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Sharpes Zorn (German Edition)

Sharpes Zorn (German Edition)

Titel: Sharpes Zorn (German Edition)
Autoren: Bernard Cornwell
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Padre Salvador ein Priester war, wirkte er erleichtert. »Wohnen Sie hier, Padre?«, fragte er.
    »Ich bin hier, um jemandem die Letzte Ölung zu erteilen«, antwortete Padre Salvador und schlug sich das Wasser von der Soutane.
    »Ach, die arme Frau da oben.« Der Mann bekreuzigte sich. »Das ist wahrlich eine furchtbare Nacht.«
    »Wir haben schon Schlimmeres überstanden, mein Sohn, und auch das wird vorübergehen.«
    »Natürlich«, sagte der Mann. Er ging in den Hof und die Treppe zum Balkon im ersten Stock hinauf. »Sind Sie Katalane, Padre?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Ihr Akzent, Padre.« Der Mann holte seine Schlüssel aus der Tasche, schloss die Tür auf, und der Priester schien sich an ihm vorbeidrängen zu wollen, um die Treppe in den zweiten Stock hinaufzusteigen.
    Der Mann öffnete seine Tür und fiel dann nach vorn, als Padre Salvador sich plötzlich umdrehte und ihm einen Stoß versetzte. Der Mann stürzte zu Boden. Er hatte ein Messer und versuchte es zu ziehen, doch der Priester trat ihm hart unters Kinn. Dann flog die Tür zu, und sie waren im Dunkeln. Padre Salvador kniete sich auf die Brust des gestürzten Mannes und hielt ihm das Messer an die Kehle. »Keinen Laut, mein Sohn«, befahl er, tastete unter dem Mantel seines Opfers nach dem Messer und warf es in den Flur. »Du wirst nur sprechen«, fuhr er fort, »wenn du gefragt wirst. Dein Name ist Gonzalo Jurado?«
    »Ja.« Jurados Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    »Hast du die Briefe der Hure?«
    »Nein«, antwortete Jurado und quiekte, als Padre Salvadors Klinge die Haut an seinem Hals ritzte.
    »Es wird dir wehtun, wenn du lügst«, sagte der Priester. »Hast du die Briefe?«
    »Ich habe sie, ja!«
    »Dann zeig sie mir.«
    Padre Salvador ließ Jurado aufstehen und blieb dicht bei ihm, als Jurado in ein Zimmer ging, das zur Straße hin lag, auf der der Priester gewartet hatte. Stahl ließ einen Feuerstein Funken schlagen, dann wurde eine Kerze entzündet. Nun konnte Jurado seinen Angreifer deutlich sehen, und er glaubte, es mit einem verkleideten Soldaten zu tun zu haben, denn das Gesicht wollte einfach nicht zu einem Priester passen. Es war finster, die Augen gnadenlos. »Die Briefe stehen zum Verkauf«, erklärte Jurado und schnappte dann nach Luft, als Padre Salvador ihm in den Magen schlug.
    »Ich habe dir doch gesagt, du sollst nur sprechen, wenn ich dich etwas frage«, sagte der Priester. »Und jetzt zeig mir die Briefe.«
    Der Raum war klein, aber gemütlich. Es war offensichtlich, dass Jurado Luxus zu schätzen wusste. Zwei Sofas standen einem leeren Kamin gegenüber, über dem ein Spiegel mit goldenem Rahmen hing. Der Boden war mit Teppichen bedeckt, und an der Wand hingen drei Gemälde nackter Frauen. Unter dem Fenster stand ein Sekretär, und dort schloss der verängstigte Mann nun eine Schublade auf und holte einen Stapel Briefe heraus, die mit einem schwarzen Band zusammengebunden waren. Den legte er dann auf den Sekretär und trat einen Schritt zurück.
    Padre Salvador schnitt das Band auf und breitete die Briefe auf der mit Leder bezogenen Schreibfläche aus. »Sind das alle?«
    »Alle fünfzehn«, antwortete Jurado.
    »Und die Hure?«, verlangte Padre Salvador zu wissen. »Hat sie auch noch welche?«
    Jurado zögerte. Dann sah er das Messer des Priesters im Kerzenschein funkeln. »Sie hat noch sechs.«
    »Sie hat sie behalten?«
    »Ja, Padre.«
    »Warum?«
    Jurado zuckte mit den Schultern. »Fünfzehn reichen doch, oder? Vielleicht kann sie die anderen ja später verkaufen. Oder vielleicht mag sie den Mann ja immer noch. Wer weiß? Wer versteht schon die Frauen? Aber …« Er wollte gerade eine Frage stellen, doch dann bekam er Angst, wieder geschlagen zu werden.
    »Sprich weiter«, forderte Padre Salvador ihn auf und nahm sich willkürlich ein paar Briefe.
    »Woher wissen Sie überhaupt von diesen Briefen? Außer den Engländern habe ich niemandem davon erzählt.«
    »Deine Hure ist zur Beichte gegangen«, antwortete Padre Salvador.
    »Caterina? Sie hat gebeichtet?«
    »Das macht sie jedes Jahr einmal«, erklärte Padre Salvador und überflog einen Brief, »und zwar immer am Namenstag ihrer Schutzheiligen. Sie ist in die Kathedrale gekommen, hat Gott von ihren vielen Sünden erzählt, und ich habe ihr in seinem Namen die Absolution erteilt. Wie viel willst du für die Briefe?«
    »Dreihundert englische Guineas«, antwortete Jurado. »Es sind fünfzehn Briefe, und ich will zwanzig pro Stück.« Allmählich kehrte sein
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