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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition)
Autoren: Bernard Cornwell
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Segel in der nassen Dunkelheit wie Kanonen knallten. Padre Salvador Montseny, Mörder, Priester, Patriot, hatte gerade dafür gesorgt, dass Spanien gerettet war.
    Es hatte alles so gut begonnen.
    In der mondhellen Nacht lag der Guadiana unter der Leichten Kompanie des South Essex wie flüssiges Silber, das träge zwischen den schwarzen Hügeln hindurchfloss. Fort Joseph, das nach Napoleons Bruder benannt worden war, der französischen Marionette auf dem spanischen Thron, lag auf dem Hügel, der der Kompanie am nächsten war, während sich Fort Josephine, benannt nach der abgeschobenen Ehefrau des Kaisers, oberhalb eines langen Hangs am anderen Ufer befand. Fort Joseph lag in Portugal, Fort Josephine in Spanien, und zwischen den beiden Forts gab es eine Brücke.
    Sechs Leichte Kompanien waren unter dem Befehl von Brigadier General Sir Barnaby Moon aus Lissabon hierhergeschickt worden. Brigadier Moon war der kommende Mann, ein Offizier, der für Höheres bestimmt war, und das hier war sein erstes Kommando. Wenn er hier alles richtig machte und die Brücke zerstörte, dann stand ihm eine Zukunft bevor so glänzend wie der Fluss, der sich zwischen den dunklen Hügeln hindurchwand.
    Und es hatte alles so gut begonnen. Die sechs Kompanien waren im Morgennebel mit Fähren über den Tajo gebracht worden und dann durch den Süden Portugals marschiert, der eigentlich französisches Gebiet war, doch die Guerilleros hatten den Briten versichert, die Franzosen hätten ihre wenigen Garnisonen abgezogen, und so war es dann auch gewesen. Nun, nur vier Tage, nachdem sie Lissabon verlassen hatten, hatten sie den Fluss und die Brücke erreicht. Bald würde die Sonne aufgehen. Die britischen Soldaten standen am Westufer des Guadiana, wo sich Fort Joseph auf einem Hügel am Fluss erhob. Die Schatten der Mauern waren deutlich im Licht der Feuer dahinter zu erkennen. Zwar schwächte die Dämmerung diesen Effekt mehr und mehr ab, doch dann und wann war nach wie vor ein Mann hinter den Schießscharten zu sehen.
    Die Franzosen waren wach. Die sechs britischen Leichten Kompanien wussten das, weil zum Wecken geblasen worden war – erst im weiter entfernten Fort Josephine, dann in Fort Joseph. Aber nur weil die Franzosen nicht mehr schliefen, hieß das noch lange nicht, dass sie auch wachsam waren. Wenn man Männer jeden Tag in der kalten Dämmerung weckt, lernen sie schon bald, ihre Träume mit auf die Wehrgänge zu nehmen. Dann sahen sie vielleicht so aus, als würden sie aufmerksam in die Dunkelheit spähen, doch in Wahrheit dachten sie an ihre Frauen daheim in Frankreich, an die Frauen, die noch in den Baracken schliefen, oder an die Frauen, von denen sie sich wünschten, sie wären hier bei ihnen im Fort, Frauen, von denen sie nur träumen konnten. Sie waren noch halb im Schlaf.
    Und die Forts waren den ganzen Winter über ungestört gewesen. Natürlich gab es Guerilleros in den Bergen hier, doch die wagten sich nur selten näher an die Forts heran, die über Geschütze verfügten, und nur mit Musketen bewaffnete Bauern lernten rasch, dass sie es nicht mit Artillerie in befestigten Stellungen aufnehmen konnten. Die spanischen und portugiesischen Guerillakämpfer lockten entweder die Furagiere der französischen Truppen, die dreißig Meilen entfernt Badajoz belagerten, in Hinterhalte, oder sie versetzten den Streitkräften Maréchal Victors Nadelstiche, der einhundertfünfzig Meilen weiter südlich versuchte, Cadiz einzunehmen.
    Einst hatten fünf gute Steinbrücken den Guadiana zwischen Badajoz und dem Meer überspannt, doch die waren inzwischen allesamt von der einen oder anderen Konfliktpartei gesprengt worden, sodass jetzt nur noch diese eine französische Pontonbrücke die beiden Belagerungsarmeen des Kaisers miteinander verband. Sie wurde nicht oft benutzt. Das Reisen in Portugal oder Spanien war gefährlich für Franzosen, denn die Guerilleros waren gnadenlos. Doch ein- bis dreimal die Woche knarrte die Pontonbrücke unter dem Gewicht von Artillerie, und alle paar Tage überquerte ein Kurierreiter mit einer Abteilung Dragoner als Eskorte den Fluss. Einheimische wiederum nutzten die Brücke nur äußerst selten. Zum einen konnten sie sich den Zoll nicht leisten, und zum anderen wollten sie sich nicht der Feindseligkeit der beiden Garnisonen aussetzen. Der Krieg schien hier weit entfernt zu sein, weshalb die Verteidiger auf den Wällen wohl auch eher von Frauen träumten, anstatt nach Feinden Ausschau zu halten, die über einen
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