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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen
Autoren: Emily Giffin
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war nie die Abservierte: «Es war beiderseitig. Na ja, streng genommen war es Dexter. Er hat mir heute Morgen mitgeteilt, dass er es nicht machen kann. Er glaubt nicht, dass er mich liebt.» Ich verdrehte die Augen. In dem Augenblick glaubte ich nicht, dass so etwas wirklich möglich war. Ich dachte mir, dass Dex nur aussteigen wollte, weil er meine wachsende Gleichgültigkeit gespürt hatte. Dieses Davongleiten, das einsetzt, wenn du dich in jemand anderen verliebst.
    «Soll das ein Witz sein? Das ist doch verrückt. Wie geht’s dir?»
    Ich betrachtete meine rosa gestreiften, strassbesetzten Prada-Sandalen und den dazu passenden rosa Nagellack auf meinen Zehennägeln und atmete tief durch. Dann schob ich meine Gewissensbisse beiseite und gestand ihr meine Affäre mit Marcus. Schön, Rachel hatte einen kurzen Sommerflirt mit ihm gehabt, aber sie hatte nie mit ihm geschlafen, und der letzte Kuss war auch schon Wochen her.
So
sehr konnte diese Neuigkeit sie nicht aus der Fassung bringen.
    «Du hast also mit ihm geschlafen?», fragte Rachel mit merkwürdig lauter Stimme. Sie bekam rosige Wangen – ein sicheres Zeichen dafür, dass sie wütend war   –, aber ich redete unbeirrt weiter und enthüllte alle Details darüber, wie unsere Affäre angefangen hatte, wie wir versucht hatten, sie zu beenden und der verrückten Anziehungskraft doch nicht hatten widerstehen können. Dann holte ich tief Luft und sagte ihr, dass ich von Marcus schwanger sei und dass wirheiraten würden. Ich machte mich auf ein paar Tränen gefasst, aber Rachel blieb ruhig. Sie stellte mir nur ein paar Fragen, die ich ehrlich beantwortete. Schließlich dankte ich ihr dafür, dass sie mich nicht hasste, und ich war unglaublich erleichtert, dass ich trotz der Umwälzungen in meinem Leben immer noch einen Rettungsanker hatte: meine beste Freundin.
    «Ja   … ich hasse dich nicht», sagte Rachel und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr.
    «Ich hoffe, Dex nimmt es genauso auf. Zumindest, was Marcus angeht. Er wird ihn eine Weile hassen, aber Dex ist rational. Niemand hat irgendetwas absichtlich getan, um ihn zu verletzen. Es ist einfach passiert.»
    Und gerade als ich sie fragen wollte, ob sie immer noch meine Brautjungfer sein wollte, wenn ich Marcus heiratete, brach meine ganze Welt zusammen. Ich wusste, dass nichts je wieder so sein würde wie früher, und nichts war jemals so gewesen, wie ich geglaubt hatte. In diesem Augenblick nämlich entdeckte ich Dexters Uhr auf dem Nachttisch. Eine unverwechselbare, antike Rolex.
    «Was macht Dexters Uhr auf deinem Nachttisch?», fragte ich, und im Stillen betete ich, dass sie mir eine logische und angenehme Erklärung lieferte.
    Aber sie zuckte nur die Achseln und stammelte, das wisse sie nicht. Dann sagte sie, es sei eigentlich
ihre
Uhr; sie habe nämlich genau die gleiche wie er. Was unglaubwürdig war, weil ich monatelang nach dieser Uhr gesucht hatte, und dann hatte ich ein neues Krokoarmband dafür gekauft und sie damit endgültig zu einem Unikat gemacht. Und außerdem – selbst wenn es eine stinknormale, nagelneue ‹Rolex Oyster Perpetual› gewesen wäre: Rachels Stimmezitterte, und sie war noch blasser als sonst. Rachel kann vieles gut, aber lügen kann sie nicht. Und deshalb wusste ich es. Ich wusste, dass meine allerbeste Freundin einen unaussprechlichen Vertrauensbruch begangen hatte.
    Der Rest offenbarte sich wie in Zeitlupe. Es war, als hörte ich die Soundeffekte von
The Bionic Woman
, einer meiner Lieblingssendungen. Einer
unserer
Lieblingssendungen – ich hatte jede Folge gemeinsam mit Rachel gesehen. Ich stand auf, schnappte mir die Uhr vom Nachttisch, drehte sie um und las laut vor: «In Liebe, Darcy.» Die Worte saßen dick und schwer in meinem Hals, als ich daran dachte, wie ich die Uhr hatte gravieren lassen. Ich hatte Rachel auf dem Handy angerufen und sie gefragt, was ich schreiben sollte. «In Liebe» war ihr Vorschlag gewesen.
    Ich starrte sie an und wartete, aber sie sagte immer noch nichts. Starrte mich bloß an mit diesen großen braunen Augen, die wie immer ungezupften Brauen gerunzelt.
    «
Fuck
, was ist das?», fragte ich ganz ruhig. Dann kreischte ich die gleiche Frage noch einmal, als mir klar wurde, dass Dex sich irgendwo im Apartment versteckt haben musste. Ich drängte mich an ihr vorbei ins Bad, riss den Duschvorhang zur Seite. Nichts. Ich stürzte mich auf den Wandschrank.
    «Darcy, nicht», sagte sie und stellte sich mit dem Rücken vor die Schranktür.
    «Weg
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