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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg
Autoren: Bernard Cornwell
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Sharpe inmitten der blutigen Leichen stehen, und sie zerrte schreiend ihr Kind in die Kasernenbaracke. Sharpe ignorierte sie. Seine Muskete war weg. Sämtliche Waffen waren verschwunden.
    »Bastarde!«, schrie er in die heiße Luft, und dann trat er nach einem Hund, der an Phillips’ Leiche schnüffelte.
    Der Geruch von Blut, Pulver und verbranntem Reis hing schwer in der Luft und ließ ihn würgen. Er ging in das Küchengebäude und fand einen Krug mit Wasser. Nachdem er seinen Durst gestillt hatte, klatschte er sich Wasser ins Gesicht und wischte das Blut fort. Er feuchtete ein Tuch an und zuckte zusammen, als er die Streifschusswunde auf seinem Schädel säuberte. Plötzlich übermannten ihn das Grauen und der Schmerz, und er fiel auf die Knie und unterdrückte ein Schluchzen.
    »Verdammte Verbrecher!« Wieder und wieder fluchte er, hilflos und wütend. Dann erinnerte er sich an seinen Tornister. Und so richtete er sich wieder auf und ging in den Sonnenschein hinaus.
    Die Asche des Feuers war noch heiß, und das verkohlte Segeltuch seines Tornisters und das Leder der Patronentasche glühten rot, als er einen Stock fand und in der glühenden Asche stocherte. Er fand das, was er im Feuer zu verbergen versucht hatte: die Rupien für das Mieten der Karren, dann die Rubine und Smaragde, Diamanten und Perlen, die Saphire und das Gold. Er holte einen Reissack aus dem Küchengebäude, schüttete den Reis auf den Boden und füllte den Sack mit seinem Schatz. Es war eine Riesensumme, und er hatte sie vor vier Jahren am Wassertor in Seringapatam einem König abgenommen. Sharpe hatte Tippu Sultan niedergeschossen und von seinen Leichnam die Kriegsbeute an sich genommen.
    Jetzt kniete er, den Sack mit dem Schatz an seinen Körper gepresst, im Gestank von Chasalgaon und fühlte sich schuldig. Er hatte ein Massaker überlebt, es jedoch nicht verhindern können. Zorn mischte sich mit seinem Schuldgefühl, dann wurde ihm klar, dass er seine Pflicht tun musste. Er musste alle anderen finden, die überlebt hatten, und ihnen helfen, und dann musste er seine Rache planen.
    Seine Rache an einem Mann namens Dodd.
 
    Major John Stokes war Ingenieur, und wenn je ein Mann glücklich mit seinem Beruf war, dann der Major. Nichts bereitete ihm mehr Spaß, als knifflige Dinge zu machen, ob es nun die Verbesserung einer Lafette, das Anlegen eines Gartens oder, wie im Augenblick, die Reparatur einer Uhr war, die dem Radscha von Maisur gehörte.
    Der Radscha war ein junger Mann, fast noch ein Junge, und er verdankte seinen Thron den britischen Truppen, die den Usurpator, Tippu Sultan, besiegt hatten. Als Resultat waren die Beziehungen zwischen dem Palast und Seringapatams kleiner britischer Garnison gut.
    Major Stokes hatte in einem der Vorzimmer des Palastes eine Uhr gefunden und ihre erschreckende Ungenauigkeit bemerkt. Aus diesem Grund hatte er sie in die Waffenkammer mitgenommen und baute sie jetzt glücklich auseinander.
    »Sie ist nicht gekennzeichnet, und ich nehme an, sie ist das Werk eines örtlichen Uhrmachers«, sagte er zu seinem Besucher. »Aber bestimmt hatte ein Franzose dabei Einfluss. Sehen Sie das Hemmungsrad? Typische französische Arbeit ist das.«
    Der Besucher spähte in das Gewirr der Zahnräder. »Wusste gar nicht, dass die Franzmänner das Zeug zum Uhrmacher haben, Sir«, sagte er.
    »Oh, das haben sie tatsächlich!«, sagte Stokes tadelnd. »Sie machen sehr feine Uhren! Ausgezeichnete. Denken Sie an Lépine! Denken Sie an Berthoud! Und wie können Sie Montandon außer Acht lassen? Und Breguet!« Der Major schüttelte in stummem Tadel über die Unkenntnis seines Besuchers den Kopf und spähte dann auf den bedauernswerten Zeitmesser des Radschas. »Etwas Rost auf der Hauptfeder, wie ich sehe. So was geht nicht. Liegt am weichen Metall, nehme ich an. Ich habe diese fantastisch dekorative Arbeit bemerkt, aber die Mechanik bei dieser Uhr ist Schund. Sehen Sie sich diese Hauptfeder an. Eine Schande!«
    »Schockierend, Sir, schockierend.« Sergeant Obadiah Hakeswill konnte keine Hauptfeder von einem Pendel unterscheiden, und es interessierte ihn auch nicht im Geringsten, doch er brauchte Informationen von Major Stokes, und so war es angezeigt, Interesse zu heucheln.
    »Sie schlug neun, wenn sie erst acht hätte schlagen sollen«, sagte der Major und stieß einen Finger in die Innereien der Uhr, »oder vielleicht schlug sie acht, wenn es schon neun war, ich kann mich nicht genau erinnern. Eins bis sieben klappt großartig,
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