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Shoal 01 - Lichtkrieg

Shoal 01 - Lichtkrieg

Titel: Shoal 01 - Lichtkrieg
Autoren: Gary Gibson
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bis sie sich selbst ausrotten und andere Spezies mit sich reißen.«
    Noch während dieses Gesprächs fühlte Dakota, wie die Gedanken des Wracks in Aufruhr gerieten. Sie konnte beinahe an ihrem eigenen Leib spüren, wie das nahezu unverwüstliche Fleisch des Schiffs von dem konstanten Plasmasturm versengt wurde, dessen Ursprung sich in dem Kern befand, der einstmals das Zentralgestirn Nova Arctis gewesen war. Ihre Haut brannte, als sei sie einem starken Feuer ausgesetzt.
    Die Triebwerke der Piri Reis setzten immer wieder aus, um dann selbsttätig erneut zu zünden, bis sie schließlich ihre Funktion ganz einstellten, weil der letzte Rest der Energie verbraucht war. Obwohl sich das kleine Schiff inmitten der von den Antriebsdornen des Wracks erzeugten Schutzblase befand, glühte die Außenhülle bald in einem tiefdunklen Rot.
    Von dem Sternenschiff der Weisen brachen ganze Stücke ab. Die Beschichtung der Antriebsdornen war zum größten Teil durch die intensive Strahlung weggeätzt, so dass es aussah, als griffen skelettierte, schmale Finger nach der Piri Reis.
    Gigantische Lichtfackeln schossen aus der Hülle des Wracks, kaum zu unterscheiden von dem brennenden Plasma, das in einem brüllenden Orkan daran vorbeirauschte.
    Schweigend sah Corso zu, wie Dakota rasch wieder in diesen tranceähnlichen Zustand verfiel, den sie stets dann einnahm, wenn sie mit dem Wrack kommunizierte. Doch trotz ihrer geistigen Abwesenheit schien sie auf irgendeinem Weg ihre Umwelt wahrzunehmen, denn sobald Corso auch nur die geringsten Anstalten traf, sich in ihre Richtung zu bewegen, merkte sie es, wurde wieder hellwach und zielte mit der winzigen Waffe, die sie ihm abgenommen hatte, auf ihn.
    Schicksalsergeben zuckte er mit den Schultern, und nach einer Weile gelang es ihm sogar, sich zu entspannen. Sogleich nahmen Dakotas Augen wieder diesen in die Ferne gerichteten Ausdruck an, und ihr Geist begab sich in die wie auch immer gearteten Gefilde, die sie in solchen Phasen der Absence aufsuchte.
    Und selbst wenn Corso es geschafft hätte, die Situation zu seinen Gunsten zu wenden und Dakota zu überwältigen – was hätte er dadurch gewonnen? Er vermochte nicht mit dem Wrack zu kommunizieren. Sogar wenn ihm ein Kontakt gelungen wäre, hätte er das Schiff niemals seinem Willen unterwerfen können -dessen war er sich absolut sicher.
    Nein, Dakota hatte die Oberhand – sie war immer die Person, die die Dinge lenkte. Dakota Merrick – Maschinenkopf und Pilotin – war die Schlüsselfigur für die gesamte Operation im Nova-Arctis-System gewesen. Und daran hatte sich nicht das Geringste geändert.
    Corso kapitulierte und ergab sich in das Unvermeidliche. Nachdem er Dakota eine Weile beobachtet hatte, fragte er: »Könntest du mir nicht wenigstens verraten, wohin wir fliegen?«
    Mit einem Ruck erwachte sie aus ihrer Trance und sah ihn an. »Das weiß ich nicht.«
    »Wieso weißt du es nicht? Sagtest du nicht, die seist die Pilotin des Wracks? Das heißt doch, dass du das Ding irgendwie steuerst.«
    »Wenn wir in diesem frühen Stadium den Sprung in die Überlichtgeschwindigkeit wagen, ist das mit gehörigen Risiken verbunden. Aber uns bleibt gar nichts anderes übrig, als alles auf diese eine Karte zu setzen. Wenn wir noch länger warten, verlieren wir den restlichen Schutz, der uns vor der Strahlung abschirmt, und dann sind wir tot. Deshalb springen wir gleich in den Superluminalraum. Aber wo wir landen werden … nun ja, das lässt sich nur schwer bestimmen.«
    Corso holte tief Luft. »Offen gestanden wundert es mich, dass wir überhaupt so weit gekommen sind.«
    »Ich wollte nur, dass du Bescheid weißt, bevor wir …«
    Er hob eine Hand. »Das weiß ich zu schätzen, Dakota. Wirklich. Aber nach unserer Rückkehr in den Normalraum – gleichgültig, wo wir auftauchen – möchte ich gern beim nächsten Stoppover von Bord gehen. Lässt sich das einrichten?«
    Sie lachte schrill. »Ich möchte nicht deine Feindin sein, Corso«, stellte sie fest.
    »Und ich bin nicht gegen dich, Dakota.«
    Dakota spürte, wie sich die Piri unter ihr bewegte. Gleichzeitig sah sie ihr Schiff von außen, wie es gegen einen der weißglühenden Antriebsdorne geworfen wurde; die Trossen, mit denen die Piri Reis an dem Wrack festgelascht war, hatten sich zum Teil aus ihrer Verankerung im Fleisch des Sternenschiffs gerissen und peitschten heftig hin und her.
    Mit einem mächtigen Satz sprang das Sternenschiff vorwärts, sein Rumpf krachte gegen den Triebwerksblock
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