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Sharpes Sieg

Titel: Sharpes Sieg
Autoren: Bernard Cornwell
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die mageren kleinen Bastarde Weichlinge waren –, aber es war unhöflich von Sullivan, Crosby sein Kommen nicht anzukündigen.
    »Jemadar«, rief Crosby, »lassen Sie die Wache antreten!«
    »Sahib, die Wache antreten lassen!«, wiederholte der Jemadar den Befehl. Andere Sepoys öffneten das Tor.
    Er wird hier essen wollen, dachte Crosby verdrossen und fragte sich, was zum Mittagessen gekocht wurde. Ziegenfleisch vermutlich, mit Reis. Nun, Sullivan würde einfach mit dem zähen Fleisch vorlieb nehmen müssen. Das ist der Preis dafür, dass er sich nicht angemeldet hat. Und wenn er erwartet, dass ich seine Sepoys ebenso beköstige, hat er sich geschnitten. Chasalgaons Köche hatten keine Besucher erwartet und würden nicht genug Verpflegung für hundert weitere hungrige Sepoys haben.
    »Ist das Sullivan?«, fragte er Leonard und reichte dem Captain das Fernrohr.
    Leonard spähte lange zu den nahenden Reitern.
    »Ich habe Sullivan nie kennen gelernt«, sagte er schließlich, »und deshalb kann ich das nicht sagen.«
    Crosby riss ihm fast das Fernrohr aus der Hand.
    »Lassen Sie für den Bastard Salut schießen, wenn er eintrifft«, befahl er, »und sagen Sie ihm, dass er mir beim Essen Gesellschaft leisten kann.« Er überlegte kurz. »Sie meinetwegen auch«, fügte er widerwillig hinzu.
    Dann kehrte Crosby zu seinem Zelt zurück. Er hielt es für besser, Leonard den Fremden willkommen heißen zu lassen, anstatt sich selbst darum zu kümmern. Verdammter Sullivan, der ihn nicht vorgewarnt hatte! Dennoch konnte die Sache auch eine gute Seite haben, denn Sullivan brachte vielleicht Neuigkeiten. Der große, gut aussehende Sergeant aus Seringapatam hätte Crosby zweifellos die jüngsten Gerüchte aus Maisur erzählen können, doch es müsste ein kalter Tag in der Hölle sein, bevor Crosby einen Sergeant nach Neuigkeiten fragen würde. Aber ohne Zweifel veränderte sich etwas in der Gesamtlage, denn es war neun Wochen her, seit Crosby zum letzten Mal einen Marathen-Plünderer gesehen hatte, und das war äußerst sonderbar.
    Die Festung Chasalgaon hatte den Zweck, Stoßtrupps aus dem Fürstentum von Haidarabads reichem Territorium fernzuhalten, und Crosby bildete sich ein, seine Sache gut gemacht zu haben. Trotzdem fand er die Abwesenheit sämtlicher feindlichen Marodeure merkwürdig. Was führten die Bastarde im Schilde?
    Crosby setzte sich an seinen Tisch und rief nach seinem Schreiber. Er würde dem verdammten Munitions-Sergeant eine Bescheinigung schreiben lassen, in der er den Verlust von siebentausend Patronen mit einem Leck im Steindach von Chasalgaons Magazin erklären würde. Er würde gewiss nicht zugeben, dass er die Munition an einen Händler verkauft hatte.
    Sharpe sagte zu seinen Männern: »Der Dreckskerl hat die verschwundenen Patronen an irgendeinen heidnischen Bastard verscherbelt.«
    »Genau das wollten Sie auch tun, Sergeant«, meinte Private Phillips.
    »Es hat dich verdammt nicht zu interessieren, was ich tun wollte«, sagte Sharpe. »Ist das Essen noch nicht fertig?«
    »In fünf Minuten«, versprach Davi Lal.
    »Das könnte ein Kamel ja schneller machen«, grollte Sharpe. Dann nahm er seinen Tornister und die Provianttasche. »Ich geh mal pinkeln.«
    »Er geht nie irgendwohin, ohne diesen verdammten Tornister mitzunehmen«, bemerkte Atkins.
    »Er will nicht, dass ihm jemand sein Ersatzhemd klaut«, mutmaßte Phillips.
    »Da ist mehr als ein Hemd drin. Darin versteckt er etwas.« Atkins drehte sich um. »He, Stachelschwein!« Sie alle nannten Davi Lal »Stachelschwein«, weil seine Haare wie Stachel aufragten; ganz gleich, wie fettig oder wie kurz geschnitten es war, es sträubte sich wie Stacheln. »Was versteckt Sharpie in seinem Tornister?«
    Davi Lal lachte, dann wandte er sich wieder dem Kessel zu.
    Draußen beim Tor begrüßte Captain Leonard die Besucher. Die Wache präsentierte die Waffen, als der Offizier die Sepoys durch das Tor führte.
    Der Besucher erwiderte den Gruß, indem er an die Krempe seines Zweispitzes tippte, der sein Gesicht beschattete. Er war ein ungewöhnlich großer Mann, und seine Steigbügel waren so tief geschnallt, dass er zu groß für sein Pferd wirkte. Es war ein altes Schlachtross mit räudigem Fell, doch das war nichts Ungewöhnliches, denn gute Pferde waren ein Luxus in Indien, und die meisten Kompanieoffiziere ritten betagte Klepper.
    »Willkommen in Chasalgaon, Sir«, sagte Leonard. Er war sich nicht sicher, ob er den Fremden mit »Sir« ansprechen sollte, denn
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