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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg
Autoren: Bernard Cornwell
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nachzusehen, ob die Kasse unter dem Bett war, wie er annahm. »Subadar!«, wandte er sich an einen einheimischen Kompanieführer.
    »Sahib?«
    »Zwei Mann her zum Bewachen der Soldkasse!«
    »Sahib!«
    Major Dodd eilte zurück zum Paradeplatz, wo eine kleine Gruppe britischer Rotröcke Widerstand leistete. Er wollte sicherstellen, dass seine Sepoys sich darum kümmerten, doch ein eingeborener Sergeant hatte Dodds Befehle erwartet und führte bereits eine Gruppe gegen das halbe Dutzend Briten.
    »Setzt die Klingen ein«, ermunterte Dodd sie. »Hart zustoßen! Dreht sie rein! So ist’s richtig! Passt auf eure linke Seite auf. Links!« Seine Stimme klang alarmiert, denn ein großer Sergeant war plötzlich hinter dem Küchengebäude aufgetaucht, ein Weißer mit Muskete und Bajonett, doch einer der Sepoys hatte selbst noch eine geladene Muskete und fuhr he rum, zielte und feuerte, und Dodd sah einen neuen Sprühregen von Blut im Sonnenschein.
    Der Sergeant war in den Kopf getroffen worden. Er verharrte jäh, seine Miene war überrascht, als ihm die Muskete aus den Händen fiel und Blut über sein Gesicht strömte. Dann schlug er rücklings hin und blieb reglos liegen.
    »Sucht nach dem Rest der Bastarde!«, befahl Dodd. Er wusste, dass noch viele Männer der Garnison in den Kasernengebäuden versteckt sein mussten. Einige der Männer waren über den Kakteenwall entkommen, doch sie würden von den Marathen-Reitern gejagt und niedergemacht werden, die Dodds Verbündete waren und sich jetzt auf beiden Seiten der Festung verteilt hatten. »Sucht gut!« Er selbst sah sich die Pferde der Offiziere der Garnison an und stellte fest, das eines etwas besser als sein eigenes war. Diesem legte er seinen Sattel auf, führte es in den Sonnenschein und band es am Flaggenmast an.
    Eine Frau rannte an ihm vorbei, flüchtete schreiend vor den rot berockten Killern, aber ein Sepoy holte sie ein, brachte sie zu Fall, und ein anderer riss ihr den Sari herab. Dodd wollte die Männer schon von der Frau weg befehlen, doch dann sagte er sich, dass sie den Feind gut geschlagen hatten und die Männer ihren Spaß haben konnten.
    »Subadar?«, rief er.
    »Sahib?«, meldete sich der eingeborene Kompanieführer.
    »Eine Gruppe, um sicherzustellen, dass alle tot sind. Eine andere, um die Waffenkammer zu öffnen. Und da sind ein paar Pferde im Stall. Such dir selbst eins aus. Die anderen werden wir zu Pohlmann mitnehmen. Und – gut gemacht, Gopal.«
    »Danke, Sahib«, sagte Subadar Gopal.
    Dodd wischt das Blut von seinem Säbel und lud dann seine Pistole.
    Einer der Verwundeten versuchte, sich am Boden aufzurichten. Dodd ging zu ihm, beobachtete einen Moment seine schwachen Bemühungen und schoss ihm dann eine Kugel in den Kopf. Der Mann zuckte ein paar Mal im Todeskampf und lag dann still. Major Dodd starrte finster auf das Blut, das auf seine Stiefel gespritzt war, doch dann spuckte er darauf und wischte es ab.
    Sharpe beobachtete den großen Killer aus dem Augenwinkel. Er fühlte sich verantwortlich, ärgerlich, erhitzt, bitter und ängstlich. Das Blut war aus seiner Schädelwunde gesickert. Er war benommen und hatte Kopfschmerzen, doch er lebte. In seinem Mund waren Fliegen. Und dann begann seine Munition zu explodieren, und der große Offizier fuhr herum, rechnete mit Gefahr, und ein paar Männer lachten über den Anblick von Asche, die bei jedem kleinen Knall von Pulver in die Luft wirbelte.
    Sharpe wagte es nicht, sich zu bewegen. Er lauschte den Schreien von Frauen und dem Weinen von Kindern. Dann hörte er Hufschlag und wartete, bis einige Reiter in Sicht kamen. Es waren Inder, alles wild aussehende Kerle mit Säbeln, Luntenschlossmusketen, Speeren, Lanzen und sogar Pfeil und Bogen. Sie glitten aus ihren Sättel und schlossen sich der Jagd nach Beute an.
    Sharpe blieb wie ein Toter liegen. Das sich verkrustende Blut war dick auf seinem Gesicht. Der Treffer der Musketenkugel hatte ihn betäubt, und so erinnerte er sich nicht, dass er auf seine eigene Muskete zu Boden gefallen war, aber er spürte, dass die Verletzung nicht tödlich war. Die Wunde war nicht mal tief. Sein Kopf schmerzte, und die Gesichtshaut war angespannt mit verkrustetem Blut, doch er wusste, dass Kopfwunden stets stark bluten. Er versuchte, flach zu atmen, ließ den Mund offen und würgte nicht, als eine Fliege über seine Zunge kroch, und dann konnte er Tabak, Arrak, Leder und Schweiß riechen.
    Ein Mann mit einem Furcht erregend gekrümmten Messer und rostiger Klinge beugte
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