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Sharpes Festung

Titel: Sharpes Festung
Autoren: Bernard Cornwell
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Schlangengrube.
    Die Torhäuser sind noch intakt, ohne ihre Tore, und ein Besucher kann nur über die selbstmörderische Tollkühnheit der Männer staunen, die aus der Schlucht zur Mauer hinauf kletterten, um die Todesfalle des nördlichen Tors des inneren Forts zu betreten. Sie wären sicherlich gescheitert, wenn Campbell und die Leichte Kompanie keinen Weg an der Seite der Schlucht zur Mauer hinauf gefunden hätten und sie diese nicht mit einer Leiter überstiegen und die Tore von der Innenseite hätten angreifen können. Zu diesem Zeitpunkt hatte Beny Singh seine Frauen, Geliebten und Töchter bereits vergiftet. Er starb, wie Manu Bappu, mit seinem Säbel in der Hand. Manu Bappu starb höchstwahrscheinlich in einer der Breschen und nicht, wie es im Roman heißt, in der Schlucht, doch das war die Stelle, wo die meisten seiner Männer fielen, in der Falle zwischen den Angreifern, die das äußere Fort eingenommen hatten, und dem 78. Regiment, das die Straße von der Ebene heraufmarschiert war. Sie hätten Zuflucht im inneren Fort suchen und die Verteidigung verstärken sollen, doch aus Gründen, für die nie eine Erklärung gefunden wurde, waren die Tore vor den Überlebenden der Garnison im äußeren Fort geschlossen worden.
    Elizabeth Longford zitiert in Wellington, The Years of the Sword, den verstorben Jac Weller, der über Gawilgarh sagte: »Drei einigermaßen tüchtige Trupps von Pfadfinderjungen, bewaffnet mit Steinen, hätten leicht die vielfache Zahl der professionellen Soldaten aus der Festung heraushalten können.« Es ist schwer, dem zu widersprechen. Manu Bappu und Beny Singh bemühten sich nicht, die Mauern des äußeren Forts durch ein Glacis zu schützen, was ihr Hauptfehler war, und ihre wahre Feste, das innere Fort, fiel viel zu schnell. Man vermutet, dass die Verteidiger äußerst demoralisiert waren. Die geringen britischen Verluste (etwa 150 Mann), die meisten davon getötet beim Angriff auf die Tore des inneren Forts, klingen harmlos, doch dadurch wird das Grauen des Kampfes um das Torhaus des inneren Forts, wo Kenny fiel, nicht geringer. Dieser Kampf fand auf sehr beschränktem Raum statt und muss für eine kurze Weile so entsetzlich wie zum Beispiel der Kampf um die Breschen bei Badajoz, neun Jahre später, gewesen sein. Campbells Übersteigung der Mauer rettete eine enorme Anzahl von Menschenleben und verkürzte einen furchtbaren Kampf. Der Sieg kam so schnell und war so leicht errungen, dass eine kürzlich erschienene Biographie über den Duke of Wellington (1803 war er noch Sir Arthur Wellesley) der Belagerung gerade drei Zeilen widmet. Für den Rotrock, der sich mit Muskete und Bajonett schwitzend zum Plateau über die felsige Enge bis zu den Breschen in der Mauer des äußeren Forts vorkämpfte, war Wellesleys Sieg ein herausragendes Ereignis.
    Die wahre Bedeutung Gawilgarhs lag in der Zukunft. Sir Arthur Wellesley war Zeuge des Angriffs auf die Bresche in Seringapatams Bastion geworden, hatte die Eskaladen der Mauern von Ahmadnagar erlebt und in Gawilgarh gesiegt. In Portugal und Spanien, wo er es mit noch größeren Verteidigungslagen, bemannt von entschlossenen französischen Soldaten, zu tun hatte, wird behauptet, dass er die Schwierigkeiten der Belagerungsarbeit unterschätzt hatte, dass er von seinen leichten indischen Siegen sorglos und selbstgefällig geworden war. Darin mag ein Körnchen Wahrheit stecken, und bei Ciudad Rodrigo, Badajoz, Burgos und San Sebastian erlitt er schreckliche Verluste. Ich glaube, dass er nicht mal so sehr die Verteidigungsanlagen unterschätzte, sondern die Fähigkeit seiner britischen Truppen, sie zu überwinden, überschätzte.
    Erstaunlicherweise entsprachen die Truppen für gewöhnlich seinen hohen Erwartungen: die Schotten, die vier Leitern benutzten, um bei Ahmadnagar eine Stadt, und nur eine Leiter, um die große Festung Gawilgarh einzunehmen. Ihre Tapferkeit half die Tatsache zu verwischen, dass Belagerungen schrecklich blutige Arbeit waren, so furchtbar, dass die Truppen, egal, was ihre Kommandeure wünschten, eine eingenommene Festung als ihren eigenen Besitz betrachteten, den sie zerstören und schänden konnten, wie sie wollten. Dies war ihre Rache für das Grauen, das die Verteidiger ihnen angetan hatten. Es gab zweifellos ein großes Massaker in Gawilgarh, als der Sieg errungen wurde. Viele der Verteidiger müssen über die steilen Felsen entkommen sein, doch vielleicht die Hälfte der sieben- oder achttausend Mann starben in einer Orgie
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