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Shanghai Love Story

Shanghai Love Story

Titel: Shanghai Love Story
Autoren: Sally Rippin
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sich.
    Â»Würdest du mitkommen?«, bat sie Laurent. »Um zu übersetzen?« Sie wollte nicht zugeben, dass sie seine Anwesenheit beruhigend empfand.
    Laurent fragte die Schwester, ob er Anna begleiten dürfe. Sie errötete und meinte, sie müsse die Ärztin fragen. Normalerweise sei das eine Frauenangelegenheit. »Ich muss so tun, als sei ich dein Ehemann«, erklärte Laurent Anna.
    Die Ärztin kam und führte Laurent und Anna in ein kleines, leeres Büro. Sie setzte sich hinter einen Tisch mit einer Glasplatte und wies den beiden Ausländern zwei Stühle auf der anderen Seite des Tischs zu.
    Â»Also«, sagte sie in fast akzentfreiem Englisch, während sie etwas auf Chinesisch an den oberen Rand eines Formulars schrieb. »Wollen Sie es oder nicht?«
    Â»Wir wollen es«, sagte Laurent.
    Anna errötete.
    Die Ärztin runzelte die Stirn und wandte sich an Anna. »Wie alt sind Sie?«
    Â»Achtzehn.«
    Â»Hmm …« Sie füllte das entsprechende Kästchen aus und schob ihren Stift dann zur nächsten Frage. »Wann war ihre Periode fällig?«
    Â»Vor zwei Wochen.«
    Â»Oh. Kommt Ihre Periode normalerweise regelmäßig?«
    Â»Ja, sehr regelmäßig«, antwortete Anna.
    Â»Sind Sie verheiratet?«, fragte die Ärztin weiter.
    Â»Ja«, log sie und vermied es, Laurent anzuschauen. Sie wusste, dass eine Heirat in China eine große Sache war.
    Â»Haben Sie irgendwelche Beschwerden? Schmerzen?«
    Â»Nein. Aber ich habe gestern etwas Blut in meiner Unterhose entdeckt.«
    Laurent schaute Anna an.
    Â»Mmm … Das könnte eine leichte Monatsblutung gewesen sein, obwohl es auch in einer Schwangerschaft nicht ungewöhnlich ist. Wir sollten auch überprüfen, ob Ihnen eine Fehlgeburt droht.«
    Anna gab keine Antwort.
    Â»Wir müssen Sie untersuchen und einige Tests machen. Sie müssen in das Zimmer auf der anderen Seite des Flurs gehen, aber ich fürchte, Ihr Mann kann Sie nicht begleiten. Dort dürfen nur Frauen hinein.«
    Die Ärztin führte Anna durch das Wartezimmer und zeigte ihr, wohin sie gehen sollte. Laurent setzte sich und wartete.

    Im Untersuchungszimmer standen vier schmale Liegen mit schmutzig weißen Tüchern darauf, die faltig und schief auf den grünen Plastikmatratzen lagen. In einer Ecke standen zwei Schreibtische, und es waren eine Menge Frauen da. Einige trugen weiße Kittel und Gummihandschuhe, andere normale Straßenkleidung.
    Anna wurde zu einer der mittleren Liegen geführt. Die restlichen drei Liegen wurden Chinesinnen zugewiesen. Anna stemmte sich auf der Matratze hoch und legte sich dann hin.
    Eine Schwester kam zu ihr und wies sie an, ihre Jeans und die Unterhose auszuziehen und ihre Füße in die Steigbügel zu legen, die über der Liege hingen.
    Peinlich berührt zog sie sich aus, während die Schwester wartete. Dann schob sie ein Papiertuch unter Annas Hinterbacken.
    Alle im Raum schienen sie anzustarren. Sie schloss die Augen und versuchte, die Beschämung beiseitezuschieben. Die Schwester berührte Anna am Kopf. »Sehr schönes Haar.«
    Eine Ärztin kam mit einem Tupfer und ein paar Papiertüchern herbei. Sie zog sich Gummihandschuhe an und führte zwei Finger in Annas Scheide ein. Anna zuckte zusammen. Sie hatte gehofft, sie müsste nur in einen Plastikbecher pinkeln.
    Dann tat die Ärztin mit dem Tupfer das Gleiche. Als sie den Tupfer herauszog, starrten alle Anwesenden – außer Anna – fasziniert auf den kleinen, rosa gefärbten Wattebausch. Die Schwester gab Anna ein Papiertuch, mit dem sie sich säubern konnte, und bedeutete ihr dann, sich wieder anzuziehen. Die nächste Patientin stand schon neben der Liege und wartete ungeduldig, dass sie an die Reihe kam.
    Bevor sie das Untersuchungszimmer verließ, gab man Anna einen rosa verschmierten, gläsernen Objektträger. Draußen eilte Laurent ihr entgegen.
    Â»Alles klar?«, fragte er. »Du bist so blass.«
    Â»Ich bin es nicht gewohnt, vor einem Haufen Fremder untersucht zu werden.«
    Â»Die Chinesen haben keinen Sinn für Privatsphäre« sagte Laurent. »Was jetzt?«, fragte er und schaute auf den Objektträger in Annas Hand. Anna zuckte mit den Schultern. Laurent nahm sie am Arm und führte sie die Treppe hinunter, wohin all die anderen Frauen gingen, die aus dem Untersuchungszimmer kamen.
    Ein Stockwerk tiefer folgte
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