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Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot

Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot

Titel: Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Militärarzt sich eine Armverwundung geholt und
    eine schwere Zeit durchgemacht haben? Sicherlich doch in Afghanistan.Diese ganze
    Gedankenfolge dauerte keine Sekunde. Ich habe dann gesagt, Sie kämen aus Afghanistan und Sie waren erstaunt. «
    »Jetzt, wo Sie es erklären, sieht es ganz einfach aus«, sagte ich und lächelte. »Sie erinnern mich an Edgar Allan Poes Dupin. Bisher haben solche Typen für mich nur innerhalb von
    Geschichtenbüchern existiert.«
    Sherlock Holmes stand auf und zündete seine Pfeife an.
    »Gewiß wollten Sie mir eben ein Kompliment machen, als Sie mich mit Dupin verglichen«, sagte er. »Aber meiner Meinung nach ist Dupin ziemlich unbedeutend. Dieser Trick von ihm, mit einer apropos-Bemerkung in die Gedankengänge seines Freundes einzufallen, nachdem
    man eine Viertelstunde geschwiegen hatte, ist wirklich ziemlich angeberisch und künstlich.
    Ich bezweifle ja nicht, daß er einen analytischen Genius hat, aber ein solches Phänomen, wie Poe sich das einzubilden scheint, ist er eben doch nicht.«
    Haben Sie Gaboriaus Werk gelesen?« fragte ich. »Ist Lecoq ein Detektiv nach Ihrem
    Herzen?«
    Sherlock Holmes schnaufte sarkastisch. »Lecoq war ein miserabler Dussel«, sagte er mit ärgerlicher Stimme. »Es gibt nur etwas das für ihn spricht und das ist seine Energie. Das Buch hat mich krank gemacht. Es ging um die Frage, einen unbekannten Gefangenen zu
    identifizieren. Ich hätte das in vierundzwanzig Stunden fertiggebracht. Leqoc benötigte sechs Monate oder mehr dafür. Man sollte ein Handbuch für Detektive schreiben, aus dem sie
    lernen können, was besser zu vermeiden ist.«
    Ich fühlte mich wirklich verärgert, denn zwei Charaktere, die ich bisher bewundert hatte, wurden auf hochmütige Weise heruntergezogen. Ich ging herüber zum Fenster und schaute
    hinunter auf die geschäftige Straße.
    »Dieser Mensch mag tüchtig sein«, sagte ich mir, »aber er ist auch ganz schön eingebildet.«
    »Es gibt heute keine Verbrecher und keine Verbrechen mehr«, sagte er streitsüchtig. »Was nützt es, wenn Leute in unserem Beruf Köpfchen haben? Ich weiß wohl, daß ich das Zeug in mir habe, mir einen berühmten Namen zu machen. Kein Mensch, ob er nun noch unter den
    Lebenden weilt oder schon das Zeitliche gesegnet hat, hat soviel Zeit, Geld und Energie in dieses Studium investiert, von meinem natürlichen Talent im Aufspüren von Verbrechen ganz zu schweigen.
    Und was ist das Ergebnis? Es gibt keine Verbrechen mehr aufzudecken. Wenn es hochkommt, verübt da einer eine blöde Bösartigkeit, deren Motiv so durchsichtig ist, daß sogar Scotland-Yard-Beamte sie durchschauen können.«
    Ich war immer noch über sein hochtrabendes Gehabe verärgert. Ich dachte, es sei wohl am besten, das Thema zu wechseln.
    »Ich frage mich, was der Mann da sucht?« sagte ich und zeigte auf einen breitschultrigen, schlichtgekleideten Menschen, der langsam auf der anderen Straßenseite ging und suchend nach den Hausnummern sah. Er trug einen langen, blauen Briefumschlag in der Hand und war offensichtlich der Überbringer einer Nachricht.
    »Meinen Sie diesen pensionierten Seesergeanten?« fragte Sherlock Holmes.
    »Donner und Doria!« sagte ich bei mir, »er weiß, daß ich ihn nicht widerlegen kann.«
    Der Gedanke war mir kaum durch den Sinn gegangen, als der Mann, den wir beobachteten,
    die Hausnummer an unserer Tür erblickt hatte und eilig über die Straße lief. Wir hörten ein lautes Klopfen, eine tiefe Stimme und schwere Schritte, die die Treppe emporstiegen.
    »Für Mr. Sherlock Holmes«, sagte er, trat ins Zimmer und überreichte meinem Freund den Brief.
    Hier hatte ich nun die Gelegenheit, ihm seine Vorurteile heimzuzahlen. Gewiß hatte er ins Blaue hinein geschossen. Er konnte ja nicht ahnen, daß ich seine These widerlegen konnte.
    »Mein guter Mann, darf ich Sie fragen, was Sie von Beruf sind?« fragte ich mit harmloser Stimme.
    »Briefträger, Sir«, sagte er brummig. »Meine Uniform ist in der Reparatur.«
    »Und vorher?« fragte ich mit leicht maliziösem Blick auf meinen Kameraden.
    »Sergeant, Sir, Royal Marine, Leichte Infanterie, Sir. Keine Antwort? In Ordnung, Sir.« Er schlug die Hacken zusammen, erhob die Hand zum Gruß und war weg.

3. KAPITEL
    Das Geheimnis im Garten Lauriston
    Die neuen Beweise von der Anwendbarkeit der Theorien meines Kameraden haben mich ein
    bißchen erschüttert. Ich gebe es ehrlich zu. Mein Respekt vor seinem analytischen Können wuchs ins Wunderbare. Aber ganz und gar
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