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Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot

Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot

Titel: Sherlock Holmes - Studie in Scharlachrot
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Menschen dar. Ein guter Fragesteller kann auf diese Weise
    unendlich viel lernen.
    »Was für ein entsetzlicher Quatsch!« rief ich und knallte die Zeitschrift auf den Tisch. »In meinem ganzen Leben habe ich noch keinen solchen Unsinn gelesen.«
    »Was ist los?« fragte Holmes.
    »Ach, dieser Artikel«, sagte ich und zeigte mit dem Eierlöffel darauf, während ich mich zum Frühstück niederließ.
    »Sie haben den Artikel auch gelesen, da sie ihn ja angezeichnet haben. Ich will nicht leugnen, daß er stilistisch ganz gut ist. Trotzdem regt er mich auf. Diese Theorien stammen von jemandem, der im Lehnstuhl herumsitzt und all die netten kleinen Paradoxien in der
    Abgeschiedenheit seines Arbeitszimmers hervorbringt. Praktischen Wert hat doch nichts
    davon. Ich möchte den Mann in einem dritter Klasse Wagen der Untergrundbahn sehen, wie er dort die Berufe seiner Mitreisenden analysiert. Ich wette eins zu tausend, daß er das nicht kann.«
    »Sie würden Ihre Wette verlieren«, sagte Holmes ruhig. »Was den Artikel anbelangt, so habe ich ihn geschrieben.«
    »Sie!«
    »Ja, ich beobachte leidenschaftlich gern und die deduktive Schlußfolgerung interessiert mich sehr. Die Theorien, die ich hier niedergeschrieben habe und die Ihnen so mysteriös
    vorkommen, sind in Wirklichkeit sehr praktisch. So praktisch, daß sie mir Brot und Butter einbringen.«
    »Und wie das?« rutschte es mir unfreiwillig heraus.
    »Na ja, ich habe einen etwas eigenwilligen Beruf. Ich nehme an, daß ich der einzige auf dieser Erde bin. Ich bin ein Detektiv, den man wie einen praktischen Arzt konsultieren kann.
    Sie verstehen, was ich meine, nicht wahr? Hier in London haben wir Mengen von
    Polizeidetektiven und ebenso viele Privatdetektive. Wenn diese Leute nicht mehr weiter wissen, kommen sie zu mir. Mir gelingt es dann meistens, sie auf die richtige Fährte zu führen. Sie breiten einfach alle gesammelten Beweise vor mir aus und durch mein Wissen über die geschichtlichen Hintergründe der Verbrechen kann ich ihnen dann meistens
    weiterhelfen. Es gibt eine große Familienähnlichkeit bei allen Untaten. Wenn Sie tausend Details vor sich liegen haben, dann wäre es doch seltsam, wenn Sie das tausend-und-eine Teilchen nicht finden sollten. Lestrade ist ein sehr bekannter Detektiv. Er kam letztlich mit einem Fälscherfall nicht zurecht, das hat ihn zu mir gebracht.«
    »Und diese anderen Leute?«
    »Die sind meistens von privaten Detektivbüros zu mir geschickt worden. Es sind Leute, die wegen irgendwelcher Dinge in Schwierigkeiten sind und ein bißchen Hilfe brauchen. Ich höre mir ihre Geschichte an, sie bekommen meinen Kommentar zu hören und ich stecke meinen
    Lohn ein.«
    »Aber wollen Sie damit sagen«, rief ich, »daß Sie Knoten aufdröseln können, ohne diesen Raum zu verlassen, die für andere Leute, obgleich sie alle Details in der Hand haben, zu schwierig sind?«
    »Genau so ist es. Ich arbeite mit meiner Intuition. Ab und zu taucht ein Fall auf, der ein bißchen schwieriger ist, dann muß ich hingehen und mir die Dinge mit eigenen Augen
    ansehen. Wie sie wissen, habe ich viele Spezialkenntnisse, mit denen ich den Problemen auf den Leib rücke. Meistens wirkt das wie ein Wunder. Die Regeln der deduktiven
    Schlußfolgerung, die ich in diesem Artikel, der Sie so in Zorn versetzt hat, niedergelegt habe, sind unbezahlbar wertvoll für mich in der praktischen Arbeit. Beobachten ist bei mir zur zweiten Natur geworden. Bei unserem ersten Treffen habe ich Ihnen gesagt, daß Sie aus
    Afghanistan kommen. Das hat Sie überrascht.«
    »Sicherlich hat Ihnen das jemand vorher erzählt.«
    »Nichts dergleichen. Ich wußte einfach, daß Sie in Afghanistan gewesen sind. Aus alter Gewohnheit heraus liefen mir die Gedankenfolgen so schnell durch den Sinn, daß ich mir der dazwischenliegenden Schritte gar nicht mehr bewußt wurde, bevor ich schon zum Schluß
    gekommen war. Aber es gab diese Schritte jedenfalls. Die Folge meiner Gedanken war etwa so: >Hier ist ein Gentleman, ein Mediziner, aber er hält sich soldatisch stramm. Ganz klar, er ist Militärarzt. Er ist gerade aus den Tropen zurückgekehrt, denn sein Gesicht ist braun. Das ist aber nicht die natürliche Färbung seiner Haut, denn seine Handgelenke sind hell. Er hat eine schwere Zeit und Krankheit hinter sich, wie sein eingefallenes Gesicht deutlich aussagt.
    Er hatte eine Verletzung am linken Arm, denn er hält ihn auf eine steife, unnatürliche Weise.
    Wo in den Tropen könnte ein englischer
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