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Shampoo Planet

Shampoo Planet

Titel: Shampoo Planet
Autoren: Douglas Coupland
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»Amüsier dich gut in der Cowboy Bar.« »Sicher.«
     

64
     
    In der Cowboy Bar angekommen, behauptet Ronnie, Dans »Partner und Freund« aus der Immobilienära, zuerst, mein Gesicht nicht zu kennen. Dann, langsam über die Connection-Schiene mit Dan, dämmert's bei ihm. »Ich kenne dich. Du hast in Dans neuem Jaguar einen Hamburger gegessen, und er hat dir das nie verziehen, weil es danach nie wieder nach neuem Wagen roch.«
    »Genau der bin ich.«
    »Dan ist vielleicht 'n Typ.«
    »Das ist er mit Sicherheit.«
    Lillian, die Geschäftsführerin mit dem Schlüssel zur Kasse, in der Stephanies Brosche liegt, ist zur Pause, und ich sitze hier fest, bis sie wiederkommt.
     
    »Schlag zu.«
    Ronnie bittet mich nachdrücklich, auf sein Herz aus Kevlar zu hauen - eine Weste aus kugelsicherem Material. Wir stehen am Tresen der Cowboy Bar an der Route 666, weit hinter den Farmhäusern des Zwiebel-Canyons. Über unseren Köpfen auf dem Großbildschirm werden eingeschmuggelte, unzensierte Aufnahmen aus dem letzten Krieg gezeigt: Schwarzverkohlte Körper quellen wie widerlicher Pastateig aus zertrümmerten Chevrolets; Wäschefetzen hängen auf Leinen, die an abgestürzten Kampfflugzeugen voller politischer Slogans festgemacht sind, enthauptete, gesprayte Leichen hängen von den Zimmerwänden ausgeplünderter Hiltons herunter.
    Ich versetze Ronnies dürrer, kleiner Brust einen Schlag aufs Herz, nicht allzu heftig, weil ich weiß, daß die Weste kugelsicher ist. Trotzdem fällt seine Baseballmütze herunter.
    »Hach, siehste! Nix gespürt. Schau dir mal dies Material an.« Ronnie entnimmt einem Aluminiumkoffer Muster des Wundermaterials, das Hersteller von Schutzvorrichtungen, die er jetzt vertritt, verwenden. »Alles drin: Nomex, PLZT, Tyrolit, Thermoplaste, Polykarbonat-Harze ...« Wie Edelsteine bietet er mir Vierecke von Materialien an, die bis vor kurzem in unserem Universum überhaupt nicht existierten -bis die Einzigartigkeit des Menschen sie Wirklichkeit werden ließ.
    Ich behandele Ronnies Spezialschutz-Materialien besonders ehrfürchtig, so als hielte ich das Baby einer Berühmtheit im Arm. Die Wände der Cowboy Bar um mich herum wirken jetzt, als beständen sie aus aneinandergelegten Styropor-Platten, isoliert mit Kunststoff, verglichen mit diesen Materialien in meinen Händen.
    »Es heißt«, sagt Ronnie, »daß die Anlagen große Bestellungen aufgeben werden, sobald das neue Giftmüllentsorgungsgesetz durchkommt. Im LKW habe ich 'ne vollständige Serie an Anti-Isotop-Ausrüstungen. Willst du sie sehen?«
    »Ein andermal, Ronnie.« Meine Füße treten knirschend auf etwas Kleines. Ich fasse nach unten, ziehe den Gegenstand des Anstoßes - einen herausgeschlagenen Zahn - aus der Gummisohle meiner Basketballschuhe und schnippe ihn angewidert in die Ecke, hinein in Staubflusen und andere beiseite gefegte, verlorene Zähne. Dann nehme ich einen Schluck aus meiner Flasche Designated-Driver-Bier.
    Seltsam, daß mir in Europa die Cowboy-Bar-Atmosphäre fehlte - dieses Ochsen-am-Spieß-Brutzeln der Neuen Welt -, Bars in der Größe von Einkaufszentren, Einkaufszentren in der Größe von Königreichen; die krakeelende Futtertrog-Sexualität von Cowboy Bars und die Country-Western-Brutalität, die manchmal nach Freiheit schmeckt und manchmal nach Grauen.
    »Du solltest mich und Renee mal besuchen«, bietet mir Ronnie an. »Wir wohnen draußen am Onion Slopes. Nicht weit von Dans Haus. Spitzenmäßige Landerschließung. Es verkauft sich nur zur Zeit nicht.«
    »Klar, Ronnie. Danke.« Ich war nur ein einziges Mal vor Jahren bei Ronnie, um Entwürfe für Dan abzugeben. Ronnies Frau Renee öffnete die Tür und rieb sich dabei Lanolinsalbe auf offene Stellen an ihren Hachsen und Ellbogen. »Verbrennungen vom Teppichboden«, erwiderte sie auf mein Glotzen. Während ich darauf wartete, daß Dan ein paar andere Dokumente zusammengesucht hatte, setzte sich Renee mir gegenüber auf die Couch und spielte an einem Bläschen im Mundwinkel herum. Um sie nicht die ganze Zeit anzustarren, begann ich meinerseits an einigen gelben Flecken auf dem braunen Couchbezug herumzuspielen. »Das sind Stärkenitrat-Flecke«, wurde ich daraufhin informiert.
     
    Ronnie ißt die letzte Verrücktheit aus der Bar: gekochte Hühnereier, die bereits befruchtet sind. »Schmecken toll«, empfiehlt er. »Wie Eier und Huhn zusammen.«
    »Zweifellos eine Geschmackssensation.«
    Auf dem Großbildschirm über uns wird der Blick auf ein mit Plastiksprengstoff
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