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Shanghai Love Story

Shanghai Love Story

Titel: Shanghai Love Story
Autoren: Sally Rippin
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Anna einer Gruppe Frauen, die ebenfalls Objektträger in den Händen hielten, zu einer plappernden Menge, die einen kleinen Tisch umringten.
    Sie hielt sich etwas abseits und wartete, bis sie an der Reihe war. Eine Frau hinter ihr stieß gegen ihren Rücken und eine andere versuchte, sich vorzudrängeln. Die Frauen stritten sich, wer als Nächste dran war. Der Tisch wurde von etwa zwanzig Frauen belagert, die alle um Aufmerksamkeit buhlten. Die Schwester hinter dem Tisch ließ sich Zeit, beschrieb in aller Ruhe die Etiketten für die Objektträger, während die Frauen sich gegenseitig schubsten und drängelten.
    Als Anna wieder angestoßen wurde, fluchte sie und hätte beinahe ihren kostbaren Objektträger fallen gelassen. Fest umklammerte sie das Glas und hoffte, dass es unter ihrem Griff nicht zerbrach. Man könnte glauben, wir seien Vieh, keine Menschen, dachte sie bitter.
    Â»Also?«, fragte Laurent, als Anna schließlich ohne den Objektträger wieder auftauchte.
    Â»Keine Ahnung.«
    Â»Was haben die Ärzte gesagt?«
    Â»Ich weiß nicht. Ich kann mich nicht erinnern.« Sie war den Tränen nahe.
    Â»Was?«
    Â»Ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich verstehe überhaupt nichts von dem, was sie sagen!«, brach es aus Anna heraus.
    Â»Oh Mann! Du bist ja zu gar nichts zu gebrauchen! Komm, wir suchen diese Ärztin.«
    Eilig stieg Laurent die Treppe wieder hinauf und Anna folgte ihm, dankbar, dass er wieder das Ruder übernommen hatte.
    In dem kleinen Büro saß die Ärztin und aß ihr Mittagessen. Sie war gar nicht glücklich, die beiden Ausländer wiederzusehen. Sie funkelte sie über den Rand ihrer Schüssel an, während sie Reis in ihren Mund schaufelte.
    Â»Was ist?«
    Â»Nun, wir haben noch kein Ergebnis«, sagte Laurent.
    Â»Kommen Sie morgen wieder.« Mit den Essstäbchen machte sie eine Bewegung, als wollte sie die beiden verscheuchen.
    Â»Wir wollen es heute wissen!«
    Â»Das ist nicht möglich. Außer Sie lassen einen Ultraschall machen.«
    Â»Dann wollen wir einen Ultraschall.«
    Â»Das ist nicht möglich.«
    Â»Warum?«
    Â»Es ist sehr teuer.«
    Â»Wir werden es bezahlen.«
    Â»Es ist nicht möglich! Nein, nein! Sie muss den ganzen Tag lang Wasser trinken und darf nicht auf die Toilette gehen. Ihre Blase muss voll sein, um etwas sehen zu können. Ansonsten ist es sinnlos. Dann kann man gar nichts sehen.«
    Â»Können wir es versuchen?«
    Â»Ich sage doch, es ist sinnlos. … Kommen Sie nach der Mittagspause wieder. Um vier Uhr, okay? Es ist im sechsten Stock. Nach der Mittagspause. Oder morgen.« Sie wandte sich wieder ihrer Schüssel mit Reis zu. Laurent schob Anna aus dem Büro. Sie wusste schon, wohin sie gehen würden.

    In dem Flur vor dem Zimmer, in dem die Ultraschall-Untersuchung gemacht wurde, stand eine große Teemaschine. Anna kauerte sich mit einem Krug kochenden Wassers daneben und blies auf die Oberfläche, um es abzukühlen, ehe sie die heiße Flüssigkeit schluckte.
    Laurent ging währenddessen im Flur auf und ab. Durch die geschlossenen Türen drang das Klicken von Essstäbchen und das Geplapper der Schwestern. Nach fünf Krügen fragte er. »Bist du jetzt voll?«
    Â»Ich habe mir den Mund verbrannt.«
    Â»Bist du voll?«
    Â»Ja.«
    Â»Na komm. Noch einen.«
    Anna schmollte, aber sie tat, wie geheißen. Dann klopfte Laurent an die Tür.
    Die Schwester funkelte die Ausländer an. »Wo ist Ihr Chip?«, fragte sie.
    Â»Sie hat ihn verloren.«
    Â»Mmm … War sie heute schon auf der Toilette?«
    Â»Nein.«
    Â»Hat sie viel Wasser getrunken?«
    Â»Ja.«
    Â»Mmm … Tut mir leid. Ohne Chip können wir nichts machen. Kommen Sie morgen wieder.«
    Â»Bitte lassen Sie sie rein«, flehte Laurent. »Meiner Frau geht es nicht gut. Wir können morgen nicht wiederkommen. Es ist zu anstrengend für sie. Wir wohnen weit weg.«
    Â»Woher kommen Sie?«, wollte die Schwester wissen, die noch nicht überzeugt war.
    Â»Aus Albanien«, erwiderte Laurent.
    Â»Oh«, sagte sie. »Dann kommen Sie rein.«
    Laurent wartete draußen.
    Anna wurde wieder zu einer Liege gebracht. Wieder legte sie sich hin. In diesem Zimmer befanden sich nur zwei Schwestern, die sie anlächelten. Eine flüsterte der anderen zu: »Sie kommt aus Albanien«, und strich Anna mit kühlen
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