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Shining

Shining

Titel: Shining
Autoren: Stephen King
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nicht sein Daddy, dieses Monstrum aus einer Horror Show am Samstagabend, mit den rollenden Augen, den hochgezogenen Schultern und dem blutgetränkten Hemd. Es war nicht sein Daddy.
    »Jetzt, bei Gott«, flüsterte Jack. Er wischte sich mit zitternder Hand die Lippen. »Jetzt wirst du lernen, wer hier der Boss ist. Das wirst du schon sehen. Sie wollen nicht dich. Sie wollen mich. Mich! Mich!«
    Er schlug mit dem beschädigten Hammer zu, dessen Ende von zahllosen Schlägen zerfasert und zersplittert war. Er traf die Wand und riss ein rundes Loch in die Seidentapete. In einer Wolke löste sich der Putz. Es fing an zu grinsen.
    »Wir wollen doch sehen, ob du mir wieder einen deiner Streiche spielst«, murmelte es. »Ich bin ja nicht von gestern. Bei Gott, ich bin nicht eben erst vom Heuwagen gefallen. Ich werde meine väterliche Pflicht an dir erfüllen, Junge.«
    Danny sagte: »Du bist nicht mein Daddy.«
    Es blieb stehen. Einen Augenblick wirkte es tatsächlich so, als sei es nicht ganz sicher, wer oder was es war. Wieder sauste der Hammer herab und traf eine Türfüllung, dass sie hohl dröhnte.
    »Du lügst« ,sagte Jack. »Wer sollte ich sonst sein? Ich habe die beiden Muttermale, ich habe den gleichen gewölbten Nabel, ich habe sogar den gleichen Schwanz, mein Junge. Frag deine Mutter.«
    »Du bist eine Maske«, sagte Danny. »Nur ein falsches Gesicht. Das Hotel braucht dich nur, weil du nicht so tot bist wie die anderen. Aber wenn es mit dir fertig ist, wirst du nichts mehr sein. Du machst mir keine Angst.«
    »Ich werde dir schon Angst machen«, brüllte es. Bösartig pfiff der Schläger durch die Luft und krachte in den Teppich zwischen Dannys Füßen. Danny wich nicht zurück. »Du hast über mich Lügen erzählt! Du steckst mit ihr unter einer Decke! Du hast dich gegen mich verschworen! Und du hast betrogen! Du hast die Examensarbeit abgeschrieben!« Die Augen glühten unter den buschigen Brauen hervor. In ihnen lag der Ausdruck irrer Verschlagenheit. »Ich werde es schon finden. Es muss irgendwo im Keller liegen. Ich werde es finden. Sie haben mir versprochen, dass ich überall suchen darf.« Wieder hob es den Schläger.
    »Ja, sie versprechen«, sagte Danny.
    »Aber sie lügen.«
    Der Schläger blieb in der Luft hängen.
    *
    Hallorann kam langsam zu sich, und Wendy ließ sein Gesicht in Ruhe. Gerade waren durch den Fahrstuhlschacht die Worte Du hast betrogen! Du hast die Examensarbeit abgeschrieben! gekommen, undeutlich und bei dem Wind kaum hörbar. Von irgendwo aus dem Westflügel. Wendy war fast überzeugt, dass sie im dritten Stock waren und dass Jack – was immer in ihn gefahren sein mochte – Danny gefunden hatte. Jetzt konnten sie nichts mehr unternehmen.
    »Oh Doc«, murmelte sie, und Tränen stiegen ihr in die Augen.
    »Der Scheißkerl hat mir das Jochbein gebrochen«, murmelte Hallorann mit belegter Stimme, »und mein Kopf …« Mühsam setzt er sich aufrecht hin. Sein rechtes Auge war blutunterlaufen und schwoll an. Aber er konnte Wendy sehen.
    »Mrs. Torrance –«
    »Psssst«, sagte sie.
    »Wo ist der Junge, Mrs. Torrance?«
    »Im dritten Stock«, sagte sie. »Bei seinem Vater.«
    *
    »Sie lügen«, wiederholte Danny. Irgend etwas war ihm durch den Sinn gegangen, strahlend wie ein Meteor, zu schnell und zu hell, um es festzuhalten. Nur der Rest des Gedankens blieb.
    (es muss irgendwo im Keller liegen)
    (du wirst dich an das erinnern, was dein Vater vergessen hat)
    »Du … so solltest du mit deinem Vater nicht reden«, sagte Jack heiser.
    Der Schläger zitterte und senkte sich wieder. »Du machst die Sache für dich nur noch schlimmer. Deine … deine Strafe. Schlimmer.« Es torkelte betrunken und starrte ihn mit weinerlichem Selbstmitleid an, das sich in Hass verkehrte. Der Schläger hob sich wieder.
    »Du bist nicht mein Daddy«, sagte Danny wieder. »Und wenn in dir auch nur ein bisschen von meinem Daddy geblieben ist … er weiß jedenfalls, dass sie hier lügen. Alles hier ist Lug und Trug. Wie die falschen Würfel, die mein Daddy mir letztes Jahr in den Weihnachtsstrumpf getan hat. Wie die Geschenke, die sie in die Schaufenster legen, und mein Daddy sagt, es ist nichts drin, keine Geschenke, es sind nur leere Schachteln. Du bist es, nicht mein Daddy. Du bist das Hotel. Und wenn du bekommst, was du haben willst, gibst du meinem Daddy gar nichts, denn du bist selbstsüchtig. Und mein Daddy weiß das. Du musstest ihn dazu zwingen, das schlimme Zeug zu trinken, denn nur auf diese Weise
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