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Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen

Titel: Shiver - Meine Rache Wird Euch Treffen
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den Boden des vertrauten Raumes wandern, dann über die Wände und die Einrichtung.
    Abby erstarrte, konnte es nicht fassen.
    Alles war genauso, wie sie es in Erinnerung hatte.
    Das Metallbett, weiß gestrichen, in der einen Ecke.
    Der Nachttisch mit einer Vase voll frischer Blumen.
    Der Doppelrahmen mit verblichenen Kinderfotos von ihr und Zoey.
    Die Patchwork-Decke auf dem Bett, in Rosé- und Pfirsichtönen, die Abbys Großmutter gemacht hatte.
    Das Kruzifix an der Wand.
    In Zimmer 207 war die Zeit stehen geblieben. Hing nicht sogar ein Hauch vom Parfüm ihrer Mutter in der Luft?
    Es konnte nicht sein.
    Ihre Mutter war nicht hier …
    Wie ein Videorekorder spulte ihr Bewusstsein die Zeit zurück bis zu jenem Tag, an dem sich ihr Leben für immer änderte.
    Sie erinnerte sich, wie sie in das Zimmer gestürzt war, begierig, ihrer Mutter von dem Tanzfest und von Trey Hilliard zu erzählen …
     
    »Herzlichen Glückwunsch, Mom.« Abby war außer Atem, nachdem sie die Treppe hinaufgerast war. »Mom, weißt du was?«
    Ihre Mutter stand vor dem hohen Fenster, nur halb bekleidet. Aber sie war nicht allein. Ein Arzt, Simon Heller, rang mit ihr.
    Abby blieb abrupt stehen und starrte die beiden an.
    Heller fuhr herum. Sein Gesicht war hochrot und wutverzerrt. Speichel hatte sich in seinen Mundwinkeln gesammelt.
    »Weißt du nicht, dass das hier ein Privatzimmer ist?«, rief er wütend. Seine Augen verengten sich unter den buschigen Brauen zu schmalen Schlitzen, seine Nasenflügel blähten sich. »Du solltest anklopfen und nicht so mir nichts, dir nichts ins Zimmer stürmen!«
    »Aber …« Abby blickte ihre Mutter an, die offensichtlich verlegen war und versuchte, ihre Kleidung in Ordnung zu bringen.
    Faith konnte ihre Beschämung nicht verbergen. Tränen traten ihr in die Augen, und ihre Wangen färbten sich glühend rot. Über Hellers Schulter hinweg sah sie Abby an und erkannte die Verwirrung und den Ekel in ihrer Miene. Stumm,nur mit den Lippen formte sie die Worte: »Bitte nicht …« Dann murmelte sie: »Abby Dana, es tut mir so Leid.«
    Doch bevor Abby etwas sagen konnte, wirbelte Faith herum, als hätte Heller sie gedreht, sie gezwungen, sich abzuwenden. Ihr Körper prallte gegen die Fensterscheibe.
    Das Glas zersplitterte mit einem scheußlichen Klirren.
    »Nein!« Abby stürmte vor, versuchte, ihre Mutter zu fassen, doch Heller packte ihren Arm und hielt sie zurück.
    Wollte er sie daran hindern, Faith zu retten, oder sie selbst vor dem Sturz bewahren?
    »Ich verzeihe dir!«, rief ihre Mutter. Ihre Augen waren weit aufgerissen.
    Das Fenster war zerborsten, die klaren Scherben waren bereits blutverschmiert. Faith verlor das Gleichgewicht und stürzte hinaus. Ihr entsetzter Schrei hallte durch Abbys Kopf.
    »Nein! Mom! Nein!«, schrie Abby. Sie versuchte, sich aus Hellers Griff zu befreien. Und dann schlug der Körper ihrer Mutter mit einem widerwärtigen dumpfen Geräusch auf dem Betonboden auf.
    Von Grauen gepackt, tränenüberströmt blickte Abby durch die zerbrochene Scheibe hinunter. »Nein!«, schrie sie abermals auf und riss sich aus Hellers stahlhartem Griff los.
    »Neiiin!«
    Eine Blutlache sammelte sich unter dem Körper ihrer Mutter. Faith Chastains Augen waren blicklos gen Himmel gerichtet. Plötzlich wurden Stimmen laut, die brüllten und Befehle bellten – doch Faith war tot.
    Schluchzend wankte Abby zurück, fort von dem entsetzlichen Anblick.
    Da vernahm sie hinter sich ein leises, kaum hörbares Luftschnappen.
    Blindlings drehte sie sich um und bemerkte, dass die Schranktür einen Spaltbreit offen stand. Nur eine dunkle Ritze. Und dahinter … das Funkeln bösartiger Augen.
    Jemand hatte das alles beobachtet? Ein Voyeur, den es erregte zu sehen, wie Dr. Heller ihre Mutter zu schmutzigen, perversen Handlungen zwang?
    Die Augen begegneten ihrem Blick in einem Moment intimsten, undenkbaren Verständnisses …
     
    Lieber Gott, dachte sie. Ihr Kopf dröhnte, die Vision aus der Vergangenheit war so klar und deutlich gewesen, dass sie jetzt noch die feuchte Hitze jenes schwülen Abends zu spüren glaubte.
    Die Taschenlampe zitterte in ihrer Hand, der immer schwächer werdende Strahl hüpfte durch das Zimmer.
    Abby fuhr herum zur Schranktür.
    Sie stand einen Spaltbreit offen.
    Und in diesem Spalt sah sie das Blitzen hasserfüllter Augen.

28.
     
    A bby unterdrückte einen Schrei. Ihr Puls pochte so heftig, dass sie ihn in den Ohren spürte.
    Sie richtete das Licht der Taschenlampe auf den schwarzen
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