Showman
etwas widerwillig zu. »Ich hatte es zumindest vor.«
»Gab es einen Grund zur Umkehr?«
»Ja, den gab es!« Laut und deutlich hatte er die Antwort gegeben, wie jemand, der erleichtert darüber war, endlich das aussprechen zu können, was ihn schon lange gequält hatte. »Es gab diesen Grund tatsächlich. Vielleicht werden Sie lachen, wenn ich Ihnen sage, daß es einzig und allein mein Gewissen gewesen ist.«
»Überhaupt nicht«, sagte Suko. »Aber nur Ihr Gewissen?«
Dancer lächelte. »Sie kennen mich mittlerweile gut, nicht? Nein, nicht nur das Gewissen. Ich habe zwischendurch mit meinem Freund im Kloster gesprochen. Nach langen Diskussionen riet er mir, mich an Sie zu wenden, um mir alles von der Seele zu reden. Sogar auf die Gefahr hin, daß Sie mich ausgelacht oder eingesperrt hätten. Das war mir egal, ich wollte meinen Seelenfrieden zurückhaben.«
»Was nun der Fall ist«, sagte ich.
»Nein, nicht ganz!«
Suko und ich horchten auf, denn nicht nur die Worte hatten uns überrascht, wir sahen auch, wie sich Steven Dancers Gesicht mit einer gewissen Röte überzog.
»Wie sollen wir das verstehen?«
»Es ist schwer zu sagen, Mr. Sinclair«, sprach er leise. »Sehr schwer sogar. Wahrscheinlich werden Sie mich sogar auslachen, aber diesmal kann ich ohne fremde Hilfe wohl nicht über meinen eigenen Schatten springen – wie damals im Theater.«
»Reden Sie!«
Dancer hob die Schulten. »Ich weiß auch nicht so recht, wie ich anfangen soll, aber ich habe immer stärker das Gefühl bekommen, daß durch das Feuer nicht alles vernichtet ist.«
»Nicht?«
»Ja, so fühle ich.«
»Wie genau?«
Er suchte nach Worten. »Ich fühle mich verfolgt und auch bedroht. Das ist es, was ich Ihnen unbedingt noch sagen wollte.«
»Von wem verfolgt und bedroht?«
Er schwieg.
»Jetzt müssen Sie auch mit der ganzen Wahrheit herausrücken«, forderte Suko ihn auf.
»Ich weiß«, flüsterte Steven Dancer, »das weiß ich alles. Ich will damit auch nicht hinter dem Berg halten, sogar wenn Sie mich auslachen. Ich gelange immer mehr zu der Überzeugung, daß der Showman und seine sechs Musiker zwar vernichtet, aber nicht tot sind. Daß sie auf irgendeine Art und Weise noch existieren.«
Jetzt hatte er uns seine Sorgen berichtet und wartete auf unsere Reaktion. Im ersten Moment wußte keiner so recht, was er ihm sagen sollte, und ich machte schließlich einen Versuch, der mit einer Frage begann. »Können Sie uns nichts Genaues darüber mitteilen?«
»Das ist schwer.«
»Ein Versuch schadet nichts.«
»Na ja, gut.« Er schluckte, trank noch einmal Wasser, dann schaute er sich scheu um, als wollte er durch diesen Blick seine folgenden Worte noch verstärken. »Ich habe den Eindruck, verfolgt zu werden, obwohl ich niemanden sehe. Sorry, aber ich weiß nicht, wie ich es Ihnen sagen soll, denn es ist keine normale Verfolgung, die man erlebt, wenn man von einem Schnüffler beobachtet wird. Diese Verfolgung oder Jagd spielt sich mehr im Unsichtbaren ab.« Da er es sich nicht erklären konnte und deshalb schwieg, fragte ich: »Auf einer anderen Ebene möglicherweise?«
»Ja, das kann durchaus sein.«
»In Ihrem Kopf?« fragte Suko. »Möglicherweise«, gab er zu. »Wie macht sich das bemerkbar?«
Steven Dancer lachte und hob zugleich die Schultern. »Gute Frage. Wenn ich Ihnen jetzt sage, daß ich des öfteren Stimmen und auch die Musik dieser Gruppe in meinem Kopf höre, würden Sie mich dann auslachen?«
»Nein, das würden wir nicht.« Damit hatte ich auch für Suko gesprochen.
»Danke, danke.« Dancer wirkte erleichtert. »Ich dachte schon, Sie hätten mich für einen Idioten gehalten.«
»Dann säßen Sie nicht mehr hier«, erklärte ich ihm lächelnd. »Aber weiter, Steven. Wie genau hörten oder hören Sie die Stimmen in Ihrem Kopf – und natürlich auch die Musik.«
Steven Dancer überlegte. »Das ist schwer zu sagen, wirklich. Ich kann mich – nun, ich…«
»Reden Sie, Steven!« riet ich ihm. »Bitte, Sie müssen frei und deutlich sprechen. Haben Sie keine Angst. Wir werden Sie auf keinen Fall auslachen.«
»Das weiß ich ja jetzt.« Er schaute auf seine Knie. »Es ist mir trotzdem unangenehm.«
Suko half ihm, indem er fragte: »Sie hören sie nicht wirklich – oder?«
»Nein.«
»Im Kopf?«
Steven nickte. »Ja, in meinem Kopf. Genau da höre ich die Stimmen. Sie sind zwar leise, aber sie hämmern immer hinein, wenn Sie verstehen.«
»Was sagen sie?«
Er hob die Schultern, aber ich hatte den
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