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Shoppen und fischen

Shoppen und fischen

Titel: Shoppen und fischen
Autoren: Emily Giffin
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hatte wie mich.
    «Was sollen wir jetzt tun, Gary?», fragte meine Mutter meinen Vater in ihrem Kleinmädchenton.
    «Ich kümmere mich darum», sagte er. «Alles wird gut, Darcy, mach dir keine Sorgen. Wir haben die Gästeliste. Wir rufen die Verwandtschaft an. Wir informieren das Carlyle und den Fotografen. Alle. Du brauchst nichts zu tun. Möchtest du, dass wir trotzdem am Donnerstag mit derselben Maschine kommen, oder sollen wir dir ein Ticket für den Heimflug schicken? Sag, was dir lieber ist, Honey.»
    Mein Vater hatte in den Krisenmodus geschaltet, wie er es immer tat, wenn ein Tornado oder ein Schneesturm angesagt war oder wenn unsere krallenlose, halb blinde Hauskatze durch die Hintertür entkommen und auf die Straße hinausgeflitzt war, während meine Mutter und ich ausflippten und das Drama insgeheim genossen.
    «Ich weiß nicht, Daddy. Ich kann im Moment nicht geradeaus denken.»
    Mein Dad seufzte und fragte dann: «Soll ich Dex anrufen? Mit ihm reden und ihn zur Vernunft bringen?»
    «Nein, Daddy. Das wird nichts nützen. Es ist aus. Bitte tu’s nicht. Ich habe auch meinen Stolz.»
    «Dieser
Mistkerl
!», schimpfte meine Mutter. «Und Rachel! Ich kann’s nicht fassen. Diese kleine Schlampe!»
    «Dee, das hilft uns jetzt nicht weiter», sagte mein Vater.
    «Ja, ich weiß», sagte meine Mutter. «Aber ich kann einfach nicht fassen, dass Rachel so etwas tut. Und warum um alles in der Welt sollte Dex mit
ihr
zusammen sein wollen?»
    «Das frage ich mich auch», sagte ich. «Sie sind doch nicht wirklich
zusammen
, oder? Er kann sie doch nicht wirklich
mögen

    «Nein. Nie im Leben», sagte meine Mutter.
    «Sicher tut es Rachel bereits Leid», sagte mein Vater. «Das war sehr ungehörig von ihr.»
    «
Ungehörig
ist nicht der passende Ausdruck dafür», sagte meine Mutter.
    Mein Vater versuchte es noch einmal. «Verräterisch? Opportunistisch?»
    Meine Mutter stimmte seiner Einschätzung zu. «Wahrscheinlich hat sie ihn die ganze Zeit schon haben wollen, seit du mit ihm zusammen warst.»
    «Ich weiß», sagte ich und verspürte eine Anwandlung von Reue, dass ich Dex hatte gehen lassen. Alle Welt meinte, er sei das große Los. Ich warf einen Blick auf Marcus, um mich zu versichern, dass ich das Richtige getan hatte, aber er starrte auf seine Playstation.
    «Hat Rachel angerufen und sich entschuldigt?», wollte mein Vater wissen.
    «Das kommt noch», sagte meine Mom. «Und du mussteinstweilen stark bleiben, Honey. Es wird alles gut. Du bist ein schönes Mädchen. Du findest einen anderen. Einen Besseren. Sag’s ihr, Gary.»
    «Du bist das schönste Mädchen der Welt», sagte er. «Es wird alles wieder gut. Das verspreche ich dir.»

DREI
    Es ist eine Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet Rachel Dex und mich miteinander bekannt gemacht hat. Sie studierten beide Jura an der New York University, und weil Rachel darauf bestand, dass sie nicht zum Daten, sondern zum Studieren an der Uni war, gab sie ihren Kumpel Dex, den begehrenswertesten Mann auf dem ganzen Campus, an mich weiter.
    Ich erinnere mich noch gut an den Augenblick. Rachel und ich waren in einer Bar im Village und warteten auf Dex. Als er hereinkam, wusste ich sofort, dass er etwas Besonderes war. Er gehörte in eine ‹Ralph-Lauren›-Anzeige – der Hochglanzmann, der auf seinem Segelboot blinzelnd in die Sonne späht oder nachdenklich über ein Schachbrett gebeugt vor einem lodernden Kaminfeuer sitzt. Bestimmt würde man ihn niemals sturzbetrunken sehen, er fluchte niemals vor seiner Mutter, benutzte teure Aftershaveprodukte – und zu speziellen Anlässen vielleicht ein Rasiermesser. Ich wusste einfach, dass er gern in die Oper ging, dass er das
Times
-Kreuzworträtsel immer lösen konnte und dass er nach dem Essen einen edlen Port bestellte. Ichschwöre, das alles sah ich auf einen Blick. Ich sah mein Ideal: Den kultivierten Ostküstenbewohner, den ich brauchte, um das Leben meiner Mutter in Manhattan zu führen.
    Dex und ich unterhielten uns an diesem Abend sehr nett, aber erst nach ein paar Wochen rief er mich an und lud mich ein – was nur dazu führte, dass ich ihn umso begieriger haben wollte. Kaum hatte er angerufen, servierte ich den Mann ab, mit dem ich gerade zusammen war –
so
sicher war ich, dass jetzt etwas Großes in Gang kommen würde. Ich hatte Recht. Bald darauf waren Dex und ich ein Paar, und alles war perfekt.
Er
war perfekt. So perfekt, dass ich mich seiner ein winziges bisschen unwürdig fühlte. Ich wusste, dass ich
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