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Sharras Exil

Sharras Exil

Titel: Sharras Exil
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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würden, wenn die Zeit reif war. Seine Worte waren nur sinnlose Laute, die ich nicht verstand.
    »Diese Frau Thyra! Wir hatten sie in einer unserer sichersten Zellen, und jetzt ist sie fort – einfach so! Entflohen aus einer Höchstsicherheitszelle! Haben Sie sie irgendwie hinausgezaubert?«
    Du Narr! Glaubst du, irgendeine Zelle könne die Priesterin und Bewahrerin Sharras, der Feuergeborenen festhalten?
    Der Raum kreiste um mich, ein Donnerschlag hallte, und ich stand auf dem Kopfsteinpflaster des Hofes vor der Comyn-Burg, die Beine über den eingelegten Symbolen gespreizt … und ich wusste, Kadarin hatte das Schwert gezogen. Kadarin stand da, das helle Haar flatternd in einem unsichtbaren Wind, die Hände auf Thyras Schultern, die metallischen Augen voll kalter Drohung, und Thyra …
    Thyra! Feuer loderte aus ihrem Kupferhaar, Funken zitterten an ihren Fingerspitzen. In den Händen hielt sie das nackte Sharra-Schwert … vom Heft bis zur Spitze rasten kalte Flammen. Thyra! Meine Herrin, meine Liebe … warum verweilte ich noch, fern von ihr? Sie hob eine Hand und winkte, und ich taumelte vorwärts, ohne mir der Bewegung bewusst zu sein. Sie lächelte, als ich zu ihren Füßen auf den Steinen niederkniete. Ich fühlte, dass all meine Kraft in sie überströmte, in sie und das Feuer, das aus ihren Händen floss und züngelte …
    Dann schossen die Flammen blau und wild bis zu den Zinnen der Burg hinauf – Regis hatte Aldones’ Schwert gezogen! Sie waren hier, körperlich anwesend, sie standen mir gegenüber, Regis und Callina, und Callina fasste nach mir, hüllte mich in das kalte Blau von Asharas eisigem Reich, und dann waren wir nicht mehr im Burghof, sondern in den grauen Weiten der Überwelt … Weit unten konnte ich unsere Körper wie winzige Spielzeuge sehen, aber die einzige Realität in der Welt waren jene beiden Schwerter, feuerrot und eisblau, die Klingen gekreuzt, und ich …
    Ich war eine Marionette, ein Fünkchen Energie in der astralen Welt, und ich wurde bis zum Zerreißen zwischen ihnen ausgestreckt … Callinas Stimme, die mich an Arilinn und meine Vergangenheit gemahnte, Thyras lockender, verführerischer Ruf mit Erinnerungen an Lust und Feuer und Macht … Ich wurde hierhin und dahin gezerrt, ein Verbindungsglied zwischen den beiden Kreisen, Regis und Callina mit Aldones’ Schwert, Thyra und Kadarin, sie wollten einen Dritten, der ihnen Kraft lieh …
    Und dann trat eine neue Gewalt in die sich bekämpfenden Kreise … kalt, arrogant und brutal, eine harte Berührung mit der Kraft meines Vaters, die Alton-Gabe, die meine eigene erweckt hatte, doch war es nicht meines Vaters Geist … Dyan! Und er hatte mich immer verabscheut … und ich war ihm ausgeliefert …
    Es machte mir nichts aus zu sterben, aber doch nicht so … Wieder hörte ich in Gedanken den Todesschrei meines Vaters, und wir waren so eng miteinander verbunden, dass ich sah, wie Dyan an mir vorbei mit unendlichem Bedauern darüber, dass sie auf entgegengesetzten Seiten endeten, zu Regis hinblickte. Ich wollte an deiner Seite stehen, wenn du König über ganz Darkover geworden warst, mein tapferer Hastur-Cousin … und dann spürte ich, dass Dyan in mir die Erinnerung an meines Vaters vernichtenden Befehl fand, den letzten Gedanken seines sterbenden Gehirns …
    Und Dyan dachte voll Qual und Leid:
    Kennard! Mein erster, mein einziger Freund … mein Cousin, mein Verwandter , Bredu … kein anderer lebt mehr von deinem Blut, und wenn ich jetzt zuschlage, habe ich dich über den Tod und jede Unsterblichkeit hinaus getötet … Und ein letzter, zynischer Gedanke, fast ein Gelächter: Dieser dein Sohn war für Macht solcher Art nie geeignet …
    Plötzlich war ich frei, frei von Sharra, weggeschleudert von allem, und in diesem Augenblick der Freiheit wurde ich eingeschlossen in den sich festigenden Rapport zwischen Regis und Callina, den versiegelten Energiekreis …
    Das Feuerbild stieg hoch, höher, wurde so groß wie die Burg, so groß wie ein Berg, versengende Dunkelheit in seinem Herzen … Aber Regis, der zum Riesen geworden war, hob Aldones’ Schwert zum Schlag, und ein kalter Blitz zuckte in Sharras Herz …
    Sharra wurde in Ketten gelegt von Hastur, dem Sohn Aldones’, der der Sohn des Lichts ist …
    Und gekleidet in seinen Mantel aus Licht kam Aldones!
    Nun war nichts mehr zu erkennen, keine menschliche Gestalt, nur höher und höher loderndes Feuer. Aus dem dunklen Zentrum schlugen die Flammen Sharras hervor, und ein
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