Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition)
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Ziegenpfad in die Dunkelheit des Tales westlich von Fort Joseph hinabgestiegen waren.
    Captain Richard Sharpe, kommandierender Offizier der Leichten Kompanie des South Essex Regiments, war jedoch nicht unten im Tal. Er stand bei seiner Kompanie auf einem Hügel nördlich des Forts. Seine Aufgabe war die leichteste an diesem Morgen. Er sollte ein Ablenkungsmanöver durchführen, was hieß, dass keiner seiner Männer an diesem Morgen sterben oder auch nur verwundet werden dürfte. Das freute Sharpe, doch er wusste, dass man ihm diese leichte Aufgabe nicht als Belohnung übertragen hatte, sondern weil Moon ihn nicht leiden konnte. Der Brigadier hatte ihm das klar und deutlich zu verstehen gegeben, als sich die sechs Leichten Kompanien in Lissabon bei ihm gemeldet hatten. »Mein Name ist Moon«, hatte der Brigadier gesagt, »und Sie, Sharpe, haben einen gewissen Ruf.«
    Überrascht von dieser unerwartet direkten Begrüßung hatte Sharpe ihn mit großen Augen angeschaut. »Habe ich?«
    »Spielen Sie hier nicht den Unschuldigen, Mann«, hatte Moon erwidert und auf das Abzeichen des South Essex gedeutet, das einen in Ketten gelegten Adler zeigte. Sharpe und sein Sergeant, Patrick Harper, hatten diesen Adler in der Schlacht bei Talavera von den Franzosen erbeutet, und mit so etwas verdiente man sich in der Tat »einen gewissen Ruf«, wie Moon sich ausdrückte. »Unter meinem Kommando ist kein Platz für Heldentaten, Sharpe«, fuhr der Brigadier fort.
    »Jawohl, Sir.«
    »Einfaches, gutes Kriegshandwerk – damit gewinnt man Kriege«, sagte Moon. »Gewöhnliche Dinge gut zu machen, das ist, was zählt.« Das entsprach zwar ohne Zweifel der Wahrheit, dennoch war es seltsam, das ausgerechnet aus dem Mund von Sir Barnaby Moon zu hören, dessen Ruf alles andere als gewöhnlich war. Moon war jung, nur einunddreißig Jahre alt, und obwohl er erst knapp ein Jahr in Portugal war, hatte er sich schon einen Namen gemacht. Bei Bucaco hatte er mit seinem Bataillon auf dem Hügelkamm gekämpft, den die Franzosen hinaufgeklettert und wo sie gestorben waren, und er hatte zwei seiner Plänkler gerettet, indem er durch die Reihen seiner Männer galoppiert war und die Franzosen mit dem Säbel erschlagen hatte, die die Plänkler gefangen genommen hatten. »Ich werde meine Füsiliere doch nicht von diesen verdammten Froschfressern gefangen nehmen lassen. Niemals!«, hatte er verkündet und die beiden Männer wieder zurückgeführt. Seine Soldaten hatten ihm zugejubelt, und er hatte seinen Dreispitz abgenommen und sich im Sattel vor ihnen verneigt. Außerdem war er als Spieler und gnadenloser Schürzenjäger verschrien, und da er ebenso reich wie gut aussehend war, hatte er auch viel Erfolg. London, so hieß es, sei ein viel sichererer Ort geworden, nun, da Sir Barnaby in Portugal war. Allerdings würden jetzt wohl ein paar Damen in Lissabon Kinder zur Welt bringen, die später Sir Barnabys schmales Gesicht, sein blondes Haar und die ungewöhnlich blauen Augen haben würden. Kurz gesagt, Sir Barnaby war alles Mögliche, aber mit Sicherheit kein gewöhnlicher Soldat, und doch war es genau das, was er nun von Sharpe verlangte, und Sharpe gehorchte ihm nur allzu gern. »Bei mir müssen Sie sich keinen Ruf verdienen, Sharpe«, hatte Sir Barnaby gesagt.
    »Ich werde mich bemühen, Sir«, hatte Sharpe erwidert und dafür einen bösen Blick kassiert. Seitdem ignorierte Moon ihn weitgehend. Jack Bullen, Sharpes Lieutenant, nahm an, dass der Brigadier schlicht eifersüchtig war.
    »Seien Sie nicht albern, Jack«, hatte Sharpe gesagt, als Bullen das zum ersten Mal erwähnt hatte.
    Doch Lieutenant Bullen war stur geblieben. »Sir, in jedem Drama ist nur Platz für einen Helden. Die Bühne ist schlicht zu klein für zwei.«
    »Sind Sie jetzt auch noch Theaterexperte, Jack?«
    »Ich bin Experte für alles mit Ausnahme der Dinge, die in Ihr Spezialgebiet fallen«, hatte Bullen gesagt, und Sharpe hatte gelacht. Die Wahrheit, nahm Sharpe an, war wohl eher, dass Moon wie die meisten Offiziere instinktiv jedem Mann misstraute, der aus den Mannschaftsrängen in den Offiziersstand erhoben worden war. Sharpe war der Armee als einfacher Schütze beigetreten und hatte später als Sergeant gedient. Jetzt war er jedoch Captain, und manch einer betrachtete Sharpes Aufstieg als Affront gegen die natürliche Ordnung. Sharpe hatte jedoch kein Problem damit. Er würde für Ablenkung sorgen, das Kämpfen den anderen fünf Kompanien überlassen und schließlich wieder nach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher