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Sharon: die Frau, die zweimal starb

Sharon: die Frau, die zweimal starb

Titel: Sharon: die Frau, die zweimal starb
Autoren: Jonathan Kellerman
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Geld ist nur ein Mittel, nicht das Ziel. Und die Corporation hätte es überlebt - wird es überleben, mit mir oder ohne mich, sie kann jeden entbehren. Wenn erst einmal eine gewisse Größe erreicht ist, wird etwas dauerhaft. Sie können einen See trockenlegen, aber nicht einen Ozean.«
    »Was ist der Zweck?«
    »Rhythmus. Gleichgewicht. Alles in Gang zu halten - eine gewisse Ökologie, wenn Sie so wollen.«
    Ein paar Minuten später: »Sie haben immer noch nicht meine Frage beantwortet, Doktor.«
    »Ich werde keinen Staub aufwirbeln. Wozu wäre das gut?«
    »Gut. Was ist mit Ihrem Freund, dem Detektiv?«
    »Er ist Realist.«
    »Gut für ihn.«
    »Werden Sie mich trotzdem töten? Lassen Sie das von Royal Hummel machen?«
    Er lachte. »Natürlich nicht. Wie amüsant, dass Sie in mir immer noch Attila den Hunnen sehen. Nein, Doktor, Sie sind in keiner Gefahr. Wozu sollte das gut sein?«
    »Erstens kenne ich Ihre Familiengeheimnisse.«
    »Seaman Cross noch einmal? Noch ein Buch ?«
    Mehr Lachen. Es wurde zu einem Husten. Mehrere Meilen später kam die Ranch in Sicht, perfekt und unwirklich wie eine Filmkulisse.
    Er sagte: »Weil wir gerade von Royal Hummel sprechen, es gab da noch etwas, was Sie wissen sollten. Er wird nicht länger im Sicherheitsbereich tätig sein. Ihre Bemerkungen zu Lindas Tod haben mir doch ziemlich zu denken gegeben - erstaunlich, was eine frische Perspektive ausmachen kann. Royal und Victor waren Profis. Unfälle dürfen nicht vorkommen mit Profis. Bestenfalls waren sie schlampig. Schlimmstenfalls … Sie haben mir eine Einsicht vermittelt, spät im Leben, Doktor. Dafür schulde ich Ihnen sehr viel.«
    »Es war zunächst nur eine Theorie. Ich will keines Menschen Blut auf dem Gewissen haben, nicht einmal Hummels.«
    »Oh, um Gottes willen, würden Sie bitte mit Ihrem Melodram aufhören, junger Mann! Niemandes Blut steht auf dem Spiel. Royal hat einfach einen neuen Job. Hühnerställe müssen gesäubert werden. Mehrere Tonnen Guano sind jeden Tag zu schaufeln. Er wird älter, sein Blutdruck ist zu hoch, aber er wird’s schon schaffen.«
    »Was ist, wenn er sich weigert?«
    »Oh, das wird er nicht.«
    Er fuhr das Fahrzeug auf den leeren Pferch zu.
    »Sie haben Kruse das Foto von den stillen Partnerinnen gegeben«, sagte ich. »Die Mädchen wurden dort drüben aufgenommen.«
    »Faszinierend, was man auf alten Dachböden so alles findet.«
    »Warum?«, fragte ich. »Warum haben Sie es Kruse so lange gelassen?«
    »Bis vor kurzem dachte ich, er könnte Sharon helfen - ihnen beiden. Er war ein charismatischer Mann, sehr guter Redner.«
    »Aber er hat Ihre Schwester bluten lassen, lange bevor er Sharon kennenlernte. Zwanzig Jahre Erpressung - Psychospiele.«
    Er schaltete den Buggy in den Leerlauf und sah mich an. Der ganze Charme war weg, und ich sah dieselbe kalte Rohheit in seinen Augen, die ich gerade in Sharons gesehen hatte. Gene … Das kollektive Unbewusste …
    »Sei es, wie es sei, Doktor. Wie auch immer.«
    Er fuhr rasch los, stoppte den Buggy und parkte.
    Wir stiegen aus und gingen in den Innenhof. Zwei Männer in dunklen Anzügen und mit Skimasken standen da und warteten. Einer hielt ein dunkles Stück Gummi.
    »Bitte erschrecken Sie nicht«, sagte Vidal. »Die Augenbinde kommt weg, sobald es für Sie und mich sicher ist. Man wird Sie heil wieder abliefern. Versuchen Sie, die Reise zu genießen.«
    »Warum glaube ich Ihnen nur nicht?«
    Mehr Lachen, trocken und gezwungen. »Doktor, wir haben uns sehr anregend unterhalten. Wer weiß, vielleicht begegnen wir einander eines Tages wieder - auf einer anderen Party.«
    »Ich glaube nicht. Ich hasse Partys.«
    »Um die Wahrheit zu sagen«, sagte er. »Ich bin sie selbst müde.« Er wurde ernst. »Aber sollte es der Zufall trotzdem so wollen, dass wir einander noch einmal Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie mich nicht wiedererkennen würden. Nehmen Sie eine berufliche Schweigepflicht an, und tun Sie so, als wären wir einander nie begegnet.«
    »Das ist kein Problem.«
    »Danke, Doktor. Sie haben sich wie ein Gentleman benommen. Gibt es da noch etwas, was ich für Sie tun kann?«
    »Lourdes Escobar, das Dienstmädchen. Ein wirklich unschuldiges Opfer.«
    »Eine Entschädigung in dieser Hinsicht ist erfolgt.«
    »Verdammt, Vidal, mit Geld kann man nicht alles glatt bügeln!«
    »Ich kann da überhaupt nichts mehr glatt bügeln«, sagte er. »Wenn Ihnen das hilft und wenn Sie sich dann besser fühlen -
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