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Shantaram

Shantaram

Titel: Shantaram
Autoren: Gregory David Roberts
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verabredet.«
    »Arrey, bring sie doch mit, yaar«, schlug Sanjay vor. »Ist doch ein Mädchen, oder?«
    »Ja. Aber … wir müssen reden. Wir sehen uns später, Jungs.«
    Abdullah und Nasir wollten mich noch zu meinem Motorrad begleiten. Nach wenigen Schritten kam Andrew hinter uns hergerannt, meinen Namen rufend.
    »Lin«, sagte er nervös, als er mich erreicht hatte, »wegen dem, was auf dem Parkplatz passiert ist und so. Ich … ich wollte dir nur sagen … dass es mir leidtut, yaar. Ich wollte … na ja … mich entschuldigen, weißt du?«
    »Ist schon okay.«
    »Nein – ist es nicht.«
    Er nahm mich am Arm und führte mich beiseite, damit Nasir nicht mithören konnte. Dann beugte er sich vor und sagte leise und schnell: »Es tut mir nicht leid, was ich über Khaderbhai gesagt habe. Ich weiß, dass er der Boss war und alles, und ich weiß, dass du ihn … irgendwie geliebt hast …«
    »Ja. Hab ich irgendwie.«
    »Aber es tut mir trotzdem nicht leid, was ich gesagt habe. Weißt du, sein ganzes heiliges Gerede hat ihn nicht davon abgehalten, den alten Madjid an Ghani und die Sapnas auszuliefern, als er ein Opfer brauchte, um sich die Cops vom Hals zu halten. Und Madjid war angeblich sein Freund, yaar. Aber er hat zugelassen, dass sie ihn zerstückeln, nur um die Polizei abzulenken.«
    »Nun ja …«
    »Und mit seinen ganzen Regeln über dies und das und jenes sind wir zu nichts gekommen – Sanjay hat mir das Geschäft mit Chuhas Mädchen und den Videos übertragen. Faisal und Amir übernehmen das Garad. Wir werden Crores wie Sand am Meer damit verdienen. Ich kriege meinen Platz im Rat und sie auch. Khaderbhais Zeit ist vorbei, wie ich es gesagt habe.«
    Ich blickte in Andrews kamelbraune Augen und seufzte. Ich war meine Aversion gegen diesen jungen Mann seit dem Ereignis auf dem Parkplatz nicht mehr losgeworden. Ich konnte einfach nicht vergessen, was er gesagt hatte und dass es um ein Haar zu einem Kampf zwischen uns gekommen wäre. Seine kleine Rede jetzt machte mich nur noch wütender. Wenn wir nicht gerade von einer Trauerfeier für einen von uns beiden geschätzten Freund gekommen wären, hätte ich vermutlich schon zugeschlagen.
    »Weißt du, Andrew«, murmelte ich, ohne zu lächeln, »ich muss dir sagen, dass mich deine kleine Entschuldigung nicht sonderlich tröstet.«
    »Das war nicht die Entschuldigung, Lin«, erklärte er, verwirrt die Stirn runzelnd. »Ich wollte mich entschuldigen für das, was ich über deine Mutter gesagt habe. Das tut mir echt total leid, Mann. Das ist Scheiße, so was zu sagen – über deine Mutter oder die von jemand anderem. Niemand sollte so was Beschissenes über eine Mutter sagen. Es wäre dein gutes Recht gewesen, mich abzuknallen, yaar. Und … ich bin verdammt froh, dass du’s nicht getan hast. Mütter sind heilig, yaar, und ich bin sicher, dass deine Mutter eine prima Dame ist. Deshalb bitte ich dich wirklich darum, meine Entschuldigung anzunehmen.«
    »Geht klar«, sagte ich und streckte ihm die Hand hin. Er nahm sie mit beiden Händen und schüttelte sie heftig.
    Abdullah, Nasir und ich setzten unseren Weg zum Motorrad fort. Abdullah war ungewöhnlich still, und sein Schweigen strahlte etwas Beunruhigendes aus.
    »Fliegst du heute Abend wieder nach Delhi zurück?«, fragte ich ihn.
    »Ja. Um Mitternacht.«
    »Soll ich dich zum Flughafen bringen?«
    »Nein danke. Lieber nicht. Ich sollte nicht von der Polizei gesehen werden. Wenn du mitkommst, falle ich auf. Aber vielleicht sehen wir uns in Delhi. Es gibt da einen Job in Sri Lanka, den du mit mir machen könntest.«
    »Ich weiß nicht, Mann«, sagte ich und musste über seine Ernsthaftigkeit grinsen. »Auf Sri Lanka herrscht Krieg.«
    »Es gibt nirgendwo einen Mann und einen Ort ohne Krieg«, erwiderte Abdullah, und das schien mir die weiseste Aussage zu sein, die ich je von ihm gehört hatte. »Wir können immer nur eines tun: uns für eine Seite entscheiden und kämpfen. Das ist die einzige Freiheit, die wir haben: zu entscheiden, für oder gegen wen wir kämpfen. Das ist das Leben.«
    »Ich … hoffe doch, dass es noch mehr für uns bereithält, Bruder. Aber, Scheiße, vielleicht hast du recht.«
    »Ich glaube, dass du da einsteigen kannst«, sagte er nun, sichtlich belastet von dem, was er von mir verlangte. »Es ist die letzte Aufgabe für Khaderbhai.«
    »Wovon redest du?«
    »Khader Khan hat mich gebeten, das für ihn zu erledigen, wenn … wie war das – das Zeichen, glaube ich, oder die Botschaft – aus
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