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Sharpes Flucht

Sharpes Flucht

Titel: Sharpes Flucht
Autoren: Bernard Cornwell
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bestehen«, sagte er. »Aber tun Sie es schnell.«
    »Schnell, Sir«, fiel Slingsby enthusiastisch ein. »Warum noch warten?« Er wandte sich Harper zu. »Sergeant Harper! Den Brennstoff, wenn Sie so freundlich sein wollen. Beeilung, Mann, Beeilung!«
    Harper wandte den Blick Sharpe zu, um zu sehen, ob der die Befehle des Lieutenants guthieß, aber Sharpe ließ sich keine Reaktion anmerken. Also brüllte der große Ire das Dutzend Männer an, die mit Futternetzen der Kavallerie beladen waren. Die Futternetze waren mit Stroh vollgestopft, und sechs weitere Männer trugen Krüge mit Terpentin. Das Stroh wurde um die vier Träger der Telegrafenstation herum ausgebreitet und mit dem Terpentin getränkt. Eine Zeitlang sah Ferreira ihnen bei der Arbeit zu, dann ging er zurück zu den Zivilisten, die seit der Ankunft der britischen Soldaten einen beunruhigten Eindruck machten. »Alles bereit, Sir!«, rief Harper zu Sharpe hinüber. »Soll ich anzünden lassen?«
    Slingsby ließ Sharpe nicht einmal genug Zeit für eine Antwort. »Keine Trödeleien, Sergeant!«, kommandierte er brüsk. »Zünden Sie an!«
    »Warten Sie«, knurrte Sharpe in so schroffem Ton, dass Slingsby vor Schrecken blinzeln musste. Von Offizieren wurde erwartet, dass sie vor ihren Männern höflich miteinander umgingen, Sharpe aber hatte Slingsby wutschnaubend angefahren, und der Blick, den er ihm zuwarf, ließ den Lieutenant überrascht zurückweichen. Slingsby runzelte die Stirn, doch er sagte nichts, als Sharpe die Leiter zur Plattform des Mastes hinaufstieg, welche fünfzehn Fuß über dem Gipfel des Hügels schwebte. Drei Kerben in den Dielenbrettern verrieten, wo der Ensign seinen Dreifuß abgestellt hatte, um die benachbarten Telegrafenstationen zu beobachten und ihre Nachrichten zu entziffern. Die Station im Norden war bereits zerstört worden, doch sobald sich Sharpe nach Süden wandte, konnte er ein Stück hinter dem Fluss Criz und noch hinter den britischen Linien das nächste Telegrafengerüst erkennen. Lange würde er nicht mehr hinter den Linien liegen, dachte er. Marschall Massénas Armee flutete ins portugiesische Inland, und die Briten würden sich auf ihre jüngst errichteten Verteidigungslinien in Torres Vedras zurückziehen. Geplant war der Rückzug auf die neuen Befestigungsanlagen, wo man auf die Franzosen warten und ihre Angriffe entweder zurückschlagen oder zusehen wollte, wie die Gegner verhungerten.
    Und um ihnen beim Verhungern zu helfen, ließen die Briten und Portugiesen ihnen nichts zurück. Jede Scheune, jede Speisekammer, jedes Vorratslager wurde leer geräumt. Das Getreide wurde auf den Feldern verbrannt, Windmühlen wurden zerstört und Brunnen mit Kadavern vergiftet. Die Einwohner jeder Stadt und jeden Dorfes im portugiesischen Inland wurden evakuiert und nahmen ihr Vieh mit. Sie erhielten Anweisung, sich hinter die Linien in Torres Vedras zu begeben oder sich ins Hochland zu schlagen, wohin die Franzosen ihnen schwerlich folgen würden. Man wollte erreichen, dass der Feind ein versengtes Land vorfand, in dem es nichts mehr für ihn zu holen gab, nicht einmal Telegrafenseile.
    Sharpe löste eines der Signalseile und holte die weiße Fahne daran herab, die sich als großes Taschentuch aus feinem Leinen entpuppte – sorgsam umsäumt und mit den blau eingestickten Initialen PAF in einer Ecke. Ferreira? Sharpe blickte hinunter auf den portugiesischen Major, der ihn beobachtete. »Ihres, Major?«, fragte er.
    »Nein«, rief Ferreira zurück.
    »Dann ist es meines«, sagte Sharpe und steckte das Taschentuch ein. Er sah den Zorn in Ferreiras Gesicht und hatte sein Vergnügen daran. »Sie sollten vielleicht diese Pferde wegführen«, er nickte in Richtung der Tiere, die neben der Kapelle angepflockt standen, »ehe wir den Mast niederbrennen.«
    »Danke, Captain«, erwiderte Ferreira eisig.
    »Wird jetzt angezündet, Sharpe?«, fragte Slingsby von unten herauf.
    »Nicht, bis ich von dieser verdammten Plattform herunter bin«, bellte Sharpe zurück. Ein letztes Mal blickte er sich um und entdeckte in der Ferne, in südöstlicher Richtung, eine kleine Wolke grauweißen Pulverrauchs. Er zog sein Fernrohr heraus, das kostbare Glas, das Sir Arthur Wellesley – der jetzige Lord Wellington – ihm geschenkt hatte, stützte es auf die Balustrade und kniete dann nieder, um nach dem Rauch zu sehen. Er konnte wenig erkennen, vermutete aber, dass er die britische Nachhut in Aktion beobachtete. Die französische Kavallerie musste ihnen zu
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