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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg
Autoren: Bernard Cornwell
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Nigger?«
    Der Wirt flüchtete ins Hinterzimmer und ließ Hakeswill grollend am Tisch zurück.
    »Sharpie ist stinkreich. Er glaubt, das verbergen zu können, doch das gelingt ihm nicht, und er hat spitzgekriegt, dass er noch mit mir rechnen muss. Er lebt nicht mal in der Kaserne. Hat einige Räume drüben beim Maisur-Tor bekommen. Und einen verdammten Dienerjungen. Verfügt ständig über Bargeld! Kauft Drinks.« Hakeswill schüttelte den Kopf über die Ungerechtigkeit der Welt.
    Das 33. Regiment hatte die letzten vier Jahre mit Patrouillen auf den Straßen von Maisur verbracht, und Sharpe hatte in dieser Zeit den Luxus von Seringapatam genossen. Das war nicht richtig, das war nicht fair. Hakeswill hatte sich Gedanken darüber gemacht und sich gefragt, weshalb Sharpe so reich war. Zuerst hatte er angenommen, dass Sharpe krumme Geschäfte in den Waffenlagern gemacht hatte, doch das konnte nicht seinen augenscheinlichen Wohlstand erklären.
    »Es gibt nur ein gewisses Quantum an Milch in einer Kuh«, murmelte Hakeswill, »ganz gleich, wie hart man sie melkt.«
    Jetzt wusste er – oder glaubte, es zu wissen –, warum Sharpe reich war, und was er erfahren hatte, erfüllte Obadiah Hakeswill mit schrecklichem Neid. Er kratzte an einem Moskitostich in seinem Nacken. Dort gab es die alte dunkelrote Narbe, wo die Henkerschlinge gebrannt und seine Haut aufgerissen hatte. Obadiah Hakeswill hatte die Hinrichtung durch den Strang überlebt, und seither glaubte er inbrünstig, unsterblich zu sein. Er behauptete, unter Gottes persönlichem Schutz zu stehen.
    Aber er war nicht reich, überhaupt nicht. Und Richard Sharpe war reich. Gerüchte besagten, dass Richard Sharpe Lalis Haus besucht hatte, und das war ein Bordell, das nur für Offiziere zugelassen war. Warum hatte man dann Sergeant Sharpe nicht rausgeschmissen? Weil er reich war, das war der Grund, und Hakeswill hatte schließlich Sharpes Geheimnis entdeckt.
    »Es war Tippu!«, sagte er laut, dann donnerte er mit seinem Zinnkrug auf den Tisch, um noch einen Arrak zu verlangen. »Und beeil dich damit, du verdammter Nigger!«
    Es musste Tippu gewesen sein. Er hatte Sharpe doch durch die Gegend, wo Tippu getötet worden war, schleichen sehen. Es hieß, dass einer dieser Suffolk-Bastarde vom 12. Regiment des Königs im Chaos am Ende der Belagerung Tippu erwischt hätte, doch Hakeswill hatte schließlich die Wahrheit herausgefunden. Es war Sharpe gewesen, der Tippu besiegt hatte, und er hatte darüber geschwiegen, weil er dem sterbenden Tippu all seine Edelsteine abgenommen hatte, und keiner sollte wissen, schon gar nicht seine vorgesetzten Offiziere, dass er die Juwelen besaß.
    »Verdammter Sharpe!«, stieß Hakeswill laut hervor.
    Jetzt brauchte er nur einen Vorwand, um Sharpe zum Regiment zurückzubringen. Keinen weiteren sauberen und leichten Dienst mehr für Sharpie! Keine Vögelei mehr in Lalis Haus. Obadiah Hakeswill würde an der Reihe sein, im Luxus zu leben, und das alles durch den Schatz eines toten Königs. »Rubine, Smaragde und Saphire und Diamanten wie Sterne – und Gold, dick wie Butter.« Er lachte glucksend.
    Er nahm an, dass er nur eine kleine List anwenden musste. Eine schlaue List, eine kühne Lüge und eine Festnahme. »Und das wird dein Ende sein, Sharpie, endlich dein Aus!«, flüsterte Hakeswill, und er spürte die Schönheit seines Plans erblühen wie eine Lotosblüte in Seringapatams Stadtgraben.
    Es würde funktionieren! Sein Besuch bei Major Stokes hatte ergeben, dass Sharpe in der Stadt war. Das bedeutete, dass er seine Lüge verbreiten konnte, und dann würde alles perfekt wie Major Stokes Uhrwerk laufen. Jedes Rädchen würde ineinander greifen und die Uhr perfekt ticken!
    In Sergeant Hakeswills Gesicht zuckte es, und er umkrampfte den Zinnkrug, als sei er die Kehle eines Mannes, den er erwürgte.
    Er würde reich sein.
 
    Major William Dodd brauchte drei Tage, um die Munition zu Pohlmanns compoo zu transportieren, die sich außerhalb der Marathen-Stadt Ahmadnagar befand. Die compoo war eine Infanteriebrigade aus acht Bataillonen, von denen jedes die besten Söldner von Nordindien rekrutierte, die allesamt von europäischen Offizieren gedrillt und befehligt wurden.
    Dowlut Rao Sindhia, der Maharadscha von Gwalior, dessen Land sich von der Festung Baroda im Norden bis zur Feste von Gawilgarh im Osten und Ahmadnagar im Süden erstreckte, rühmte sich, dass er hunderttausend Mann führte und seine Armee das Land in vernichtendem Griff halten
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