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Shadow Touch

Titel: Shadow Touch
Autoren: Marjorie M. Liu
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Windeln zu tragen und mit Klapperschlangen zu spielen. Dazu war sie fähig, und sie würde es tun, sei es auch nur zu ihrer Belustigung.
    Artur ließ sich tiefer in sich selbst hinabfallen, suchte nach Elena. Sie waren jetzt zwei Seiten einer Medaille, und sie zu berühren war wie Denken, wie Atmen. Er riss die Barriere ein.
    Artur! Er fühlte, wie ihr Ärger in Angst umschlug, als sie die Dunkelheit wahrnahm, die am Ende von Nikolais Griff lauerte. Artur, was ist da los?
    Beatrix Weave hat mich gefunden. Du musst es den anderen sagen. Ihr müsst einen Alternativplan entwerfen. Das Treffen - er konzentrierte sich, suchte in Nikolais Erinnerungen - dieses Treffen findet im Taganka-Theater statt, morgen um zwanzig Uhr. Du musst es verhindern!
    Wir werden es zusammen verhindern. Ich komme dir zu Hilfe.
    Nein! Elena ...
    Ich komme.
    Sie trennte ihn ab. Ganz und gar und überraschend. Er hatte nicht gewusst, dass sie so etwas konnte. Vielleicht hatte sie etwas gelernt, in seinem Geist gefunden, und sich instinktiv die Fähigkeiten und das Wissen angeeignet, so wie er es mit anderen tat. Er fragte sich, was sie noch alles lernen würde -und was er von ihr lernen konnte.
    »Sie können ihn jetzt loslassen«, befahl Graves Nikolai. Artur wusste nicht, ob Beatrix sie hören konnte oder ob sie Graves eine gewisse Kontrolle über den Faden gewährte. Jedenfalls gehorchte Nikolai. Schweiß strömte ihm über das Gesicht und er zitterte vor Wut. Der Mafiaboss rutschte auf der Bank zurück und umklammerte seine Hand. Artur empfand nicht besonders viel Mitgefühl.
    »Also dann.« Graves musterte Artur von Kopf bis Fuß. »Wirklich, was für ein Anblick für meine müden Augen. Ich wusste, dass ich Sie Wiedersehen würde, aber so bald hatte ich nicht damit gerechnet. Ich hatte Sie für zu klug gehalten, um sich in so etwas einzumischen.«
    »Informationen«, erwiderte Artur. »Oder haben Sie das schon vergessen?«
    »Nein«, antwortete Graves leise. »Nein, das vergesse ich nicht. Wie überaus schade, Mr. Loginov. Wenn ich Sie so sehe, wird mir wieder bewusst, wie unbefriedigend es sein wird, Sie umzubringen. Dennoch fürchte ich, dass ich gezwungen sein werde, genau dies zu tun, noch bevor diese Nacht vorbei ist. Sie haben Ihre Nützlichkeit beinahe überlebt. Diesmal ist es kein Bluff.«
    »Das glaube ich erst, wenn ich die Kugel bekomme.«
    »Immer optimistisch. Das gefällt mir an Ihnen. Aber ver-stehen Sie ...«, sie beugte sich vor und lächelte, schwach und grausam, »Miss Weave ist nicht mehr an den Geheimnissen in Ihrem Kopf interessiert. Sie wird die Antworten auf einem anderen Weg bekommen.«
    »Ihr missfällt das Scheitern«, gab Artur zurück. »Ihnen ebenfalls. Dass Sie mich nicht brechen konnten, brennt Ihnen auf der Seele, stimmt’s? Besser, mich zu töten, als mit dieser Niederlage leben zu müssen oder erneut bei dem Versuch zu scheitern, mich zu kontrollieren.« Er registrierte, dass Nikolai ihn aufmerksam beobachtete, und fragte sich, ob es nur der Mann war, oder auch die Frau, die lernte und einschätzte.
    »Sie haben wohl Englisch gelernt, indem Sie sich Seifenopern angesehen haben«, entgegnete Graves. »Sie sind immer so melodramatisch. Aber ... ja, Mr. Loginov. Tatsächlich verabscheut sie Fehlschläge. Aber Sie hasst sie noch mehr.«
    »Trotzdem lebe ich noch.«
    »Stimmt. Aber beglückwünschen Sie sich dafür nicht zu vorschnell.« Graves schnippte mit den Fingern. Zwei große Männer tauchten in der Tür der Kapelle auf und sahen die Frau fragend an. »Bringt ihn nach Hause. Und sorgt dafür, dass er euch nicht berührt, falls das möglich ist.«
    »Noch mehr Geheimnisse?«, erkundigte sich Artur.
    »Nein. Sie sind einfach zu gefährlich.«
    »Endlich, ein aufrichtiges Kompliment.«
    »Ich dachte, Sie hätten es verdient. Jeder Mann sollte in seiner letzten Nacht noch etwas Nettes erleben.«
    »Und? Wer ist jetzt der Optimist?«
    Graves lächelte. Die Männer brachten ihn fort, aus der Kirche hinaus zu einem wartenden Wagen. Einer von ihnen stach ihm eine Nadel in die Hand.
    Es wurde dunkel.

16
    Elena hielt sich für eine unkomplizierte Person. Sie hatte keine echten Probleme, dafür einen ausgeprägten Sinn für Humor, und sie besaß Mut, manchmal jedenfalls. Trotz ihrer Neigung zu Zurückgezogenheit und Einsamkeit wusste sie sehr wohl mit Menschen umzugehen und genoss das auch bei gewissen Gelegenheiten.
    Zu denen ihre jetzige Lage zweifellos nicht gehörte. Sobald Artur gegangen war, war Elena Amiri
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