Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
machen. Er schrie, weil die Schlangen ihn mit ihren erbarmungslosen Augen anstarrten. »Sharpie!«, rief er. »Sharpie!«
    Aber Sharpe war von der Schlangengrube weggegangen, um den Haufen Kleidungsstücke aufzusammeln.
    Und Hakeswill war mit den Schlangen allein.
 
    Wellesley hörte die fernen Hurraschreie, wusste jedoch nicht, ob es seine eigenen Männer waren, die
    feierten, oder der Feind. Die Rauchwolke, die so dicht über der Festung gehangen hatte, lichtete sich.
    Er wartete.
    Die Verteidiger auf der Südmauer kämpften noch. Sie feuerten mit ihren Kanonen auf die Plänkler-Linie des 74., die die sporadische Kanonade überlebte, weil sie auf dem steilen Hang gut auseinander gezogen und von Felsen geschützt war. Der Rauch der Geschütze wallte vor den Mauern.
    Wellesley blickte auf seine Uhr. Vier Uhr. Wenn die Festung nicht gefallen war, dann würde es bald zu spät sein, um sie heute noch einzunehmen. Die Dunkelheit würde hereinbrechen, und er würde sich schmachvoll auf die Ebene unterhalb der Festung zurückziehen müssen. Das sporadische Krachen von Musketen im Norden sagte ihm, dass da immer noch etwas los war, aber ob es das Plündern seiner Männer oder der Lärm der Verteidiger war, die den Angriff zurückschlugen, konnte er nicht sagen.
    Dann verstummten die Geschütze auf dem Südwall. Allmählich wurde ihr Rauch vom heißen Wind verweht. Wellesley wartete, rechnete damit, dass wieder Kanonen donnerten, doch sie blieben still.
    »Vielleicht haben sie die Flucht ergriffen«, sagte er. Die grüngoldene Flagge hing immer noch über dem Turm am Tor, doch Wellesley konnte dort keine Verteidiger mehr sehen.
    »Wenn die Festung gefallen ist, Sir«, sagte Wallace, »warum flüchten sie dann nicht durch dieses Tor?«
    »Weil sie wissen, dass wir hier sind«, sagte Wellesley und nahm sein Fernrohr. Irrtümlich hatte er das Fernrohr mitgenommen, das er Sharpe schenken wollte, wenn das Datum von Assaye eingraviert worden war. Er hielt es ans Auge und spähte hindurch. Die Schießscharten waren leer. Die Geschütze standen dort noch, ihre geschwärzten Rohre waren gerade noch zu sehen, aber er konnte keine Männer entdecken. »Ich denke, wir sollten vorrücken, Wallace«, sagte Wellesley und schob das Fernrohr zusammen.
    »Es könnte eine Falle sein, Sir.«
    »Wir werden vorrücken«, sagte Wellesley entschlossen.
    Das 74. marschierte mit wehenden Fahnen, Trommelschlag und Dudelsackspiel. Ein Bataillon Sepoys folgte, und die beiden Regimenter boten einen prächtigen Anblick, als sie das letzte Stück der steilen Straße emporstiegen, doch das große Südtor von Gawilgarh war immer noch verschlossen.
    Wellesley trieb sein Pferd an und ritt voraus, erwartete fast, dass die Verteidiger mit einer Überraschung aufwarteten und auf der Brustwehr auftauchten. Es war ein Rotrock, der plötzlich dort erschien, und Wellesley atmete erleichtert auf. Er konnte mit einem weiteren Sieg nach England heimsegeln.
    Der Rotrock auf der Mauer kappte die Marathenflagge und Wellesley sah, wie das grüngoldene Tuch davonflatterte. Dann wandte sich der Rotrock um und rief etwas in die Festung.
    Wellesley spornte sein Pferd an. In dem Augenblick, in dem er und seine Adjutanten in den Schatten des Torhauses gelangten, wurden die großen Torflügel von etwa dreißig schmutzigen, blutbefleckten Rotröcken mit breitem Grinsen aufgeschoben. Ein Offizier stand im Torbogen, und als der General heranritt, salutierte der Offizier mit seinem Schwert.
    Wellesley erwiderte den Gruß. Die Uniform des Offiziers war blutgetränkt, und der General hoffte, dass dies nicht die Verluste der Armee widerspiegelte. Dann erkannte er den Mann.
    »Mister Sharpe?« Er klang verwundert.
    »Willkommen in Gawilgarh, Sir«, sagte Sharpe.
    »Ich dachte, Sie seien gefangen genommen worden?«
    »Ich bin entkommen und schaffte es, mich dem Angriff anzuschließen.«
    »Das sehe ich.« Wellesley blickte sich in der Festung um. Darin brodelte es von jubilierenden Rotröcken, und er wusste, dass es bis zum Einbruch der Dunkelheit dauern würde, bis die Ordnung wieder hergestellt war. »Sie sollten einen Arzt aufsuchen, Mister Sharpe. Ich befürchte, Sie werden die Narbe im Gesicht behalten.« Er erinnerte sich an das Fernrohr und sagte sich, dass er das Geschenk später überreichen würde, und so ritt er mit einem kurzen Nicken weiter.
    Sharpe blieb stehen und beobachtete den Einmarsch des 74. Regiments. Sie hatten ihn nicht gewollt, weil er nicht aus feinen Kreisen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher