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Shannara I

Titel: Shannara I
Autoren: Terry Brooks
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umarmte ihn.
     
    Der Talbewohner schlief lange Zeit, und als er erwachte, war die Nacht hereingebrochen. Er lag im Schutz eines Felsüberhanges an einer breiten Schlucht. Ein kleines Holzfeuer knisterte und lieferte zusätzliche Wärme zu dem Mantel, in den Shea gewickelt war. Sein Blick war wieder klarer geworden, und er starrte hinauf zu einem sternenbesetzten Nachthimmel. Er lächelte unwillkürlich. Er kam sich vor, als sei er wieder in Shady Vale. Einen Augenblick später trat Allanons dunkler Schatten in den schwachen Feuerschein.
    »Fühlst du dich besser?« fragte der Druide zur Begrüßung und setzte sich. Es war etwas Merkwürdiges um ihn. Er wirkte menschlicher, weniger unheimlich, und seine Stimme klang ungewohnt herzlich.
    Shea nickte.
    »Wie habt Ihr mich gefunden?«
    »Du hast mich gefunden. Erinnerst du dich an nichts?«
    »Nein, an nichts nach…« Shea zögerte. »War da irgend jemand - habt Ihr jemanden außer mir gesehen?«
    Allanon betrachtete seine sorgenvolle Miene, als überlege er, was er antworten solle, dann schüttelte er den Kopf.
    »Du bist allein gewesen.«
    Shea spürte ein Würgen in der Kehle, legte sich zurück und schluckte krampfhaft. Auch Panamon war also tot. Das hatte er nicht erwartet.
    »Geht es dir besser?« fragte die tiefe Stimme des Druiden. »Möchtest du jetzt etwas essen? Ich glaube, es wäre gut für dich, wenn du es tätest.«
    »Ja.« Shea setzte sich auf und zog den Mantel fester um sich. Allanon schöpfte Suppe in eine kleine Schüssel. Der Duft stieg Shea verlockend in die Nase. Dann dachte Shea plötzlich an das Schwert von Shannara und suchte in der Dunkelheit danach. Er entdeckte es schnell; es lag, schwach leuchtend, in seiner Nähe. Ein zweiter Gedanke veranlasste ihn, in den Taschen seines Rockes nach den Elfen-Steinen zu suchen. Er konnte sie nicht finden. Er geriet in Panik und suchte verzweifelt nach dem kleinen Lederbeutel, aber ohne Erfolg. Die Steine waren verschwunden. Shea sank betroffen zurück. Vielleicht hatte Allanon…
    »Allanon, ich kann die Elfen-Steine nicht finden«, stieß Shea hervor. »Habt Ihr -?«
    Der Druide trat zu ihm und reichte ihm die dampfende Suppe und einen kleinen Holzlöffel. Sein Gesicht war ein undurchdringlicher schwarzer Schatten.
    »Nein, Shea. Du musst sie verloren haben, als du aus der Messerkante geflohen bist.« Er sah den entsetzten Ausdruck in Sheas Gesicht und klopfte ihm begütigend auf die Schulter. »Es hat keinen Sinn, sich darüber jetzt noch Gedanken zu machen. Die Steine haben ihre Aufgabe erfüllt. Ich möchte, dass du etwas isst und dann wieder schläfst - du brauchst Ruhe.«
    Shea schlürfte mechanisch die Suppe. Er konnte den Verlust der Elfen-Steine nicht so leicht verwinden. Sie hatten ihn von Anfang an begleitet und bei jedem Schritt sein Leben geschützt. Wie konnte er nur so unvorsichtig gewesen sein? Er dachte nach und versuchte vergeblich, sich zu erinnern, wo er sie verloren haben mochte. Es hatte keinen Zweck. Das konnte überall gewesen sein.
    »Es tut mir sehr leid mit den Elfen-Steinen«, sagte er leise. Allanon zuckte die Achseln und lächelte schwach. Er wirkte müde und auf irgendeine Weise älter, als er sich zu Shea setzte.
    »Vielleicht tauchen sie später wieder auf.«
    Shea aß stumm die Suppe, und Allanon füllte die kleine Schüssel ein zweites Mal. Die warme Brühe tat dem erschöpften Talbewohner gut, und eine bleierne Müdigkeit breitete sich in seinem Körper aus. Die Augen wollten ihm wieder zufallen. Es wäre so leicht gewesen, sich dem Schlaf zu überlassen, aber er wollte nicht. Zu viele Dinge beschäftigten ihn noch, zu viele Fragen waren ohne Antwort geblieben. Er wollte die Antworten jetzt hören, von dem einzigen, der sie ihm geben konnte. Soviel hatte er sich verdient, nach allem, was er durchgemacht hatte.
    Er schob sich wieder hoch und bemerkte, dass Allanon ihn scharf beobachtete. In der Ferne zerriss ein lauter Vogelschrei die tiefe Stille. Shea lauschte. Das Leben kehrte zurück ins Nordland - nach all der Zeit. Er stellte die Suppenschüssel auf den Boden und wandte sich Allanon zu.
    »Können wir uns unterhalten?«
    Der Druide nickte stumm.
    »Warum habt Ihr mir nicht die Wahrheit über das Schwert gesagt?« fragte Shea leise. »Warum nicht?«
    »Ich habe dir alles gesagt, was du wissen musstest.« Allanons verschattetes Gesicht blieb unbewegt. »Das Schwert selbst verriet dir das übrige.«
    Shea starrte ihn ungläubig an.
    »Es war notwendig, dass du das
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