche regten meine Aufmerksamkeit an. Ich stand wieder unter Spannung, aber Angst spürte ich nicht, weil die Geräusche noch zu weit entfernt aufklangen.
    Die Bühne war groß. Um die Lichtinseln herum, im Dunklen, konnte man sich beinahe verstecken. Da kam jemand!
    Noch hatte ich ihn nicht gesehen, aber für mich kam eben nur eine Person in Frage – der Showman!
    Er trat aus dem Schatten. Vielleicht sah es normal aus, aber für mich hatte er seinen Auftritt. Er stand ja auf der Bühne und mußte diesem Ort auch gerecht werden.
    Er kam, er löste sich aus dem Schatten und geriet in den äußeren Lichtkreis des ersten Scheinwerfers, wo ich ihn besser erkennen konnte.
    Sein Aussehen war für mich keine Überraschung, ich hatte ihn oft in den Konzerten gesehen, wo er sich immer als König gefühlt hatte und auch so auftrat. Er trug stets einen dunkelroten Mantel, mehr schon eine Kutte, und über sie hatte er stets eine schmale Stola aus gelbem Stoff gehängt, der einige Stickereien aufwies. Motive, die ich nicht aus der Nähe gesehen hatte, die aber etwas Besonderes darstellen sollten.
    Das alles trug er auch heute.
    Er war nicht sehr groß. Möglicherweise lag es auch an seiner Haltung, daß er so verhältnismäßig klein wirkte, denn seinen Kopf, der auf einem sehr kurzen Hals saß, drückte er stets nach vorn.
    Eine Haltung, die für ihn typisch war. Für jemanden, der ihn öfter sah, ein gewohnter Anblick.
    Der Showman trat in das Licht hinein. Als er sich drehte, konnte ich sehen, daß er etwas in der Hand hielt. Es war ein länglicher Gegenstand, der leicht schimmerte und dessen Ende mit leichten Pendelbewegungen über dem Bühnenboden schwebte.
    Ein Messer? Nein, zu klein. Eine Lanze, ein kurzes Schwert. Mir schoß so einiges durch den Kopf, aber der Wahrheit kam ich nicht nahe. Ich wartete darauf, daß sich der Showman um mich kümmerte, mich aus dem Versteck
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