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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch
Autoren: Marjorie M. Liu
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wenig, dass Dean den Kopf schüttelte.
    »Artur bringt mich um, wenn Ihnen etwas zustößt.«
    »Unfug«, gab sie zurück.
    »He!«
    »Bringen Sie mich nicht dazu, Ihnen wehzutun.«
    Sein Blick sagte ihr deutlich, dass er glaubte, sie könnte nicht mal einer Fliege etwas zuleide tun. Das traf auch zu, nur war Dean eben keine Fliege.
    »Wir haben für so was keine Zeit.« Blue trat zwischen sie. Sein Blick war eisig. Er versuchte, Elena damit zum Nachgeben zu zwingen, aber er war nicht Charles Darling. Elena zuckte nicht mal mit der Wimper. Vielleicht verlieh ihr ja diese hartgesottene Haltung eine gewisse Glaubwürdigkeit, entweder das, oder Blue war klüger als Dean und hütete sich, sie zu unterschätzen. Jedenfalls lenkte er ein, aber in der Sache blieb er ebenso unnachgiebig wie seine Freunde. »Sie können nicht mitgehen, Elena. Dean hat recht. Außerdem verlieren wir unsere einzige Verbindung zu Artur, wenn Ihnen etwas zustößt. Sie müssen hier bei mir bleiben und versuchen, Kontakt mit ihm aufzunehmen. So können Sie Ihre Energie am sinnvollsten einsetzen.«
    Das klang wie von einem Politiker. Elena sparte sich die Mühe, ihm zu widersprechen. Sie würde ihre Farm darauf verwetten, wirklich, dass nichts, was sie sagte, diesen Mann umstimmen konnte. Er sah in ihr nur eine unbekannte Frau, die sich noch beweisen musste. Also gut. Sie wusste auch, wie man Spielchen spielte. Mittlerweile war sie fast eine Meisterin darin.
    Armes kleines Bauernmädchen. Von wegen!
    »Einverstanden.« Sie warf Amiri einen Seitenblick zu. Er traute ihrer Nachgiebigkeit nicht, das sah sie, aber er respektierte sie genug, um ihre Motive nicht zu hinterfragen.
    »Vielleicht sollte ich mit Ihnen gehen«, wandte er sich an Dean. »Ich kenne Arturs Geruch.«
    »Okay.« Dean legte sein Schulterhalfter an und zog ein leichtes Jackett darüber. Koni trat ins Schlafzimmer. Elena sah seinen nackten Rücken, als er sich auszog. Im nächsten Augenblick umhüllte goldenes Licht seinen Körper, und dann hörte Elena das Schlagen von Flügeln.
    »Brauchen Sie etwas?«, erkundigte sich Dean bei Amiri.
    Der Gestaltwandler schüttelte den Kopf und hob eine Hand. Dasselbe goldene Licht wie bei Koni schimmerte darauf, Muskeln dehnten sich, Haut wurde zu Fell, und scharfe Klauen blitzten auf. Ebenso schnell verwandelte er sich wieder in einen Menschen zurück.
    »Mein Gott, das schlägt mir immer noch auf den Magen.« Dean schoss aus der Tür. Amiri warf Elena einen letzten Blick zu, beruhigend vielleicht, oder mitfühlend, und dann folgte er ihm. Elena drehte sich um. Blue hockte schon wieder in der Nische und rief die Computerdateien des Theaters auf. Rik stand direkt hinter ihm und sah über seine Schulter auf den Bildschirm. Ein kleines Delfinjunges, das gefallen wollte.
    Sei nicht so ungerecht. Du weißt, wie er sich fühlt.
    Natürlich tat sie das - sie wusste, wie es sich anfühlte, verirrt zu sein, allein, und verzweifelt zu versuchen, seinen Platz in der Welt zu finden. Eine Verantwortung. Die Definition ihrer Identität und Persönlichkeit. Aber das hatte sie hinter sich. Elena wusste, wer sie war und was sie zu tun hatte.
    Sie ging zum Fenster und suchte tief in ihrem Herzen nach Artur. Wieder stieß sie gegen diese Barriere. Sooft sie es auch versuchte, sie wurde jedes Mal abgeschmettert. Sie starrte auf die Straße unter ihr, nahm die meisterhafte Architektur der Innenstadt in sich auf, die eleganten Kurven und Linien der
    Gebäude, geschaffen, um die Zeiten zu überdauern. Diese Baumeisterkunst würde weit länger auf dieser Welt bestehen bleiben als sie selbst.
    Elena lauschte Blue und Rik. Sie waren ganz in ihre Diskussion über Beobachtung und Elektronik vertieft. Ihr fiel wieder ein, was Rik über sein Gehör gesagt hatte: außerhalb des Wassers war es nicht außergewöhnlich. Bei Blue dagegen musste sie einfach riskieren, dass er ähnlichen Beschränkungen unterlag. Bis zu einem gewissen Punkt war er auch nur ein Mensch.
    Sie war leise. Und sie hatte Glück. Sie unterschätzten sie. Elena schlüpfte aus der Wohnung, ohne dass die Männer es bemerkten.
    Sie ging hinunter auf die Straße und setzte sich in Bewegung. Sie wollte einfach weg von dem Haus, weit weg, falls sie nach ihr suchten. Sie entspannte sich und leierte Arturs Namen wie ein Mantra herunter, während sie gleichzeitig nicht begreifen konnte, wieso sie ihn nicht erreichte. Warum ging das manchmal so einfach, und dann, wenn es darauf ankam, geschah gar nichts? Sie
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