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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg
Autoren: Bernard Cornwell
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achtzigtausend Patronen zum Arsenal in Seringapatam gebracht werden – ein dreitägiger Marsch nach Süden – wo sie an die britischen Truppen ausgegeben werden sollten, die sich auf den Krieg gegen die Marathen vorbereiteten.
    Ein einfacher Job, und Sharpe, der die letzten vier Jahre als Sergeant im Arsenal von Seringapatam verbracht hatte, war die Verantwortung übertragen worden.
    Makulatur, verdorbene Ware, dachte Sharpe, während seine Männer auf einem Feuer aus Ochsendung in einem Kessel Flusswasser kochten. Das war der Schlüssel für die nächsten paar Tage – die Ware war verdorben. Niemand in Seringapatam würde der Behauptung widersprechen, dass, zum Beispiel, siebentausend Patronen in der hohen Luftfeuchtigkeit unbrauchbar geworden waren. Sharpe nahm an, dass er die siebentausend Patronen an Vakil Hussein verkaufen konnte, solange er natürlich von achtzigtausend ausgehen konnte. Major Crosby hatte nichts von dieser Zahl gesagt, aber als Sharpe das gerade dachte, tauchte der Major mit Zweispitz und Degen aus seinem Zelt auf.
    »Achtung, aufstehen!«, raunte Sharpe scharf seinen Jungs zu, als der Major sich näherte.
    »Ich dachte, Sie besorgen Ochsenkarren?«, blaffte Crosby Sharpe an.
    »Erst kommt das Essen, Sir.«
    »Ihr Essen, hoffe ich, nicht unseres, oder? Wir bekommen hier keine Verpflegung, um die Soldaten des Königs zu füttern, Sergeant.« Major Crosby stand im Dienst der East India Company, und obwohl er einen roten Uniformrock wie die Armee des Königs trug, gab es wenig Liebe zwischen den beiden Streitkräften.
    »Unser Essen, Sir«, sagte Sharpe und wies auf den Kessel, in dem jetzt Reis und Ziegenfleisch, beides aus Crosbys Lager gestohlen, gekocht wurden. »Das hatten wir mitgebracht, Sir.«
    Ein Havildar, ein eingeborener Sergeant, rief vom Tor und versuchte, Crosby auf sich aufmerksam zu machen, doch der Major ignorierte den Ruf.
    »Ich vergaß, eine Sache zu erwähnen, Sergeant«, sagte er zu Sharpe.
    »Sir?«
    Crosby wirkte einen Moment verlegen, dann erinnerte er sich daran, dass er nur mit einem Sergeant sprach. »Einige der Patronen sind unbrauchbar geworden. Verdorben von der Luftfeuchtigkeit.«
    »Ich bedaure, das zu hören, Sir«, sagte Sharpe mit unbewegtem Gesicht.
    »So musste ich sie zerstören«, sagte Crosby. »Sechs oder siebentausend, wie ich mich erinnere.«
    »Das ist normaler Schwund, Sir, der immer wieder vorkommt.«
    »Genau.« Crosby schaffte es nicht zu verbergen, dass er erleichtert war, weil Sharpe seine Geschichte so leicht akzeptierte. »So ist es leider.« Dann drehte er sich zum Tor. »Havildar?«
    »Company-Soldaten nähern sich, Sahib!«
    »Wo ist Captain Leonard?«, fragte Crosby. »Ich denke, der ist der Offizier vom Dienst?«
    »Hier, Sir, hier bin ich.« Ein großer, schlaksiger Captain eilte aus einem Zelt und stolperte über ein Halteseil, fing sich und rückte seinen Hut zurecht, während er zum Tor eilte.
    Sharpe musste rennen, um Crosby einzuholen, der ebenfalls zum Tor rannte. »Sie geben mir eine Bescheinigung, Sir?«
    »Eine Bescheinigung? Wofür sollte ich Ihnen eine Bescheinigung geben?«
    »Die Schadensmeldung, Sir«, sagte Sharpe respektvoll. »Ich werde für die Patronen geradestehen müssen.«
    »Später«, sagte Crosby, »später.«
    »Jawohl, Sir«, erwiderte Sharpe, und er dachte: Leck mich, du verdammter Bastard!
    Captain Leonard stieg auf die Plattform neben dem Tor, und Crosby gesellte sich zu ihm. Der Major nahm ein Fernrohr aus der Rocktasche.
    Die Plattform bot einen Blick über den kleinen Fluss, der in der Regenzeit angeschwollen sein sollte, doch das Ausbleiben des Monsuns hatte nur ein dünnes Rinnsal zwischen den grauen Felsen gelassen.
    Jenseits des fast trockenen Flussbettes, vor dem Horizont hinter einem Hain, konnte Crosby rot berockte Soldaten sehen, die von einem europäischen Offizier auf einem Rappen geführt wurden, und sein erster Gedanke war, dass es Captain Roberts sein musste, der von der Patrouille zurückkehrte, doch Roberts ritt einen Schecken. Außerdem hatte er nur fünfzig Sepoys mitgenommen, und dieser Reiter führte eine fast doppelt so große Kompanie.
    »Öffnet das Tor!«, befahl Crosby und fragte sich, wer, zum Teufel, der Mann auf dem Rappen sein mochte. Vermutlich war es Captain Sullivan von der Garnison bei Milladar, einer anderen Grenzfestung wie Chasalgaon. Aber was trieb Sullivan hier? Vielleicht ließ er einige neue Rekruten marschieren, um die jungen Burschen abzuhärten – nicht, dass
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