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Shoal 01 - Lichtkrieg

Shoal 01 - Lichtkrieg

Titel: Shoal 01 - Lichtkrieg
Autoren: Gary Gibson
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Piri Reis jählings einen Satz nach vorn machte, die Trossen sich strafften und sie das Wrack hinter sich her zog; die unterlichtschnellen Triebwerke der Piri reichten aus, um das fremde Schiff zu schleppen. Der gesamte Vorgang spielte sich völlig lautlos ab, und solange sie sich inmitten der Antriebsdornen befanden, waren bestimmte physikalische Gesetze außer Kraft gesetzt, zum Beispiel das Prinzip der Massenträgheit.
    Ein flüchtiger Blick auf Corso verriet ihr, dass er nicht einmal bemerkt hatte, wie die Piri Fahrt aufnahm und beschleunigte.
    Draußen zerrte die Piri an den Trossen, die sich tief in den Körper des Wracks heineingebohrt hatten, wie ein ungeduldiger Hund an der Leine. Der letzte Rest ihrer Energie verbrannte, und die durch die Fusion erzeugte ungeheure Hitze strahlte auf die Antriebsdorne des Wracks.
    Sie glitten aus dem Schatten der sterbenden, immer weiter einschrumpfenden Welt und gelangten in den Glast des entfesselten Infernos, das hinter dem sich in Agonie windenden Planeten Ikaria tobte. Anfangs floss das ultraheiße Plasma um die lokalen Verzerrungen herum, die das Wrack erzeugte, doch selbst dieser Schirm bot nur einen unzureichenden Schutz vor der Strahlung.
    Das Kerngerüst des Wracks war auf der Oberfläche eines Neutronensterns gebaut worden, im Zentrum eines stellaren Komplexes aus Fabriken und Werften, der sich über einen Bereich von mehreren Lichtjahren ausgebreitet hatte. Trotzdem konnte es in einer derart extremen Umgebung nicht endlos lange überleben.
    Ganz allmählich, während sich der Rumpf aufheizte, fing die Außenhülle an, Blasen zu werfen und zu schmelzen; und dann kam die skelettartige Struktur des Schiffs zum Vorschein, die die Antriebsdorne trug.

Kapitel Vierunddreißig
    »Was hast du vor? Wirst du jetzt versuchen, mich zu erschießen?«, erkundigte sich Dakota mit sanfter Stimme. »Oder bist du vernünftig und wartest ab, bis wir endlich hier raus sind?«
    Dakota stand mit dem Rücken zur Konsole, verschränkte die Arme über der nackten Brust und fasste Corso prüfend ins Auge. Die Situation hatte etwas derart Bizarres an sich, dass Corso versucht war zu glauben, es handele sich um einen makaberen Witz. Obendrein quoll in diesem Moment auch noch Dakotas Iso-Anzug aus seinem verborgenen Versteck und bedeckte sie im Nu mit einem dunklen, öligen Film.
    »Ich weiß nicht, was du meinst …«, stotterte er, als er die Sprache wiedergefunden hatte.
    Unvermittelt schoss ihre Faust vor, und sie versetzte ihm einen Boxhieb mitten vor die Brust; der Angriff kam so plötzlich und unverhofft, dass Corso von Dakota wegdriftete, ehe er sich einen festen Halt verschaffen konnte. Erst als er gegen ein Schott prallte, grub er die Finger in die Fellverkleidung und starrte Dakota entgeistert an.
    »Sag mal, bist du total durchgedreht?«, keuchte er. »Was fällt dir ein …«
    »Sei still, Lucas«, herrschte sie ihn an. »Jetzt wirst du mir zuhören. Du hast versucht, mir das Wrack buchstäblich unter dem Hintern wegzustehlen. Und wage ja nicht, es abzustreiten!«
    »Was faselst du da? Wie kommst du bloß auf diesen Schwachsinn …«
    Sie stemmte sich von der Konsole ab, trieb quer durch die Kabine, legte eine Hand um Corsos Hals und nagelte ihn an der Wand fest.
    Unter anderen, günstigeren Umständen hätte er sich sehr wohl verteidigen können, aber seit Tagen litt er an Schlafmangel, war völlig übermüdet und hatte viel zu viel Stress aushalten müssen. Corso wehrte sich, aber er war Dakota nicht gewachsen, die seinen Hals unerbittlich wie mit einem Schraubstock umklammerte.
    »Hör mal, Dakota, ich habe keine Ahnung, was du mir da unterstellst, aber um Gottes willen, ich hätte im Traum nicht an so etwas gedacht …«
    Ein trauriges Lächeln huschte über ihre Lippen. »Keine Sorge, Lucas, ich werde dir kein Leid antun. Aber hör endlich auf, mich zu belügen.«
    Mit der freien Hand verdrehte sie seinen Arm und schob Corso so weit herum, bis sein Gesicht sich tief in die samtweiche Pelzverkleidung drückte. Während sie den verrenkten Arm hochriss und schmerzhaft zwischen seine Schulterblätter presste, fasste sie mit der anderen Hand flink in seine Tasche und zog die Waffe heraus. Es war wirklich nur ein winziges Ding, aber er hatte die ganze Zeit über gewusst, dass sie sein größter Trumpf sein würde, sollten sie durch irgendein Wunder bis zu diesem Augenblick überleben.
    Jählings gab Dakota ihn frei. Er schwenkte herum und funkelte sie wütend an. Geschickt stieß
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