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Shon'jir – die sterbende Sonne

Shon'jir – die sterbende Sonne

Titel: Shon'jir – die sterbende Sonne
Autoren: C.J. Cherryh
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Straßendamm und schmeckte die saure Luft. Sein nacktes Gesicht und die Hände wurden durch Arains heftige Strahlung schmerzhaft angegriffen, sogar auf diesem vergleichsweise kurzen Weg. Es war Mittag. Wenig regte sich in der Wildnis während der Stunden von Arains Zenith; die Menschen jedoch ignorierten die Sonne, geschützt innerhalb ihrer künstlichen Umwelt mit gefilterter und gekühlter Luft. Menschliche Autorität auferlegte Kesriths Tag einen menschlichen Zeitplan, zerteilte ihn in leicht verlängerte Sekunden, Minuten und Stunden zur Bequemlichkeit derer, die in der Stadt wohnten, wo das Tageslicht sichtbar und von Bedeutung war – aber das waren nur wenige. Der Universale Standard lieferte immer noch den Maßstab für die wissenschaftliche Gemeinde der FLOWER und für das Kriegsschiff, das sich in einer Kreisbahn um den Planeten befand.
    Duncan ging einher mit Augen, die für das Land offen waren, erblickte den getarnten Körper eines ledrigen Jo, eines der fliegenden Geschöpfe von Kesrith, das, um die Hitze auszuhalten, im Schatten eines großen Felsens ruhte – sah auch die Spur einer Sandschlange, die vor kurzem den Boden neben dem Straßendamm überquert hatte auf der Suche nach der Unterseite irgendeines Felsens, um sich vor der Sonne und vor Raubzeug zu schützen. Das Jo wartete geduldig auf die ihm bestimmte Beute. Solche Dinge zu sehen, hatte Niun Duncan gelehrt.
    Jenseits der mineralischen Ebenen rauchte ein Geysir in den Trümmern des Kampfes. Das war ein alltäglicher Anblick. Die Welt reparierte den Schaden, nahm geduldig weitere Äonen des Formens in Angriff; jedoch würden hiernach mehr Menschen in immer größerer Zahl kommen und eine Möglichkeit finden, alles wieder rückgängig und Kesrith zu ihrer Welt zu machen.
    Am Rand der Stadt wich das Netzwerk dem Beton, eine Grenze, die wandernder Sand teilweise bedeckt hatte. Duncan betrat den festen Untergrund, vorbei am Beobachtungsdeck des Nom, wo ein Überwachungssystem montiert worden war, um den Straßendamm zu beobachten, und hinauf zur Hintertür, das zum Haupteingang für das menschliche Personal geworden war, da sie der FLOWER zugewandt war und dem Flugfeld und dem Landeplatz der Fähren.
    Zischend öffnete und schloß sich die Tür. Die Nom Luft kam wie ein Schock, so duftete sie nach den ihr eigenen gefilterten Ausdünstungen von Menschen und Regul, befeuchtet und süßer als die Luft draußen, diese Sonnenlicht-über-Kalt-Hitze, die gleichzeitig brannte und frieren machte. Hier jedoch gab es Gärten, die während der Rationierung teilweise bewässert wurden, botanische Musterstücke von Regul Welten und deshalb wichtig: eine leberfleckige weiße Kletterpflanze, die unter Streß ihre Lavendelblüten verloren hatte; ein traurig aussehender Baum mit spärlichen Silberblättern; ein kräftiges graugrünes Moos. Und die von den Regul errichteten Hallen – im Zentrum hoch, zumindest nach Regul-Begriffen – vermittelten einem Menschen ein Gefühl der Einschließung. Die Korridore waren abgerundet und hatten eine Vertiefung, die sich an einer Seite entlangzog, wo schimmernde Geleise den Regul-Schlitten entlang der Seite, die keine Türen hatte, eine schnellere und ungefährliche Bewegung ermöglichten. Als Duncan sich der Rampe zuwandte, huschte einer vorbei, fast zu schnell, um ihn auszumachen, raste um eine Ecke und war verschwunden. Bei dieser Geschwindigkeit handelte es sich um einen Versorgungsschlitten, der Lasten trug, aber kein Personal.
    Regul neigten sehr zu Automatisierung. Sie bewegten sich langsam und bedächtig, ihre kurzen Beine unfähig dazu, ihr Körpergewicht auch nur über irgendeine kleinere Entfernung zu tragen. Die Regul, die zu Fuß umhergingen, waren noch Junglinge, geschlechtslos und noch beweglich, hatten noch nicht die Körpermasse eines Erwachsenen erreicht. Die Älteren, deren Beinmuskeln verkümmert waren, bewegten sich fast gar nicht, außer mit der künstlichen Beweglichkeit ihrer Schlitten.
    Und Menschen, fremd an diesem Ort, gingen durch die Korridore des Nom, schreitende Gestalten von seltsam wirkender Hast zwischen den geduckten, langsamen Regul.
    Duncans Privatquatier befand sich auf der zweiten Etage. In einem Sinn war es luxuriös: Alleinsein war ein Komfort, den er für sehr lange Zeit nicht gekannt hatte, denn er war als Assistent des Gouverneurs nach Kesrith gekommen. Er war sich jedoch überaus deutlich dessen bewußt, was dieser kleine, einzelne Raum bedeutete: den Sturz aus der Vertrautheit mit
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