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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung
Autoren: Bernard Cornwell
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Rock zurückhaben, Obadiah? Dann kämpfe mit mir darum.«
    »Ich war ein Gefangener«, beharrte Hakeswill und stöhnte nicht mehr wie ein Verrückter.
    Sharpe schüttelte den Rock auf. »Warum ist der Uniformrock weiß, Obadiah, du verdammter Lügner?« Er befühlte die Taschen des Rocks, spürte die harten Beulen darin und wusste, dass es seine Juwelen waren. Hakeswills Augen spiegelten Entsetzen und ohnmächtigen Zorn wider.
    »Los, los, Obadiah«, sagte Sharpe. »Kämpfe mit mir.«
    »Ich war ein Gefangener«, sagte Hakeswill. Er schielte nach rechts, hoffte auf eine Fluchtmöglichkeit. Wenn er auch die Juwelen in dem Rock aufgab, er hatte ja noch andere in seiner Hose. Und er sah jetzt, dass Sharpe an der Hüfte verletzt war. Vielleicht konnte Sharpe nicht rennen. Also fliehe jetzt, dachte er, und dann traf ihn die Breitseite des Schwerts auf dem Kopf. Er schrie vor Schreck auf, und wurde sofort still, als er die Schwertspitze an seiner Kehle spürte.
    »Du hast mich an Jama verkauft, nicht wahr?«, sagte Sharpe. »Aber das war ein Fehler, denn ich habe seine jettis weich geklopft. Das werde ich jetzt mit dir machen. Aber zieh dich zuerst aus.«
    »Das kannst du mir nicht antun!«, schrie Hakeswill und hoffte, Aufmerksamkeit zu erregen. In seinem Gesicht zuckte es. »Das kannst du nicht tun! Es ist gegen die Vorschriften!«
    »Ausziehen, Obadiah«, sagte Sharpe.
    »Es gibt Regeln! Vorschriften! So steht es schon in der Bibel!«
    Die Spitze des Breitschwerts stach in Hakeswills Kehle. Blut sickerte aus der Narbe, die daran erinnerte, dass man den jungen Obadiah hatte hängen lassen. Der Schmerz ließ den Sergeant verstummen.
    Sharpe lächelte. »Ich habe Captain Morris verprügelt, Obadiah. Meinst du, es juckt mich, wenn du jammerst, ich soll dich nicht anrühren? Du hast jetzt die Wahl. Du kannst dich ausziehen, oder ich werde deine Leiche ausziehen. Mir ist es gleichgültig, wie du dich entscheidest. Ebenso gleichgültig ist es mir, wenn man mich wegen Mordes hängt. Das wäre es mir wert. Also halt den Mund und zieh dich aus!«
    Hakeswill blickte sich Hilfe suchend um, doch es war niemand in Sicht, und die Schwertspitze drückte in seine angeritzte Haut. Er fummelte an seinem Hosengürtel und zog das Hemd aus der Hose. »Töte mich nicht«, keuchte er. »Ich kann nicht getötet werden! Niemand kann mich töten!« Er zerrte sich das Hemd vom Körper und zog dann Schuhe und Hose aus.
    »Jetzt die Fußlappen«, verlangte Sharpe.
    Hakeswill setzte sich und wickelte die schmutzigen Lappen ab.
    »Und die Unterwäsche!«
    Hakeswill gehorchte, und schließlich stand er weiß und nackt unter der Sonne. Sharpe spießte die Kleidungsstücke mit der Schwertspitze auf und häufte sie aufeinander. Er würde sie durchsuchen und die gestohlenen Edelsteine herausnehmen.
    »Und jetzt auf die Füße, Obadiah«, sagte Sharpe und ermunterte den nackten Mann mit der vom Blut roten Schwertspitze.
    »Ich kann nicht sterben, Sharpie«, keuchte Hakeswill, und in seinem Gesicht zuckte es. »Niemand tötet mich! Du hast es versucht. Die Tiger haben mich nicht gefressen, und der Elefant hat mich nicht zermalmt. Weißt du, warum? Weil ich unsterblich bin. Ich habe einen Schutzengel, der über mich wacht und mir hilft.« Er stammelte die Worte, während er vor der Schwertspitze zurückwich, und hüpfte auf den Kieseln, weil sie unter seinen nackten Füßen brannten. »Du kannst mich nicht töten! Der Engel kümmert sich um mich. Es ist meine Mutter, Sharpie. Das ist der Engel, Mutter, ganz weiß und strahlend. Nein, Sharpie, nein! Ich kann nicht sterben!«
    Das Schwert stieß nach seinem Bauch, und Hakeswill sprang zurück. Er zuckte zusammen, als die Schwertspitze seine Rippen berührte.
    »Man hat versucht, mich aufzuhängen, doch es gelang nicht!« Er wich wieder zurück. »Ich hab gebaumelt und getanzt, und der Strick hat mich nicht getötet! Ich kann nicht sterben!« Und dann schrie er auf, denn Sharpe hatte zum letzten Mal mit dem Schwert zugestoßen. Hakeswill war zurückgesprungen, um der Klinge zu entgehen, und dieses Mal war kein Fels hinter ihm, nichts, das ihn aufhielt, und mit einem lang gezogenen Schrei stürzte er in das Dunkel der Schlangengrube.
    Er schrie wieder, als er auf dem Steinboden aufprallte. »Ich kann nicht sterben!«, rief er triumphierend und starrte zu seinem Todfeind empor. »Ich kann nicht sterben!« Und dann schlängelte sich das Unheil auf ihn zu, und er hatte keine Zeit mehr, um sich wegen Sharpe Sorgen zu
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